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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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sagte er zu Lerche. »Sie braucht mich.«
    »Ach ja?« entgegnete Lerche. »Wozu? Weißt du ebensogut wie Shima, wie man von diesem kargen Land lebt? Kennst du die Pfade, die Verstecke? Was könntest du für sie tun, außer sie mit diesem lockigen Haar zu verraten, das im Sonnenschein trotz der Farbe immer noch rötlich schimmern wird? Und dann ist da noch etwas anderes …«
    Sie bewegte den Kopf ein wenig, so daß ihre Zöpfe nach vorn fielen, und sah, wie sein Blick darauf ruhte. »Ich habe sie immer noch«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    »Das sehe ich.« Er klang mißtrauisch, als wäre er unsicher, was diese unerwarteten Worte zu bedeuten hatten. »Grau und schwarz gebunden. Wolfsclan.«
    »Ich bin im Herzen immer noch Yerrin, obwohl ich all diese Jahre in Jehanglan verbracht habe.«
    Das Mißtrauen wuchs. »Ebenso wie ich, obwohl ich den größten Teil meines Lebens in Thalnia verbracht habe.«
    »Und was deinen Plan angeht … hast du jemals auch nur einen einzigen Jehangli oder Tah’nehsieh mit etwas gesehen, das entfernt an einen Clanzopf erinnert?« fragte sie herausfordernd.
    Zunächst sah er sie verwirrt, dann verärgert an. »Selbstverständlich nicht! Sie sind immerhin keine – oh, ihr Götter.«
    Endlich hatte er begriffen. Die Sommersprossen zeichneten sich deutlich ab, als Raven bleich wurde.
    »Genau«, sagte Lerche und zeigte mit dem linken Zeigefinger auf ihn. »Würdest du deinen Clanzopf abschneiden und dich selbst zum Ausgestoßenen machen? Ist deine Eifersucht das wert? Denn darum geht es doch, oder? Du möchtest bei Maurynna sein. Es stört dich, daß Shima an deiner Stelle bei ihr ist. Nun, mein junger Freund, du kannst mir glauben, wenn ich sage, daß ich mir wünschte, daß du es wärest, der sie begleitet«, fuhr Lerche eindringlich fort. »Glaubst du, ich schicke meinen Sohn gern in solche Gefahr? Mir wäre es lieber, wenn er zu Hause bleiben und weiter für Zhantse trommeln würde. Dennoch, wenn ich glauben würde, daß du ihnen helfen könntest, würde ich deinen Clanzopf in hoher Achtung halten. Ich würde sogar mit dir zurückkehren und dich vor den Ältesten des Marderclans als Helden bezeichnen und ihnen sagen, daß du deinen Zopf geopfert hast, um einem Drachenlord zu helfen – und ich hege eigentlich nicht den Wunsch, Jehanglan wieder zu verlassen. Mein Leben ist nun hier bei meinem Mann und meinen Kindern; wenn ich ginge, würde ich vielleicht nie wieder über die Meerenge zurückkehren können. Aber ich würde es tun.« Sie lehnte sich ein wenig zurück und klammerte sich mit den Beinen fest um den Rumpf ihres Pferdes. »Also, junger Raven – was wird es sein? Wirst du versuchen, an mir vorbeizukommen? Oder willst du mit mir zum Mehanso zurückkehren?«
    Raven schnaubte. »Ich habe keine große Wahl, oder? Sturmwind wird nicht gehen – oder, Junge?«
    Der Llysanyaner schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir.« Einen Augenblick lang betrachtete er die Mähne des Pferdes stirnrunzelnd, dann hob er den Blick und fragte: »Welche Chancen hätte ich zu Fuß?«
    »Als Fremder in diesem Land? Keine«, sagte Lerche offen und ehrlich.
    Er nickte. Den Göttern sei Dank, unter all diesen dummen, romantischen, jugendlichen Ideen hatte der Junge doch so etwas wie gesunden Menschenverstand.
    »Dann werde ich mit dir zurückkehren.«
    Er sackte ein wenig im Sattel zusammen.
    »Raven«, sagte sie mit vor Erleichterung zitternder Stimme, »du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dich das sagen zu hören. Ich wollte das hier nicht benutzen.«
    Und nun zog sie den Jelah von ihren Schultern zurück und enthüllte den langen Seemannsdolch – beinahe ein kurzes Schwert –, der rechts an ihrer Hüfte hing.
    »Ah«, sagte Lerche, als sie sah, daß Raven die Augen aufriß. »Du hättest nicht geglaubt, daß ich so etwas tun würde, oder? Aber ich bin eine Mutter, Raven; ich würde alles tun, um meinen Sohn vor dem sicheren Tod zu retten, selbst wenn das bedeutet hätte, dich zu töten – denn Shima würde sterben, wenn du ihm und Maurynna folgen würdest. Und ich hätte es tun können. Du wußtest nicht, daß ich Linkshänderin bin, oder? Du hättest nicht erwartet, von dieser Seite angegriffen zu werden.«
    Sturmwind hatte den Kopf gehoben, sobald er die Klinge sah, und war ein wenig mit den Hinterbeinen eingeknickt, um das Gewicht besser darauf zu verlagern. Lerche hielt den Atem an, aber die Vorderbeine des Hengstes blieben auf dem Boden. Dennoch behielt sie die Hände dort, wo der

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