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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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wortlosen Übereinkunft wandte sich das Gespräch dann anderen, angenehmeren Themen zu.
    Die Klippe verlockte ihn. Hodai kroch auf allen vieren zum Rand und spähte hinüber. Das Tal unten lag schon im Dunkeln.
    Aber nichts war finsterer als sein Herz. Er hatte den Mann verraten, den er wie einen Großvater liebte und der ihn seinerseits wie einen Enkel betrachtete. Er erinnerte sich, wie freundlich der Nira ihn behandelt hatte, als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. An diesem Tag hatte er dem alten Mann sein Herz geschenkt.
    Er hatte den Tod verdient. Aber er war jung, und der Gedanke ans Sterben machte ihm angst.
    Dann sang der Wind in den Felsen unter ihm, und er hörte ein Echo der Stimme des Phönix. Eines Tages würde diese Stimme ihm gehören.
    Hodai kroch wieder zurück.
    Tarens Kopf sackte nach vorn; im nächsten Augenblick döste er ein, wie es viel ältere Männer oft taten, schnell und mühelos, ebenso rasch wieder zu wecken, wie er in seinen Traum verfiel. Linden streckte Maurynna die Hand hin.
    »Komm«, flüsterte er und zog sie vom Boden hoch. »Ich will mehr über Jehanglan erfahren, da Taren in der Mitte unserer Fragen eingeschlafen ist.«
    Jekkanadar hatte das gehört und flüsterte seinerseits: »Ah. Denkst du vielleicht an dasselbe wie ich?« Er zeigte zur Decke.
    Linden lächelte. »Ja.«
    Er verließ das Zimmer als erster, Maurynnas Hand warm in seiner. Lleld zupfte den Schal ein wenig fester um Tarens Schulter, als sie auf ihrem Weg zur Tür an ihm vorbeikam. Sobald sie im Flur waren, ging Jekkanadar voraus und verstreute eine Handvoll Kaltfeuer vor ihnen.
    »Wohin gehen wir?« hörte Linden Raven Otter zuflüstern. »In die Bibliothek«, sagte der Barde. »Ich wette, Lukai und Jenna sind noch wach und herrschen über ihr Königreich.«
    Jekkanadar grinste über die Schulter zurück. »Du wirst niemanden Finden, der dagegen wettet, Barde, nicht im gesamten Schloß. Wir kennen unsere Archivare zu gut.«
    Taren lauschte, als die leisen Schritte im Flur verklangen. Fluchend warf er den Schal zu Boden. Verdammt sollten sie sein, daß sie so viele – und so neugierige – Fragen stellten! So müde er es war, sich krank zu stellen, er war doch froh, eine solche Zuflucht zu haben. Er würde sie so oft wie notwendig nutzen.
    Ein plötzlicher Schauder erinnerte ihn daran, daß es nicht nur Betrug war. Die Krankheit hatte ihn immer noch in den Klauen. Er griff wieder nach dem Schal und wickelte ihn sich um die Schultern.
    Diese da waren die Vier. Er spürte es. Sie würden seinem Herrn den Thron von Jehanglan geben – falls die verfluchten Echtdrachen keinen Erfolg hatten.
    Aber das ist unmöglich. Das Orakel hat nichts von einer solchen Katastrophe gesagt.
    Taren ging im Zimmer auf und ab und stieß dabei die übelsten Beschimpfungen aus, die ihm einfielen. Die Echtdrachen mußten einfach versagen, das sagte er sich wieder und wieder. Wenn sie nicht versagten, würde das Fürst Jhanuns Orakel vollkommen in Frage stellen. Und das war unmöglich.
    Aber kein Orakel sah alles, nicht einmal das eines Nira.
    Verflucht sollten sie sein!
    Er hoffte allerdings, daß, was immer geschehen mochte, bald vorüber wäre. Dieses Warten brachte ihn um den Verstand.
    Jekkanadar führte sie den Flur entlang zu einer Holztür. Als er sie öffnete, war dahinter eine schmale Steintreppe zu sehen. Sie führte in Spiralen nach oben; und bei jedem Schritt spürte Linden die glatten Senken in den Steinstufen, Zeugen der vielen Drachenlords, die hier in den Jahrhunderten seit der Erbauung des Drachenhorts Wissen oder einfach nur Ruhe gesucht hatten.
    Und wie viele von uns sind voller Unruhe hier heraufgekommen, weil wir die Aufgaben, die unsere Lehrer uns gestellt haben, nicht bewältigen konnten? fragte er sich, und er erinnerte sich daran, wie es gewesen war, neu im Schloß zu sein und jene Sprachen der fünf Königreiche lernen zu müssen, die er noch nicht beherrschte. Jetzt konnte er darüber lächeln, aber der alte Brithian – sein Lehrer des Pelnaranischen – hatte ihm immer schreckliche Angst eingejagt; ein Gespenst längst vergangener Unruhe nagte an ihm, als er die letzte Stufe erreichte. Er hielt inne, um die Tür am oberen Ende der Treppe zu schließen, bevor er den anderen den Flur entlang folgte.
    Sie betraten die Bibliothek. Jenna, die Kir-Archivarin, saß an einem Tisch nahe dem Fenster; sie blickte überrascht von ihrem Buch auf. Lukai, ihr echtmenschlicher Kollege, kam mit einem Staubwedel in der Hand

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