Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
demütigend sein, mit einem angesengten Schwanz in die Festung zurückzukehren. Das würde man ihr ewig vorhalten.
Morien sagte: *Das war ein sehr geschickter Flug, kleine Verwandte.* Seine Geistesstimme klang amüsiert. *Und wenn es dir gutgeht – wie es mir scheint –, werden wir unsere Heimreise fortsetzen. Wir bringen schlechte Nachrichten nach Hause.*
Es wird also tatsächlich ein Echtdrache in Jehanglan gefangengehalten! stellte Lleld triumphierend fest, aber nur zu sich selbst. Zu Morien sagte sie respektvoll: Es geht mir wirklich gut, Herr, und ich danke Euch für das Kompliment.
*Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Aber ich möchte dich bitten, dich um die anderen Drachenlords zu kümmern, die noch auf der Wiese sind. Ich denke, es geht ihnen gut, aber … *
Mehrere Drachenlords? Also nicht nur Linden. Und es geht ihnen jetzt wieder gut?
Llelds Gedanken überschlugen sich. Das einzige, was Linden zu solcher Eile veranlassen würde, wäre eine Bedrohung seiner Seelengefährtin. Also war auch Maurynna dort unten; sie mußte ausgeritten sein. Aber worin bestand die Bedrohung? Zweifellos nicht in den Echtdrachen, selbst wenn dieser Aumalaean ein reizbarer Bursche war. Und wieso war Linden verletzt? Sie konnte es kaum erwarten, alles herauszufinden.
Es wird mir eine Freude sein, Herr.
War das ein unterdrücktes Lachen, das sie da im Geist spürte? Bevor sie noch etwas sagen konnte, wendeten die fünf Echtdrachen und flogen weiter nach Norden.
*Ich danke dir, kleine Verwandte*, konnte sie noch leise hören. Und diesmal war das Lachen deutlich. Lleld schnaubte; zwei kleine Rauchwolken drangen aus ihren Nüstern.
Was war daran so komisch? dachte sie gereizt. Dann erinnerte sie sich an die Aufgabe, die man ihr übertragen hatte, und ihre Laune besserte sich. Das hier würde besser werden als eine Bardengeschichte.
Diesmal gab es keine Überraschungen, als sie den Hügelkamm überflog. Sie entdeckte nur Linden, Maurynna und Boreal auf der Wiese unter sich. Lleld zog die Flügel an und ging in Sturzflug. Ihre Schuppen kribbelten geradezu von dem Bedürfnis, alles zu wissen.
Entferntes Zorngebrüll drang an ihre Ohren.
»Was ist denn?« wollte Maurynna wissen. Sie spannte sich in Lindens Armen an, und ihre Hand zuckte zu dem Dolch an ihrem Gürtel.
»Etwas hat die Echtdrachen angegriffen«, meinte Linden grimmig. Er ging ein paar Schritte rückwärts, um genug Platz zur Verwandlung zu haben, und fluchte, als seine gequälten Muskeln Einspruch erhoben.
»Denk nicht einmal daran, du Narr!« rief Maurynna. »Du bist verletzt.« Sie packte ihn an seinem Hemd und riß ihn zu sich, bis sich ihre Nasen beinahe berührten. »Was immer es ist, es gibt nichts, was ein lahmer Drachenlord unternehmen kann, um fünf Echtdrachen zu helfen, hast du mich verstanden? Wir werden alle anderen rufen …«
Linden starrte sie wütend an, als sie ihn an seine Verwundung erinnerte. Es half nichts, daß sie recht hatte. Aber es ärgerte ihn unglaublich, hilflos zu sein, wenn …
Eine entfernte Bewegung hinter Maurynnas Schulter erregte seine Aufmerksamkeit. Einen Augenblick lang konnte er kaum glauben, was er sah, dann sagte er sich: Wer sonst hätte es sein können? Er begann zu lachen.
Maurynna wich ein wenig zurück, als glaubte sie, er hätte den Verstand verloren und es könnte ansteckend sein. Sie ließ sein Hemd allerdings nicht los. »Was ist?« sagte sie, dann schaute sie über die Schulter.
»Verlaß dich darauf«, meinte Linden, »daß Lleld die erste sein wird, die es erfahrt.«
Maurynna sah mit kaum unterdrücktem Zorn zu, wie Linden ungeschickt sein Hemd auszog und Lleld seinen verletzten Rücken präsentierte. Sie sollte diejenige sein, die das für ihn tat, nicht Lleld, kein anderer Drachenlord, nicht einmal ein Echtdrache. Und an allem war nur Kyrissaean schuld!
Sie verzog mitleidig das Gesicht, als sie sah, wie schmerzlich langsam er sich bewegte. Ihr Götter, er mußte sich jeden Muskel in seinem Rücken und den Schultern gezerrt haben, daß er sich so bewegte. Und wie hatte er das getan? Daß er sich weigerte, ihr davon zu erzählen, half weder gegen ihre schlechte Laune noch gegen die Kopfschmerzen.
Also gut, das bedeutete wahrscheinlich nur, daß er sich dumm genug angestellt hatte, um zu wissen, daß er Schelte verdiente. Oder sogar eine verspätete Kopfnuß, dachte sie säuerlich. Nur zur Erinnerung daran, daß er das, was immer es war, niemals wieder tun würde.
Was immer er getan hat, er hat
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