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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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diesem verdammten Nebel viel sehen könnte. Ich frage mich, ob diese seltsame Kugel, die Kapitän Okaril dort im Ruderhaus hat, ihn trotz des Nebels führt. Maurynna sagte letzte Nacht, sie hätte nichts für dieses Hin und Her übrig, wenn sie nicht einmal sehen könnte, wohin sie fuhr. Es schien sie zu beunruhigen.«
    Lleld schob sich eine Handvoll Haar aus dem Gesicht und begann dann, an einer Strähne zu zupfen. »Ich wette, da hast du recht«, sagte sie schließlich. »Hat sie sich dieses Kugelding einmal genau angesehen? Der Kapitän hat sie eindeutig ins Herz geschlossen, sobald ihm klar wurde, daß sie etwas von der Seefahrt verstand. Wie schlau von ihr, ihm zu sagen, sie hätte Onkel, die Seeleute waren.«
    »Das ist immerhin die Wahrheit. Und sie hat erheblich mehr gesehen, als Okaril lieb war. Er wollte sie nicht näher zu dem Ding lassen, aber was hilft das schon gegen einen Drachenlord?« fragte er grinsend.
    Okaril, der sie nur für einfache Schausteller hielt, gestattete ihnen keine Vorrechte, wie zum Beispiel bei ihm und seinem Steuermann auf dem Quarterdeck zu stehen. Aber er war ein wenig freundlicher geworden, als er begriff, daß Maurynna mehr von Schiffen und dem Meer verstand als die üblichen Landratten. Also hatte er vor einer kurzen Weile Maurynna einen Moment lang aufs Quarterdeck gelassen, ließ sie aber nicht in die Nähe der geheimnisvollen Kugel, die der Steuermann mit beunruhigender Intensität anstarrte. Als er bemerkt hatte, daß Maurynna hinschaute, selbst über das Deck hinweg, hatte er sie rasch verscheucht. Sie hatte sich in ihre Kajüte zurückgezogen.
    Linden fragte sich allerdings, wieso sie ihn noch nicht im Geist gerufen hatte, um ihm zu erzählen, was sie gesehen hatte. Also suchte er im Geist nach ihr und berührte dabei die Stirn mit Zeige- und Mittelfinger, damit Lleld wußte, was er tat. Als Maurynna antwortete, klang sie beunruhigt.
    »Was ist denn, Liebste?« fragte er und ließ Lleld »mithören«.
    Dieser verdammte Husten, den Otter sich im Gasthaus gefangen hat, wird schlimmer. Raven sagt, er hätte jetzt Fieber, und wir haben keine Arznei.
    Verflucht, dachte Linden. Das war nicht gut.
    Maurynna fuhr fort: Taren sagt, sobald wir Jedjieh erreichen, kann er uns einen Kräutermann suchen und etwas für Otter holen. Aber bis dahin können wir es ihm nur so bequem wie möglich machen.
    Lleld schaltete sich ein: Suche Jekkanadar und frag ihn, ob Fiaran ihm irgendwelche nützlichen Kräuter mitgegeben hat. Normalerweise nehmen wir ein paar einfache Dinge wie Weidenrinde und getrocknete Minze mit, wenn wir unterwegs sind. Wenn wir Glück haben, hat er auch ein wenig Ulmenrinde dabei. Das ist gut gegen Husten.
    Das werde ich sofort tun, sagte Maurynna und zog sich zurück.
    Linden brauchte einen Augenblick, bevor ihm wieder einfiel, daß er nicht nach der geheimnisvollen Kugel gefragt hatte. Aber das konnte bis später warten. Er starrte wieder hinaus in den dichten Nebel, der zwei Tage nach ihrer Abreise aufgetaucht war und sie seitdem umgab. Ganz gleich, was Taren darüber sagte, daß es in Jehanglan keine Magie gab, dieser Nebel fühlte sich verzaubert an.
    Und dann wurden alle Gedanken an Nebel und Zauberei von einem Ruf aus dem Ausguck vertrieben.
    »Land in Sicht!«
    Als er aufblickte, teilte sich der Nebel, und vor ihm lag Jehanglan.
    Shima saß am Fuß von Zhantses Strohsack und trommelte einen leisen, hypnotischen Rhythmus auf der Trommel, die er zwischen die Knie geklemmt hatte. Sein jüngerer Bruder Tefira, Zhantses Schüler, saß am Kopfende und sorgte dafür, daß die getrockneten Grashalme in ihren kleinen Tonschalen auf beiden Seiten weiterbrannten.
    Er betrachtete, wie sich die Brust seines Meisters hob und senkte. Häufig hatte Zhantse ungerufen Visionen. Zu anderen Zeiten – wie dieser – begab sich der Tah’nehsieh-Schamane bewußt in Trance, um Visionen zu bekommen. An diesem Abend lag ein Kribbeln in der Luft, und Shima wußte, daß Zhantse etwas gefunden hatte – wenn schon nicht das, wonach er suchte, so doch etwas anderes.
    Die beiden weißen Rauchfahnen aus den Steingutschalen bewegten sich, obwohl kein Wind herrschte, und der Atemrhythmus des Schamanen veränderte sich, wurde leichter und schneller. Zhantse stand kurz davor, zu erwachen.
    Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und murmelte vor sich hin, wie jemand, der im Schlaf redet. Nach und nach veränderte Shima den Rhythmus, den er trommelte, dann hörte er auf. Er schüttelte die

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