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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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vor, dann hob sie die Hände und warf den gefiederten Boten sanft in die Regennacht hinaus.
    Taren seufzte erleichtert.
    »Die da wird ihrer Pflicht nachkommen«, meinte die alte Frau.
    »Dann gehe ich jetzt«, erwiderte Taren. »Ich muß zur Herberge zurück, bevor die anderen mißtrauisch werden.«
    Er eilte zur Falltür und zog sie beiseite, überließ es der alten Frau, die Vögel wieder einzuschließen. Zitternd vor Kälte und Fieber, fiel es ihm schwer, die Leiter hinabzuklettern, aber immerhin stürzte er nicht.
    Die Anstrengung ließ seine Beine allerdings so zittern, daß er nicht mehr stehen konnte. Taren sank zu Boden, mit dem Rücken gegen die Wand; seine Zähne klapperten, als das Fieber ihn heftiger überfiel. »Ha … ha … hast du …«, keuchte er, als die alte Frau die Leiter hinunterkam.
    »Schüttelfrostrinde? Ja. Bleibt hier sitzen, Baisha, und ich koche Euch einen Sud.« Sie huschte davon.
    Taren fluchte, so gut seine klappernden Zähne es ihm gestatteten. Verdammt, das kostete alles zuviel Zeit! Die anderen fragten sich vermutlich schon, wo er war, und machten sich Sorgen.
    Und das konnte gefährlich werden.
    Linden, Jekkanadar und Raven standen an der Tür der Herberge und spähten in den Regen hinaus. Es gab immer noch kein Zeichen von Taren.
    Wieso braucht er so lange? fragte sich Linden.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Raven: »Wo könnte er nur sein? Er hätte schon vor langer Zeit zurückkommen sollen.«
    »Wahrhaftig«, fügte Jekkanadar hinzu. Er rieb die Narbe an seiner Wange, ein deutliches Zeichen, daß er beunruhigt war. »Was meinst du?« sagte er zu Linden.
    Der Wirt sagte etwas in einer Mischung aus schlechtem Assantikkanisch und Jehangli. Es dauerte einen Augenblick, bis Linden es als »Macht die verdammte Tür zu!« übersetzen konnte.
    »Ich denke«, meinte Linden und gehorchte, »daß wir am besten unsere Umhänge holen und nach Taren suchen sollten. Ich weiß, er sagte, daß er sich auskennt, aber es gibt Leute, die nur einen Augenblick brauchen, um jemanden zu töten und zu berauben, wenn sie ein Opfer finden, und Taren ist kein kräftiger Mann. Gehen wir.«
    Auf dem Weg, die Umhänge zu holen, begegneten sie Brinn, einem der anderen Gaukler, im Flur des ersten Stockwerks. »Ist euer Freund noch nicht wieder da?« fragte er. Der Affe, der auf seiner Schulter saß, zog eine Grimasse.
    Linden mußte beim Anblick des kleinen Geschöpfs unwillkürlich lächeln und streckte einen Finger aus. Der Affe umklammerte den Finger mit der kleinen Hand und schnatterte Linden an, bevor er wieder losließ.
    »Nein«, sagte Linden. »Wir werden uns jetzt aufmachen und ihn suchen.«
    Brinn schüttelte den Kopf. »Es ist nicht klug, hier alleine herumzulaufen. Dieser Ort ist wie ein Irrgarten, und wen könnt ihr nach der Richtung fragen? Ich kann dieses Vogelgezwitscher jedenfalls nicht verstehen.« Er hielt inne, dann schaute er über die Schulter und fuhr leiser fort: »Ich sage es ungern, da ihr euch solche Sorgen um Taren macht, aber ich habe auf meiner Reise ein paar Geschichten gehört, die euch die Haare sträuben lassen würden, darüber, was diese Jehangli-Barbaren mit Ausländern machen, die unerlaubt das Viertel verlassen. Warum …«
    Eine Tür ging auf, und Dorilissa, die Leiterin der anderen Truppe, kam aus ihrem Zimmer. »Da sie so besorgt sind um Taren, Brinn«, fauchte sie, »warum hörst du nicht auf, ihre Zeit zu verschwenden, und hilfst ihnen, nach dem armen Mann zu suchen? Nimm die anderen Männer mit – für die Mädchen ist es da draußen zu gefährlich, der Wirt hat gesagt, man könne vielleicht versuchen, sie in Bordelle zu entführen. Nimm die anderen Männer mit und sucht nach ihm!« Sie streckte den Arm aus und zwitscherte dem Affen zu. Der Affe hüpfte von Brinns Schulter auf ihre. »Toli bleibt hier, ich will nicht, daß sie sich erkältet«, sagte Dorilissa und kehrte in ihr Zimmer zurück, wobei sie abwechselnd über Brinn schimpfte und freundlich auf den Affen einredete. Dann fiel ihre Tür wieder zu.
    »Also gut«, sagte Brinn demütig zu der Tür. Er schlurfte davon, um zu gehorchen.
    »Wir treffen uns im Gastzimmer«, rief Linden ihm nach, froh über die Hilfe.
    »Das gefällt mir«, meinte Jekkanadar und lachte leise. »Die Männer sollen nach draußen gehen und sich in diesem Wetter den Tod holen – aber nicht der Affe!«
    Sie hatten die Tür des Zimmers erreicht, das Otter und Raven sich teilten. Linden legte die Hand auf den Knauf.

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