Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
klatschten auf den polierten Boden. »Herrin!« rief er. »Die Sänfte ist da, und es ist die beste Sänfte des Kaisers, die mit den Einlegearbeiten aus Gold und Elfenbein und Jade!« Sein Mondgesicht strahlte vor Aufregung. »Und es sind viele, viele Soldaten da, um Euch zu eskortieren, und Trommler und Sänger und Flötenspieler. Es gibt sogar einen Tiger an einer Leine!«
»Ich danke dir, Zyuzin«, sagte Shei-Luin und lächelte zufrieden.
Diesmal würden sie keine unbequemen Rivalen erwarten.
Die Truppe versammelte sich um den Kamin in Llelds und Jekkanadars Zimmer, um die Neuigkeiten zu vernehmen, die Lady Unruh ihnen brachte. Draußen pfiff der Wind um die Giebel des Gasthauses. Das war, wie Linden dachte, als er Wein eingoß, ein nervtötendes Geräusch.
»Ich habe noch einmal mit Kapitän Okaril gesprochen«, berichtete Lleld. »Er ist so verärgert wie wir und sagt, sobald dieser verfluchte Wind schwächer wird, sollen wir zum Hafen kommen, denn …« Sie hielt inne, als Otter einen Hustenanfall bekam. Als es vorüber war, sagte er: »Ich bitte um Verzeihung – ich habe wohl einen Schluck Wein in die falsche Kehle bekommen.«
Linden betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Ich hoffe, das ist alles; mir ist aufgefallen, daß gestern abend auch eine der Dienerinnen hustete. Wenn du zu krank wirst, um zu reisen …«
Der Barde winkte ab. »Es geht mir gut, Junge, hör auf, über mich zu glucken«, sagte er und streckte Linden seinen Kelch entgegen, um sich nachgießen zu lassen. »Ich werde mit euch anderen an Bord gehen.«
»Das solltest du wirklich«, meinte Lleld zuckersüß.
Otter warf ihr einen Kuß zu und trank. »Seht ihr? Der Husten ist weg. Fahr fort, Lleld.«
»Es gibt nicht viel mehr zu sagen. Er wird seinen Schiffsjungen Eustan nach uns schicken, und dann sollen wir die Ärsche in Bewegung setzen, meinte er.«
Wie um sie zu verspotten, rauschte eine besonders kraftvolle Bö über das Dach des Gasthauses. Sie lauschten finster, als der Wind weiterpfiff.
»Ich weiß nicht, wie es euch geht«, meinte Lleld, »aber ich fange an, dieses Geräusch zu hassen.«
Oh, wieder im Palast zu sein, im Heim aller Eleganz. Glitzernde Höflinge in ihren phantastischen Gewändern und Seemuschelgürteln, die tranken und tanzten; Dichter, die ihren Mäzenen subtile Verse widmeten und von Leidenschaft und Zusammenkünften bei Mondlicht erzählten; Täuschungen wie Edelsteine, wie der Garten des Ewigen Frühlings, der Garten des Mondes, die Bernsteinhalle. Tausend, tausend Dinge, um zu entzücken und zu bezaubern.
Shei-Luin stand still, während ihre Frauen sie entkleideten, hob eine Hand oder streckte die Arme aus, wenn sie respektvoll darum baten, versuchte aber nicht, ihnen zu helfen.
Als sie nackt war, führte eine Dienerin sie zu einer geschnitzten Bank am Becken; sie setzte sich hin, und die Frauen nahmen die edelsteinbesetzten Nadeln aus ihrem Haar und begannen es zu bürsten.
Shei-Luin sah zu, wie die anderen Frauen ihr das Bad bereiteten. Eine tröpfelte Duftöl in das leicht dampfende Wasser und verteilte es mit der Hand. Der zarte Duft von Gardenien stieg wie ein Traum auf. Zweifellos war das Öl von einer der geringeren Konkubinen als Teil ihrer Haushaltspflichten destilliert worden. Shei-Luin jubelte im Geist darüber, daß sie als die Mutter des Erben nicht mehr solche Verantwortung hatte. Sie hatte es gehaßt, die Ingwerseife herzustellen, die Xiane so liebte. Nur zu häufig war das Lämmerfett, das aus der Küche nach oben geschickt wurde, ranzig – dank einer wohlplazierten Bestechung einer ihrer damaligen wichtigsten Rivalinnen, einer unverschämten Person, die wußte, wie empfindlich Shei-Luins Geruchssinn war.
Aber nun tröstete diese kinderlose Rivalin die Soldaten einer weit entfernten Garnison, während sie selbst sich in Xianes Gunst sonnte. Und was die Köche anging – nun, gute Köche waren schwieriger zu bekommen als Konkubinen. Sie hatte ihnen verziehen, nachdem sie Prügel erhalten hatten. Es war Murohsheis Idee gewesen, sie zu zwingen, eine Hirseschale desselben üblen Zeugs zu essen, das sie ihr aufgenötigt hatten. Sie würden ihr nie wieder in den Weg geraten; sie wußten, wie leicht sie davongekommen waren, und waren entsprechend dankbar.
»Herrin.« Die leise Stimme unterbrach ihre Erinnerungen. »Euer Bad ist bereit. Möchtet Ihr jetzt beginnen?«
Shei-Luin nickte. Die Frau, die ihr Haar bürstete, steckte es rasch hoch, damit es trocken blieb. Shei-Luin stand auf und strich
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