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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Füße führten ihn unweigerlich zur Talmitte.
    Er sah, wie die Jehangli-Soldaten das Ende des Abhangs erreichten … und er konnte nichts tun … das Gefühl trieb ihn, verschlang ihn, würde ihn töten.
    Geister – nein! Das ist Wahnsinn! Sie werden mich töten -bitte laßt mich gehen! flehte er.
    Ein Soldat riß den Arm zurück: Shima sah das Sonnenlicht auf der Speerspitze blitzen.
    Maurynna ging vorwärts, einen Schritt nach dem anderen. Knochen bedeckten den Höhlenboden. Sie wußte nicht, wann sie sich des langsamen, schweren Atmens bewußt geworden war. Zunächst war es ihr wie Ebbe und Flut ihres eigenen Blutes in ihren Ohren vorgekommen. Dann begriff sie, daß das Geräusch von außen kam, aber daß es ihr Herz in seinen Rhythmus gezwungen hatte, ebenso wie ihre Schritte.
    Dann hatte sie die Biegung hinter sich gebracht und stieg eine Anhöhe in eine Höhle hinauf, die noch größer war als die zuvor und geformt wie eine langgezogene, tiefe Schüssel, stellenweise geschwärzt. Ein schmaler Pfad, auf gleicher Höhe wie der Eingang, verlief an den Wänden. Am anderen Ende waren vier Säulen aus dem glitzernden Quarz gemeißelt, ihre oberen Enden auf gleicher Höhe wie der Pfad, jeweils umgeben von einem Schein goldenen Lichts; inmitten des Quadrats, das sie bildeten, befand sich ein riesiger, seltsam geformter Stein. Zwei der Säulen standen, von Maurynna aus gesehen, hinter dem Stein; aber von den beiden, die sie sehen konnte, führten die schwersten Ketten, die sie je erblickt hatte, zu dem Felsen in der Mitte. Sie ging den Pfad entlang, schaute nach unten und fragte sich, was dies wohl zu bedeuten hatte. Sie hatte alles andere vergessen: ihre Angst, den schrecklichen Gestank, die Böswilligkeit, die durch das hohle Herz dieses Berges strömte.
    Dann bewegte sich der seltsame Stein mit einem Rasseln der grausamen Ketten. Ein großes Auge ging auf, rot und wahnsinnig glühend im Licht der Säulen, als sich der gewaltige Kopf ihr zuwandte. Lange weiße Zähne glitzerten, als Pirakos lautlos und schrecklich lachte. *Du gehörst mir, Mädchen*
    Tefira schrie auf, als sein Bruder sich in roten Nebel auflöste. »Shima! Shima!« schrie er.
    Ein rascher Blick auf das entsetzte Gesicht des Jungen zeigte Raven, daß Tefira nicht verstand, was mit seinem Bruder geschah.
    Er schon. Und er wußte, was es bedeutete, wenn die Speerspitze – kaltes Eisen – in diesen Nebel eindrang: Shima würde sterben.
    Er hatte nur den kurzen Augenblick, in dem der Soldat überrascht innehielt und offenbar nicht so recht wußte, was er tun sollte. Raven griff nach einem schweren Stein und warf ihn noch in dem Augenblick, als der Soldat den Arm ein wenig weiter zurückzog, um den Speer zu werfen.
    Raven hielt den Atem an, als der Stein durch die Luft flog. Hatte er gut genug gezielt?
    Jhanun erschien auf seinem Anwesen in Rivasha als Anführer einer viel kleineren Truppe, als er gehofft hatte. Viele Soldaten kämpften inzwischen gegen die Zharmatianer und ihre Blitzüberfalle. Er ließ die Männer im Augenblick noch vor der Stadt lagern und ritt nur mit einer Eskorte weiter. Bevor er irgend etwas unternahm, wollte er zum Phönix um Anleitung beten.
    Aber als er den Schrein seiner Familie betrat, fand er den Altar in Grau gehüllt, die Farbe der Trauer, und der Verwalter des Anwesens war dabei, Räucherwerk in einer Schale derselben Farbe zu verbrennen.
    »Wer ist gestorben?« wollte Jhanun wissen.
    Der Verwalter fuhr herum und legte eine Hand an die Brust. »Herr! Ihr habt mich erschreckt!« Er verbeugte sich, dann sagte er: »Wußtet Ihr nichts davon, Herr? Eure Nichte, Nama, Konkubine des verstorbenen Kaisers, ist gestorben, und ihr ungeborenes Kind mit ihr.«
    Jhanun konnte den Mann nur anstarren, unfähig, sich der Tatsache zu stellen, daß auch sein zweiter Plan zu Staub zerfallen war.
    Der Verwalter hielt das verblüffte Schweigen für Trauer und beeilte sich zu sagen: »Aber die Kaiserin hat sie geehrt, Herr! Man gab ihr die Ehren einer Noh und hat ihre Asche auf dem Altar der kaiserlichen Familie beigesetzt. Und es heißt, während sie hier ist, verbrennt die Kaiserin Räucherwerk für Nama im …«
    »Shei-Luin noh Jhi ist hier? In Rivasha?« wollte Jhanun wissen.
    Der Verwalter blinzelte. »Shei-Luin ma Jhi, Herr«, verbesserte er mit mildem Tadel. »Ja – sie und ihre Söhne sind hier.«
    Ihre Söhne …
    Er würde nun nicht mehr das Kind seiner Nichte beherrschen können und es auf den Thron setzen. Aber ihre Söhne

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