Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
hätte ungefährlich sein sollen«, meinte Linden. »Ihr habt schon zuvor mit Drachenseelen gesprochen und nie jemandem Schaden zugefügt.«
Maurynna ließ den Kopf an Lindens Schulter sacken. »Aber das war nicht Kyrissaean, verflucht soll sie sein.« Sie verbiß sich nur mühsam die Tränen. Wenn sie ihre Drachenhälfte nur selbst erreichen und es mit ihr ausfechten könnte! »Zumindest hat sie mich nicht halb umgebracht, als Rathan versucht hat, mit ihr zu sprechen.«
*Kleine Verwandte*, sagte Morien. Seine Gedankenstimme war beinahe nur noch ein Flüstern. *Ich habe dich in Gefahr gebracht -*
»Morien …«, erwiderte Maurynna. Sie weigerte sich, vor dem Echtdrachen in Tränen auszubrechen; es war eine Sache des Stolzes. Aber wenn er sich weiter entschuldigen würde, würde sie weinen. »Es ist nicht Eure Schuld. Bitte.«
*Das ist sehr freundlich von dir*, sagte Morien und nickte ihr zu. Sie fragte sich, ob er ihre Angst gespürt hatte. *Ich danke dir.* Der Seher kam wieder auf die Beine; Sonnenlicht blitzte auf seinen moosgrünen Schuppen. Auch die anderen Echtdrachen erhoben sich.
Maurynna stand reglos da, als Morien über ihr aufragte. Er bog den Hals, so daß er mit der Spitze seiner Schnauze ihre Stirn wie bei einem Segen berührte. Seine Schuppen an ihrer Haut waren angenehm kühl.
*Ich sehe nicht mehr so deutlich, wie ich es einmal konnte, Kleine, und ich bin nicht ganz sicher, was du bist, aber ich denke, du wirst eines Tages wichtig für uns sein. Ich würde bleiben, um mich zu überzeugen, daß es dir gutgeht, kleine Verwandte, aber wir müssen den Unsrigen ernste Nachrichten bringen. Wir dürfen uns nicht länger aufhalten. Leb wohl, Maurynna Kyrissaean.*
Morien riß seinen großen Kopf hoch. Linden packte Maurynna und zog sie rückwärts, als der Echtdrache die Flügel ausbreitete. Die anderen taten es ihm nach.
»Wir müssen ihnen Platz machen«, sagte er und zog sie in stolpernden Laufschritt. Boreal trabte neben ihnen her, als sie zum Rand der Wiese liefen.
Maurynna stand an Lindens Seite, die Arme fest um ihn geschlungen, heftiger atmend, als durch den kurzen Lauf zu erklären war, und erschüttert von Morlens Worten. Es hatte sich so angefühlt, als ob er nur zu ihr gesprochen hatte. Sie sah zu, wie sich die Echtdrachen vor dem Auffliegen duckten.
*Lebt wohl, kleine Verwandte!* erscholl ein Chor von Drachenstimmen.
Mit einem gewaltigen Sprung seiner Hinterbeine warf Morien sich in die Luft. Selbst dort, wo sie stand, konnte Maurynna die Luft spüren, die die gewaltigen Flügel aufwirbelten. Dann folgten Galinis und Talassaene ihrem Anführer, ihrerseits gefolgt von Aumalaean und Aeld.
Was hat er gemeint? fragte sich Maurynna, während sie den Echtdrachen hinterhersah.
Sie war beinahe da. Es gelang Lleld, noch rascher mit den Flügeln zu schlagen. Noch einen Augenblick, und dann würde sie den Hügelkamm überfliegen und sehen …
»Ah!« schrie Lleld. Mehr konnte sie in Drachengestalt nicht äußern – als sie rückwärts durch die Luft geschleudert wurde.
Fünf riesige Gestalten waren plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht. Nur Llelds geringe Größe verhinderte eine Katastrophe; sie war so beweglich wie eine Schwalbe und in der Luft ebenso Akrobatin wie am Boden.
Dennoch, das war knapp gewesen. Der saphirblaue Echtdrache, mit dem sie beinahe zusammengestoßen war, brüllte in zorniger Überraschung auf. Scharlachrote Flammen brachen aus seinem Maul. Lleld klemmte die Flügel fest an den Körper und ließ sich fallen wie ein Stein, bis sie außer Reichweite war.
Diese Flammen waren wirklich zu nahe gewesen.
Ich bitte um Verzeihung, Ihr Herren! rief sie. Ich wußte nicht, daß Ihr …
Der Echtdrache brüllte und folgte ihr; Berserkerwut blitzte in seinen Augen auf. Lleld vollführte eine blitzartige Wendung und flog um ihr Leben.
*Das reicht, Aumalaean! Lösch das Feuer. Es war nur ein ehrlicher Fehler, und nichts ist geschehen*, sagte Morien der Seher. ’Kleine Verwandte, habt keine Angst!*
Lleld schaute über die Schulter zurück, sah zu, wie Aumalaean mit seinem Zorn rang, sah, wie der Befehl seines Anführers ihn schließlich überzeugte. Er klappte die Kiefer zu, mit einem Geräusch, wie wenn ein Fallgitter niederkracht. Immer noch wütend warf er ihr einen Blick zu.
Trotz Morlens Versicherung wartete Lleld, bis der Rauch, der aus Aumalaeans Nüstern drang, dünner geworden war, bevor sie sich den Echtdrachen in ihrem Kreis anschloß. Es würde unendlich
Weitere Kostenlose Bücher