Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Bier.«
»Wahrhaftig«, meinte Maurynna. Sie seufzte. »Das würde bedeuten, daß wir wieder zu Hause wären.«
Lleld saß jetzt auf der Bettkante. »Wo bleiben sie nur?« beschwerte sie sich.
Neugierig trat der nächtliche Wanderer vor. »Oh? Was …« »Still! Kommt da ein Wachposten?« flüsterte Taren. Der Mann drehte sich um und spähte in den Regen hinaus. Wenn er Ärger bekäme …
Ein Arm schlang sich um seinen Hals. Verzweifelt krallte er mit den Fingern nach dem eisernen Griff, der ihn würgte, aber es nützte nichts. Keuchend sank er auf die Knie. Mit letzter Anstrengung griff er nach hinten und versuchte, seinem Angreifer das Gesicht zu zerkratzen. Aber es gelang ihm nur, Taren den Hut vom Kopf zu stoßen. Er sah den Hut über das Brückengeländer fallen.
Taren hauchte ihm etwas ins Ohr, aber der Mann war vor Angst zu erstarrt, um ihn zu verstehen. Glühendheißer Schmerz drang durch seinen Schädel.
Xiane verließ das Jagdhaus mit dem unangenehmen Gefühl, feige gewesen zu sein, denn er hatte es nicht mehr zugelassen, daß Kirano mehr über Xilu sagte, und darauf bestanden, daß sie das Thema wechselten.
Ja, es war feige gewesen. Aber der Phönix mochte ihm helfen, er war noch nicht bereit, Kiranos »Wahrheit« über seinen Urahn und die Gründung ihrer Dynastie zu hören. Er war nicht sicher, ob er je bereit sein würde.
Denn wenn alles, was man ihm sein Leben lang beigebracht hatte, tatsächlich eine Lüge war, wußte Xiane, daß es nur eine Möglichkeit für ihn gab.
Und dazu konnte er sich nicht durchringen. Nicht unbedingt um seiner Selbst willen, aber wegen Xahnu.
Nein, das konnte er seinem Sohn nicht antun.
Aber wenn es die einzige Möglichkeit war, ein altes Unrecht gutzumachen?
Xiane gab seinem Pferd die Sporen. Erschrocken begann es zu galoppieren. Xianes Eskorte versuchte ihn einzuholen.
Er würde ein andermal darüber nachdenken. Nun wollte er sich in Shei-Luins Zauber verlieren.
Was für eine Ironie, dachte Xiane, wie der Vater ihn erschrecken und die Tochter ihn verlocken konnte.
»Linden! Linden! Ich habe ihn gefunden!«
Linden wandte sich mit einem erleichterten Seufzer von der stinkenden Gasse ab, die er gerade hatte durchsuchen wollen. Er sah zwei Gestalten, die auf ihn zueilten, wobei eine die andere stützte. Linden rief ihnen entgegen.
»Gute Arbeit, Laeris. Taren! Geht es Euch gut?« rief er.
Das Gesicht das zu ihm aufblickte, als er die beiden Männer erreichte, war kreidebleich, und in den Augen glitzerte Fieber. Der Regen lief ihm über die Wangen.
»Es tut mir leid, daß ich solchen Ärger gemacht habe«, sagte Taren mit einem Lächeln, das nur ein müder Schatten seines üblichen Lächelns war, »Ich mußte viel weiter gehen, als ich gedacht hatte. Dann hat mich meine alte Krankheit wieder überfallen, und ich mußte lange Zeit in einem Hauseingang sitzen und mich ausruhen. Aber«, er tätschelte seinen Gürtelbeutel, »ich habe Otters Arznei. Sollen wir sie ihm bringen?«
Magic. Magie zog durch seine Träume, eine Magie von einer Art, die er viel zu lange nicht gespürt hatte.
Nördliche Magie. Drachenmagie.
Der alte Drache regte sich im Schlaf, drehte und wendete sich, wie er es seit vielen Generationen von Menschenleben nicht getan hatte. Hoch über ihm wogte die Seeoberfläche zornig auf; Wellen brachen sich am Ufer.
Jene Menschen, die an den Ufern lebten, starrten staunend zum Wasser hin, als ihr friedlicher See wie bei einem Sturm zu wogen begann, denn die Nacht war windstill. »Ah«, sagten sie zueinander, »das ist der Alte. Er rührt sich.« Und obwohl es spät war, gingen sie zu ihren bescheidenen Tempeln, um Räucherwerk zu verbrennen und den Wassergeist zu beruhigen. Tief drunten versank der alte Drache wieder in seine Träume. Die Zeit des Erwachens war noch nicht gekommen.
Aber bald.
7. KAPITEL
Ein Obstverkäufer, der früh aufgestanden war, um den besten Platz am Tor zu ergattern, bemerkte einen Strohhut, der am Brückenpfosten am anderen Ende der Brücke im Wasser trieb. Entzückt vor sich hin pfeifend, schob er seinen beladenen Karren über die Brücke, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand in der Nähe war, der seine Melonen stehlen würde, sprang er über das Geländer und kletterte die steile Uferböschung herunter.
Ja, ein schöner Hut – zumindest verglichen mit seinem eigenen, der am Rand ausgefranst war. Er griff begierig danach, hielt sich mit einer Hand an einem Vorsprung fest, die Fingerspitzen der
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