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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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anderen Hand berührten den Hut gerade eben so. Er zog daran.
    Der Hut blieb an etwas hängen, etwas unter der Brücke. Der Obstverkäufer seufzte; warum konnte nie irgend etwas einfach sein? Murrend beugte er sich ein wenig weiter vor und spähte unter die Brücke.
    Er brauchte einen Augenblick, bevor er merkte, was er da vor sich hatte. Dann kletterte er, so schnell er konnte, das Ufer wieder hinauf. Er packte seine Schubkarre und eilte zum Markt. Selbst so früh würden ein paar Männer der Stadtwache dort sein. Sollten die sich doch um den Ertrunkenen kümmern. Er wollte nichts mehr damit zu tun haben – ebensowenig wie mit dem Hut.
    Raven, in seiner Rolle als Diener, war der erste, der am nächsten Morgen nach unten ging. Er trat in den Schankraum des Gasthauses, wo er sich Männern in roten und goldenen Uniformen gegenüberfand, die Helme und Waffen trugen – die ersten, die er in Jehanglan gesehen hatte.
    Soldaten! Man hat uns verraten, dachte er voller Panik. Seine Knie wären beinahe weich geworden; es fiel ihm plötzlich schwer zu atmen. Er hielt inne, eine Hand am Treppengeländer, in der Hoffnung, daß sie sich nicht umdrehten und ihn entdecken würden.
    Du Idiot, selbstverständlich werden sie das. Du fällst hier so deutlich auf wie ein purpurfarbenes Schaf in einer Herde. Dennoch, man durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Vorsichtig setzte er einen Fuß wieder auf die unterste Treppenstufe und wollte nach oben zurückschleichen. Sie bemerkten ihn. Oder genauer gesagt, der Wirt machte die Soldaten auf ihn aufmerksam. Einer der Männer kam auf ihn zu; es war deutlich zu erkennen, daß dies der Kommandant der kleinen Truppe war. Er starrte Ravens Haar und Augen an, dann machte er eine Bemerkung, die Raven nicht verstand. Die anderen Wachen sahen unbehaglich von einem zum anderen.
    Wieder sprach der Mann, diesmal langsamer; er hielt inne, als erwartete er eine Antwort.
    Raven konnte nur auf den Jehangli niederstarren. Sein Atem ging rasch und flach. In seinem ganzen Leben war er noch nicht so verängstigt gewesen; ein Teil von ihm verachtete sich dafür.
    Der Soldat – Hauptmann? Raven verlieh ihm im Geist diesen Rang – runzelte die Stirn und sagte wieder etwas, diesmal verärgerter. Er machte eine ungeduldige Geste.
    Raven zuckte zusammen, als er hinter sich Schritte hörte. Als er sich umdrehte, entdeckte er Jekkanadar. Dem dunklen, hageren Gesicht des Drachenlords war keine Aufregung anzusehen. Raven wurde vor Erleichterung schlaff; Jekkanadar würde wissen, was zu tun war.
    Der Soldat wiederholte die Worte. Zu seiner Schande konnte Raven sie diesmal verstehen; sie waren schlecht ausgesprochen, aber assantikkanisch. Wäre er nicht starr vor Schreck gewesen, hätte er sie gleich beim ersten Mal verstehen können.
    Und er war der einzige, von dem Maurynnas Sicherheit abhängen sollte? Die Götter mochten ihm helfen; er war nichts als ein Feigling.
    Dann begriff er endlich, was der Soldat gesagt hatte. »Wir haben Leiche – ihr ansehen. Alle ansehen.«
    Alle sofort in Otters Zimmer! Otter, du tust so, als wärst du viel kränker, als du bist; Maurynna, kümmere dich um ihn. Wir haben unerwartete Gesellschaft.
    Jekkanadars Geistesstimme drang in seinen Kopf; Linden sprang auf und rannte zur Tür, Maurynna und Lleld direkt hinter ihm. Er stellte keine Fragen. Der andere Drachenlord würde nicht gewagt haben, sich im Geist mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn das nicht ausgesprochen notwendig gewesen wäre.
    Einen Augenblick später waren sie in dem Zimmer, das Otter und Raven miteinander teilten. Otter wühlte unter den Steppdecken des Bettes, als sie hereinkamen. Er ließ sich gegen die Kissen sinken und gab sich schwach; die bleiche Gesichtsfarbe war allerdings echt. Schritte – zu viele Schritte -erklangen auf dem Flur.
    Lleld holte ein Taschentuch aus ihrem Gürtel. »Hol diese Wasserschale und betupfe ihm die Stirn«, flüsterte sie und warf Maurynna das Tuch zu.
    Maurynna griff nach der Schale, setzte sich auf die Bettkante und wischte Otters bleiches Gesicht mit dem feuchten Tuch ab. Linden setzte sich ihr gegenüber.
    Die Tür wurde aufgerissen, und Jekkanadar und Raven kamen herein, dicht gefolgt von Jehangli-Soldaten. Wie immer war Jekkanadars Miene ruhig und kühl. Aber Linden brauchte nur einen Blick auf Ravens bleiches Gesicht zu werfen, und ihm wurde übel.
    Sieh ihn dir an – er wird vor Schreck beinahe ohnmächtig! Und dieser Junge soll auf Maurynna aufpassen? Was das schlimmste war,

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