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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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euch verraten hat; wenn wir uns beeilen, können wir sie verfolgen.«
    Linden grunzte. »Ich komme mit. Ich möchte diesen Mistkerl Taren wirklich gern in die Finger bekommen; ich möchte wissen, was er vorhatte.« Er schob die Decken zurück, stand auf, nur in Kniehosen. Als er nach seinem Hemd griff, schoben auch die anderen ihre Decken zurück. Im Chor verkündeten sie, daß sie mitkommen wollten, um Taren zu suchen.
    Bald waren sie angezogen und folgten Dzeduin durch das dunkle Lager, fest in die Umhänge gewickelt.
    Lerche wartete dort, wo der Weg den Rand der Klippe erreichte. Sie hockte hinter einem dichten Busch, so daß man sie von unten nicht sehen konnte, und zog ihr Jelah gegen die Morgenkälte fester um sich. Das Land der Tah’nehsieh trank am Tag die Sonne in sich hinein, wie ein Geizhals Gold hortet, dachte sie, und verschwendete es in der Nacht wie ein Trinker in der Taverne. Hinter ihr knabberte ihr Pferd an dem trockenen, stacheligen Gras, das in Büscheln zwischen den Felsen wuchs. Irgendwo gab ein Vogel ein paar zögernde Töne von sich, als wüßte er noch nicht genau, ob er schon so früh wach sein sollte. Lerche gähnte.
    Er würde kommen. Sie war sicher; ebenso wie sie sicher war, daß die Sonne an diesem Morgen aufgehen würde.
    Wieder erklang der Vogelgesang, diesmal weniger zögernd und mit einem vergnügten Trillern am Ende. Lerche lächelte; es war ein Felszaunkönig, eines der übermütigen kleinen Vögelchen, die in der Nähe des Mehanso ihre Nester bauten und das Getreide noch aus den Mörsern stahlen, in denen es zerstoßen wurde.
    Nun begann der Zaunkönig mit einer vollständigeren Version seines Lieds. Das Geräusch hallte vergnügt zwischen den Felsen wider. Lerche schloß die Augen, um sie auszuruhen, denn sie wußte, daß der gefiederte Sänger ihr als Wachposten diente.
    Genau so war es eine kurze Zeit später. Das Lied brach mit einem empörten Zirpen ab, dann ertönte Flattern. Als Lerche aufblickte, sah sie gerade noch den kleinen rötlichbraunen Vogel, wie er sich über die Klippe erhob und davonflog, wobei er den Eindringling weiter unten heftig beschimpfte.
    Sie rutschte näher an den Rand der Klippe und wartete darauf, daß sich ihre Augen an das schwächere Licht unten gewöhnten; die gerade aufgehende Sonne war noch nicht hell genug, um bis in die Schlucht zu reichen.
    Er kam den Weg hinauf, wie sie es gewußt hatte. Sie beobachtete ihn, als er hinter einer Zickzack-Kehre verschwand. Lerche stand auf, ächzte ein wenig über ihren steifen Rücken und stieg auf ihr Pferd. Sie ritt über den oberen Weg, der sich zwischen den Felsen des Plateaus hindurchwand, die hier standen wie eine wachende Armee. Als die Felsen zu Mauern wurden, die sie hoch überragten, ritt sie immer weiter, bis sie zu einem schmalen Riß kam, der vom Gebüsch verborgen wurde.
    Dies war einer der Aussichtspunkte des Stammes. Von hier aus konnte ein Wachposten das Plateau überblicken und eine eindringende Armee erkennen, lange bevor sie den Pfad zum Tal erreichte. Man konnte auch einen großen Teil des Weges vom Tal hierher sehen. Lerche schob das Gebüsch beiseite und lenkte ihr Pferd einen kurzen Abhang hinauf, zu einer Stelle, die hinter der linken Felswand verborgen war. Zufrieden mit ihrer Aussicht ließ sie sich dort nieder, um zu beobachten.
    Sie wartete mit der Geduld einer Jägerin. Endlich hörte sie das Klirren von eisenbeschlagenen Pferdehufen auf Stein und sah, wie Reiter und Pferd aus der Schlucht auf das Plateau kamen und innehielten. Der Reiter blinzelte angesichts des plötzlichen hellen Lichts und hob die Hand, um die Augen abzuschirmen. Sein Haar war flammend rot in der Morgensonne, und die Jahre ihres Exils stürzten sich auf Lerche wie eine Schneekatze auf ihre Beute.
    Die Götter mochten ihr beistehen, wie lang war es her, seit sie einen Landsmann gesehen hatte? Nicht seit ihr Schiff untergegangen war, und sie war vor mehr als dreißig Jahren mehr tot als lebendig ans Ufer gespült worden. Sechs höllische Jahre als Sklavin, in denen sie von einem Stamm zum anderen weiterverkauft wurde, bis Kuthera von den Tah’nehsieh sie zur Frau genommen hatte. Nun war sie zufrieden mit ihrem Platz in Familie und Stamm, und ihr einziges Bedauern – und sie mußte zugeben, daß es im Laufe der Jahre geringer geworden war – hatte darin bestanden, daß sie ihre Heimat nie wiedersehen würde. Also hatte sie ihren Kindern all die Geschichten des Nordens erzählt. Von den vieren hatte nur

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