Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
zurück. Es hatte funktioniert; der Phönix wandte sich ab.
Allerdings würde das nicht lange dauern. Linden rief Pirakos im Geist zu: Verflucht, hilf mir! Dieses Ungeheuer wird das ganze Land in Brand stecken!
*Was interessiert mich dieses Land?* kam die verbitterte Antwort. *Ich wünsche all den Geschöpfen dieses Landes den Tod, dieses Ding wird mich töten, und was mich angeht, kann es die ganze Welt verbrennen. Ich werde dir nicht helfen.*
Die Götter mochten ihnen beiden beistehen; der Phönix kehrte zurück. Linden wußte, daß es sein Tod wäre, sich dem Vogel alleine zu stellen; er hatte weder die Kraft noch die alte Magie eines Echtdrachen. Aber er konnte auch nicht zulassen, daß der Feuervogel das ganze Land in Brand steckte.
Elender Feigling! rief er Pirakos zu.
In Pirakos’ Augen glühte der Haß auf. Er streckte die Vorderbeine aus, als wollte er Lindens Flügel zerreißen. Die Ketten rasselten.
Und die Idee, die sich am Rande seines Bewußtseins bewegt hatte, brach durch wie ein Komet. „Dieser Vogel ist magisch -und du hast kaltes Eisen! Hilf mir!*
Einen Augenblick lang starrte ihn der Echtdrache nur an. Dann begannen seine Augen zu glimmen, eine schreckliche Mischung aus Freude und Blutgier. Er legte den Kopf zurück und stieß brüllendes Drachengelächter aus. *Du bist klug, kleiner Verwandter. Ja, ich werde heute sterben – aber ich werde das da mitnehmen!*
Bevor Linden sich noch regen konnte, stürzte sich Pirakos auf seinen Feind. Er stieß Brust gegen Brust mit dem Phönix zusammen; der Vogel kreischte überrascht. Pirakos ignorierte die Flammen, die ihn umzüngelten, schlang ein Vorderbein um seinen Feind und zog ihn fest an sich wie ein Geliebter seine Geliebte. Mit dem anderen Vorderbein drückte er die Fessel, die ihn so gefoltert hatte, in die Wunde der gefiederten Brust. Das Eisen kochte und zischte, als das Phönixblut es zum Schmelzen brachte – und der Phönix schrie voller Qual, als das kalte Eisen in seinen Körper eindrang. Die flammenden Flügel wurden schlaff.
Abermals brüllte Pirakos Qual und Sieg vereint in einem letzten Schrei heraus, als er und der Phönix durch die Luft flogen. Irgendwie gelang es dem sterbenden Drachen, den Hals zu biegen; scharlachrote Flammen trafen den Phönix, noch während er wie in einem Glühofen in goldene Flammen ausbrach. Die Körper der beiden Gegner waren nur noch schwarze Schatten im Feuer.
Linden sah starr vor Schreck zu, wie die beiden Feinde schneller und schneller durch die Luft taumelten, ein Ball aus wirbelndem Gold und scharlachrotem Feuer. Nun war nichts mehr im Herzen dieses Feuerballs zu sehen außer einem schmerzlich grellen Glühen.
Dann fielen sie zu Boden, in eines der Tempelgebäude. Das uralte lackierte Holz flackerte auf wie öldurchtränkte Zündspäne. Rauch, der nach Kampfer, Rosenholz, Sandelholz und anderem roch, drang bis zu Linden hinauf.
Mögen die Götter ihnen gnädig sein, dachte Linden. Plötzlich tat ihm jede einzelne Wunde weh, jede Verbrennung quälte ihn, und er war unglaublich müde. Langsam segelte er zur Erde nieder.
»Wo ist Xu?« wollte Shei-Luin wissen.
Baisha starrte sie mürrisch an, eine Hand auf die Wunde in seinem Oberschenkel gedrückt. »Es steht dir nicht zu, Konkubine, in Frage zu stellen, was ein Adliger …«
Shei-Luin fauchte vor Wut. »Wo ist mein Kind, Verfluchter? Was hast du mit meinem Kleinen gemacht?« kreischte sie. Mit langen lackierten Fingernägeln zerkratzte sie Baisha das Gesicht. »Es steht dir, einem Fremden, nicht zu, der Kaiserin und Mutter des Erben Anweisungen zu geben! Flehe um Gnade, oder ich lasse dich töten.«
Baisha drückte eine Hand auf die blutende Wange. Erst starrte er sie haßerfüllt und zornig an, dann … ängstlich. Er warf dem Eunuchen, der reglos an Shei-Luins Seite stand, einen Blick zu und wurde bleich. Er sackte in sich zusammen.
Shei-Luin wußte, was er sah. Murohshei, Augen wie Feuerstein, reglos wie eine Statue, die Hände in die weiten Ärmel gesteckt. Hände, die auf ein Wort von ihr zwei Dolche hervorziehen und diesem Schwein die Kehle durchschneiden würden. Und Baisha wußte es; wußte, daß Murohshei sich so lange Zeit lassen würde, wie sie wollte, um einen gewissen Helfershelfer Jhanuns langsam und sorgfältig zu töten und mit liebevoller Bosheit jeden einzelnen Schmerz so lange wie möglich andauern zu lassen, um Rache für die Entführung ihres Sohnes zu nehmen.
Mit einer Stimme so sanft, wie die Blütenblätter einer
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