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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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können.
    »Hallo?« rief die Stimme. »Habt Ihr mich verstanden?«
    Linden riß sich genügend zusammen, um antworten zu können. »Ja. Hast du den anderen Bescheid gesagt?« Er warf eine Kaltfeuerkugel in die Luft.
    »Noch nicht. Nun, da ich sicher weiß, daß Ihr aufgestanden seid, werde ich sie aufwecken.« Rasche Schritte verhallten im Flur.
    Eine kalte Grube hatte sich in seinem Magen geöffnet. Linden drehte sich um und sah, daß Maurynna mitten im Zimmer stand. Sie war totenbleich geworden.
    Aber ihr Blick war ruhig und resigniert, und als er die Arme ausbreitete und sie auf ihn zukam, war nur ihr rascher Herzschlag ein Hinweis auf ihre Angst.
    Er hielt sie fest im Arm und wollte sie nicht mehr loslassen, bis sie sagte: »Wir haben noch so viel zu tun.«
    »Ja. Wir sollten lieber …« Er ließ sie los, und sie machten sich daran, so rasch wie möglich zu packen.
    Ein wildes Klagegeheul riß Yemal aus dem Halbschlaf, in den er zu Füßen seines Vaters gefallen war. Dem Geheul folgten einen Augenblick später mehr Geheul und lange, klagende Schreie. Yemal rieb sich die Augen und betrachtete die reglose Gestalt im Bett.
    Die Augen seines Vaters waren offen und glasig und starrten blicklos zur Decke. Yemal kam auf die Beine, steif nach der langen Totenwache. Er zog sein Messer und vollführte den ersten rituellen Schnitt an seinen Armen, dann an der Wange.
    Als wäre diese Bewegung ein Zeichen, zogen auch andere die Messer, und andere Arme, andere Gesichter wurden zerschnitten. Blut floß wie rote Tränen.
    Dann kniete Yemal neben seinem Vater nieder. Als er die offenen Augen schloß, lief Blut seinen Arm und die Hand hinunter auf Oduins Gesicht.
    »Lebe wohl, Vater«, murmelte er. »Jetzt bin ich Temur. Und sobald die Bestattung vorüber ist, ist auch der Vertrag abgelaufen.«
    Das süße Morgenlied eines Vogels weckte sie. Shei-Luin verzog das Gesicht über das Gewicht von Xianes Arm über ihrer Brust, der ihr auf den Busen drückte. Sie schob ihn weg und hielt einen Augenblick inne, als sich sein Schnarchen veränderte. Einen Augenblick lang befürchtete sie, er würde erwachen. Aber er schnaufte und schnüffelte und ächzte und schlief dann wieder ein. Shei-Luin kroch aus dem Bett. Sie zog sich einen seidenen Mantel über und verließ das Schlafzimmer.
    Sie wollte baden.
    Murohshei kümmerte sich im anderen Zimmer um den Tee. Ohne ein Wort bot er ihr eine Schale duftenden Soowaw-Tees an, dessen rauchiger Geruch ihr die Nase kitzelte, als sie ihn einatmete. Sollten die Höflinge das Getränk nur verachten, weil die Zharmatianer es tranken. Das hier war der Tee ihrer Kindheit. Er tröstete sie.
    Sie trank ausgiebig. »Danke, mein Murohshei. Das war gut. Welche Neuigkeiten hast du für mich?«
    Er erzählte ihr von den vielen kleinen Skandalen, die zu einem Hof gehörten, und brachte sie zum Lachen. Dann holte er tief Luft und berichtete leise, daß Yesuins Vater, der alte Oduin, der, so lange man sich erinnern konnte, Temur der Zharmatianer gewesen war, angeblich schwer krank war, ja sogar im Sterben lag.
    Shei-Luin erstarrte. Sie wußte, was das bedeutete. »Wenn Oduin stirbt, wird Yemal die Stämme anfuhren.« Angst wob einen kalten Knoten in ihren Magen. Yemal, der auf die westliche Ebene losgelassen wurde und den Vertrag brach, den man den Zharmatianern zu Lebzeiten seines Vaters aufgezwungen hatte. Yesuin hier im Palast, Geisel für denselben Vertrag -und die beiden Brüder hatten nichts füreinander übrig; alles, was zwischen ihnen gestanden hatte, war ihr sterbender Vater. »Yemal wird den Vertrag brechen.«
    Was nützt dann noch eine Geisel? dachte Shei-Luin. Yesuin wird …
    Sie konnte die Worte nicht einmal in Gedanken aussprechen. Sie hingen in der Luft wie der Speer eines Scharfrichters und drangen in ihr Herz.
    »Aber es gibt vielleicht noch Schlimmeres, Herrin«, sagte Murohshei.
    Shei-Luin konnte ihn nur anstarren; was konnte schlimmer sein als eine Bedrohung von Yesuins Leben?
    Der Eunuch nahm ihr die leere Teeschale aus den kalten Händen. »Erinnert Ihr Euch an Nama, die Nichte von Fürst Jhanun, Begünstigte?«
    Shei-Luin runzelte nachdenklich die Stirn. »Ah ja; diese Nichte, die Jhanun Xiane als Konkubine aufgedrängt hat. Ein hübsches kleines Ding mit dem Herzen eines Kaninchens. Was ist mit ihr?«
    Murohshei sah sie an. »Sie ist schwanger. Es wurde heute früh bestätigt.«
    »Das ist unmöglich!« rief Shei-Luin. »Xiane kann keine Kinder zeugen!«
    Sie hielt inne. Nein, Xiane konnte

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