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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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nicht den Zorn, von dem sie wußte, daß er immer noch deutlich in ihrem Blick zu lesen war.
    Die Wangen seines langen Pferdegesichts erröteten. »Hinaus«, sagte er. »Hinaus – alle.« Die Diener huschten nach draußen, den Blick abgewandt. Shei-Luin wartete, schaute nun in mädchenhafter Bescheidenheit zu Boden, und Strähnen schwarzen Haares fielen über ihre Schultern und verbargen ihre Brüste. »Herr«, sagte sie.
    Xiane streckte eine zitternde Hand aus. »Komm her. Es ist viel zu lange her, kostbare Blüte.«
    Sie reichte ihm die Hand und zwang sich, nicht zusammenzuzucken, als er ihre Finger beinahe zerdrückte. »Hoher Herr, ich dachte, Ihr wäret heute im Tempel Eurer Ahnherren.« Wie konntest du so dumm sein! Xiane, nicht einmal du bist dumm genug, um diese Zeremonien abzukürzen – oder?
    Seine Anwesenheit war Antwort genug. Haßten Jhanun und seine Getreuen sie nicht schon genug, mußte dieser Idiot ihnen noch mehr Grund geben? Hinter ihrem Lächeln knirschte sie mit den Zähnen.
    »Hoher Herr, Ihr müßt schnell geritten sein, um so rasch aus den Korushin-Bergen zurückzukehren.«
    Das war leicht zu erraten; der Kaiser der vier Viertel der Erde und Erlauchte Phönixherrscher des Himmels stank nach Pferden und Schweiß wie ein Sklave aus dem Stall. Xiane hatte nicht einmal ein Bad genommen, bevor er zu ihr gekommen war. Sie atmete durch den Mund. Aber sie mußte dennoch fragen: »Habt Ihr unsere Söhne gesehen? Ist das Bein des kleinen Xu …«
    Er zog sie ungeduldig ins nächste Zimmer. »Ja, ja, ich habe sie gesehen«, sagte er und zerrte an seinen Gewändern. »Es geht ihnen gut Aber Xu wird eine Narbe am Bein zurückbehalten. Was für eine dumme Person, eine glühende Kohle auf ihn fallen zu lassen!«
    Das Obergewand öffnete sich schließlich unter den reißenden Fingern. Das Untergewand widerstrebte mehr; als sie ihm helfen wollte, schob Xiane sie aufs Bett, auf die duftende Seide. Er kniete zu ihren Füßen nieder und riß sich das Kleidungsstück herunter. Sie sah ihm unbewegt zu, als er die Schnur an seinen weiten Kniehosen löste.
    Er fuhr fort: »Du warst zu freundlich zu ihr, kostbare Blüte. Sie erdrosseln zu lassen war eine Gnade; sie hätte den Tod der tausend Schnitte verdient gehabt.« Dann fiel er über sie her, spielte mit ihrem Haar, fuhr mit gierigen Händen über ihren Körper, betastete ihre kleinen Füße.
    Während er dummes Zeug über jede einzelne Zehe murmelte, dachte Shei-Luin: Ich weiß, wie Tsiaa hätte sterben sollen, du Schwein, wenn sie wirklich ungeschickt gewesen wäre. Ich habe ihr einen so sanften Tod wie möglich versprochen. Ich hoffe, daß es niemanden mißtrauisch macht und mir schadet - aber was konnte ich sonst tun? Ich konnte sie nicht leiden lassen. Sie hat mir ihr Leben geopfert.
    Sie würde es ihm heimzahlen. Sie lächelte und breitete die Arme aus. »Kommt zu mir, Herr. Vielleicht können wir noch einen Sohn bekommen, um der ganzen Welt Euren Ruhm zu beweisen.«
    Stille hing über dem zharmatianischen Lager wie ein Leichentuch, nur unterbrochen von leisem Trommeln. Selbst die Pferde waren still, als wüßten sie, daß etwas nicht stimmte. Irgendwo in einem der Zelte weinte plötzlich ein Kleinkind; ebenso plötzlich hörte das Geräusch wieder auf. Der Abend dämmerte zwar, aber es waren keine Lagerfeuer entzündet.
    Hier und da saßen einige vom Volk beisammen, kleine Gruppen von Männern oder Frauen, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Sie machten Yemal Platz, als er durchs Lager ging, seine Kleidung befleckt mit dem Schweiß einer schnellen, raschen Reise. Fragende Mienen wandten sich ihm und den Männern zu, die hinter ihm kamen.
    Yemal sah ein Wissen in den Blicken, die sich unterwürfig senkten, wenn sie seinem begegneten.
    Der alte Wolf stirbt.
    Hier kommt der neue Rudelführer mit seinen Rudelbrüdern.
    Hier kommt Macht.
    Diese Blicke hatten recht. Yemal erreichte das Zelt seines Vaters, gefolgt von seinem Pflegebruder Dzeduin. Aus dem Zelt kam das Trommeln, das er gehört hatte. Zu beiden Seiten des Eingangs saßen die geringeren Frauen seines Vaters, blutend von Schnitten und Kratzern auf Gesichtern und Armen, die sie sich selbst zugefügt hatten. Einige schluchzten in ehrlicher Trauer. Die meisten waren einfach verwirrt und verängstigt. Eine oder zwei der jüngeren betrachteten ihn mutig.
    Unter diesen geringeren Frauen saß auch die Mutter seines Bruders Yesuin. Yemal lächelte sie kühl an. Sie starrte mit eisiger Miene zurück.

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