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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Shima, der Älteste, das Bedürfnis, Yerrin zu sehen, die weiten Grasebenen wie ein Meer aus schimmerndem Grün, und die kiefernbewachsenen Berge, in Nebel und Wolken gehüllt.
    Dieser Mann hier war ein Bild aus ihrer Vergangenheit. Rotes Haar, blaue Augen, Sommersprossen auf dem Nasenrücken; so hatte ihr Vater ausgesehen, ihre Brüder, ihre Onkel. Er drehte sich im Sattel um, um nach seinem Gepäck zu schauen, und sie sah den Clanzopf, der ihm wie ein Band aus hellem Feuer über den Rücken hing.
    Sein Clanzopf. Ihre Hände fuhren unwillkürlich zu ihren eigenen, die sie wie alle Yerrin-Frauen an der Schläfe trug. Sie strich darüber. Nach all dieser Zeit konnte sie sich immer noch nicht dazu durchringen, sie aufzugeben. Sie war immer noch Yerrin. Das würde sie bleiben bis zum Tod – wie jeder von diesem Volk.
    Und diese Wahrheit war eine Waffe.
    Mit den Satteltaschen war offenbar alles in Ordnung, denn der Reiter trieb sein Pferd nun weiter an. Lerche sah zu, bis er schließlich an einer Biegung aus ihrem Blickfeld geriet. Sie schloß die Augen, um besser lauschen zu können.
    Zunächst nichts. Dann wieder das Klirren metallbeschlagener Hufe auf Stein. Sie wartete, als das Geräusch näher kam, dann drückte sie dem Pferd die Fersen in die Flanken. Sie trotteten den Abhang wieder hinunter und zurück auf den Weg, um ihn zu blockieren.
    Sie hatte den Zeitpunkt gut gewählt. Raven war noch nicht in Sicht. Lerche wickelte ihr Jelah ein wenig fester um sich und wartete. Das andere Pferd näherte sich stetig; sie konnte den Hengst leise schnauben hören. Jeden Augenblick nun …
    Der Reiter zügelte seinen Hengst und stieß einen erstaunten Ruf aus. Eine Hand zuckte zu dem Dolch an seiner Seite und wurde dann wieder gesenkt. Raven starrte sie an. Sein Reittier ließ den Kopf hängen, die eisengraue Mähne fiel über den schwarzen Hals.
    »Guten Morgen, Raven«, sagte Lerche freundlich. »Wohin bist du denn unterwegs?«
    Er sagte nichts, aber er starrte sie zornig an. Lerche zupfte den Jelah ein wenig bequemer um ihre Schultern. Sie fragte sich, ob er versuchen würde, sich vorbeizudrängeln – und ob der Llysanyaner das mitmachen würde. Wenn das der Fall war, würde sie ihn kaum aufhalten können. Ihr kleines Tah’nehsich-Pferd würde vor dem schweren nördlichen Tier zurückweichen.
    Aber der Llysanyaner – Sturmwind, erinnerte sie sich und genoß den Klang des Yerrin-Wortes in ihrem Kopfblieb reglos stehen, als wäre er aus demselben Stoff wie die Felsen, die ihn umgaben.
    Nach scheinbar hundert Jahren sagte Raven endlich: »Ich reite spazieren.«
    »Ach ja?« Sie lenkte ihr Pferd ein paar Schritte vorwärts, bis die beiden Tiere einander gegenüberstanden, Sturmwind ein wenig zu ihrer Linken. »Und wenn ich in die Satteltaschen schauen würde, um die du vorhin so besorgt warst, würde ich bestimmt keine Farben für Haut und Haar finden, oder?«
    Eine Welle von Rot zog über Ravens Gesicht und verebbte dann wieder. Er hob das Kinn ein wenig und antwortete: »Also gut; dann weißt du, wohin ich gehe.«
    »Obwohl Zhantse dich gewarnt hat, daß sie in diesem Fall versagen würden?« Ihr Jelah verrutschte ein wenig; Lerche zupfte es wieder zurecht.
    Raven drückte die Beine fester an Sturmwinds Seiten und lenkte ihn vorwärts. »Ich glaube ihm nicht, ebensowenig wie dir.«
    Aber der Llysanyaner war anderer Ansicht, denn er ignorierte den Befehl seines Reiters. Statt dessen drehte er sich um, so daß er Raven mit einem Auge ansehen konnte. Nun wurde Raven beinahe so rot wie sein Haar, und die Röte verschwand nicht mehr. »Ich glaube es wirklich nicht.«
    Der Llysanyaner schnaubte und wandte sich wieder Lerche zu.
    »Es wird alles umsonst sein«, sagte sie zu dem Pferd. »Sie werden alle sterben. Zhantse hat es in einer Vision gesehen.«
    Sie hätte sich dumm vorkommen sollen, dachte sie, sich so an ein Pferd zu wenden. Aber es lag zu viel Wissen in den großen, dunklen Augen, die sie anschauten.
    Der Llysanyaner ging ein paar Schritte rückwärts und erklärte damit so deutlich wie mit Worten, was er dachte. Nein, Wir gehen nicht weiter.
    Lerche berührte sanft die Flanken ihres Pferdes; es trat vor, um die Lücke zu schließen.
    »Sturmwind!« rief Raven. »Wir müssen …«
    Aber der Llysanyaner duldete keinen Widerspruch. Er ging einen weiteren Schritt rückwärts, um das deutlich zu machen, dann blieb er stehen wie eine Statue.
    Raven verzog zornig und enttäuscht das Gesicht. »Verflucht sollst du sein«,

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