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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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und die Soldaten sie ins Gefängnis warfen, nachdem sie sich die Leiche angesehen hatte, konnte er ihr zumindest im Geist eine Warnung zukommen lassen, damit sie floh.
    Der Hauptmann riß den Kopf herum, um ihn anzusehen, weil er bei seinem Tonfall mißtrauisch geworden war; die Soldaten, die immer noch bei ihm waren, spannten sich an.
    Noch mehr Leute von der anderen Truppe kamen mit weiteren Soldaten herein. Die letzteren wurden sehr aufmerksam, als sie ihre Kameraden mit den Händen an den Waffen sahen.
    »Ihr müßt verstehen«, sagte Jekkanadar bittend zu dem Dolmetscher, »unser Sänger ist krank, diese beiden hier sind nur Diener.« Er zeigte auf Maurynna, die immer noch Otters Stirn abtupfte, und Raven, der auf dem Kohlebecken einen Tee kochte. Otter hustete jämmerlich. »Wir brauchen sie nicht. Er schon.«
    Der Dolmetscher brauchte einen Augenblick, um seine Gedanken zusammenzufassen – oder sich für das, was er dem Hauptmann zu sagen hatte, zu wappnen –, dann redete er rasch auf den Soldaten ein.
    Die dunklen Augen des Hauptmanns blitzten vor Zorn. Aber bevor er noch etwas sagen konnte, ging die Tür erneut auf, und der Rest von Dorilissas Leuten kam in den bereits überfüllten Raum, zusammen mit Taren, der müde und krank aussah. Der Soldat, der sie begleitete, ging direkt zum Hauptmann und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der Hauptmann war ein guter Soldat; seine Miene blieb ausdruckslos. Aber Linden sah, wie die behandschuhte Faust des Mannes sich um den Griff seines Schwertes schloß.
    Dann ließ der Hauptmann zu Lindens Erleichterung nach einem Augenblick des Nachdenkens die Hand sinken und nickte. Aber der Blick, den er Linden zuwarf, sagte deutlich, daß er den Widerstand nicht vergessen – oder vergeben – hatte. Der Jehangli lächelte kühl und zeigte auf die Tür.
    Linden verstand. Er würde die Leiche zur Strafe ansehen müssen. Er hatte keine Zweifel, daß er nur knapp Schlimmerem entgangen war.
    Aber was hielt den Mann zurück?
    »Ich sollte lieber auch gehen«, sagte Dorilissa und drängte sich nach vorn. »Es könnte …« Sie biß sich auf die Lippe und machte das Zeichen zur Abwehr von Unglück. Die anderen murmelten abergläubisch hinter ihr.
    Die Soldaten scheuchten sie aus dem Zimmer, ohne ihnen eine Gelegenheit zu geben, sich zu verabschieden. Linden warf einen Blick zurück und wünschte sich beinahe, er hätte es nicht getan, als er Maurynnas entsetztes Gesicht sah.
    Sie waren schon auf der Straße, bevor jemand begriff, daß Lleld sich ihnen angeschlossen hatte. Linden warf ihr einen wütenden Blick zu, sie zeigte ihm als Antwort eine lange Nase.
    Als sie durch die Straßen gingen, blieben überall Jehangli stehen, um sie anzustarren. Sie machten Bemerkungen über Lindens Größe, sein Geburtsmal, die Farbe seines Haars. Nichts wurde freundlich kommentiert. »Gelber Ochse« war eine der weniger beleidigenden Anmerkungen. Auch Dorilissas rosige Gesichtsfarbe rief eine Anzahl beißender Bemerkungen hervor.
    Aber die meisten bezogen sich auf Llelds rotes Haar. Ein paar Mütter hielten ihren Kindern sogar die Augen zu, als die kleine Drachenlord-Frau vorbeiging.
    Sie gingen viel weiter, als Linden angenommen hatte, vorbei an einem Schild, das, wie Linden annahm, die Grenze zum Ausländerviertel bezeichnete, und in ein Viertel mit heruntergekommenen Gebäuden, die durch Kanäle voneinander getrennt waren. Als sie über eine Brücke kamen – ein ganzes Stück von der Herberge entfernt –, zeigte der Hauptmann aufs Wasser und sagte etwas zu dem Schreiber, das Linden nicht verstehen konnte.
    »Er dort gefunden«, sagte der Schreiber in seinem jämmerlichen Assantikkanisch.
    Linden wechselte einen überraschten Blick mit Lleld. Warum so weit weg? Und wer war es?
    Ihr Götter, es war schwer, nicht die Gedankensprache zu benutzen! Linden hätte beinahe laut geflucht. Aber über die geringeren Gebäude hinweg ragten die goldenen Türme eines Tempels auf – Linden nahm zumindest an, daß es sich um einen handelte, denn es waren Abbilder eines großen goldenen Vogels auf den Turmspitzen angebracht; sie sollten es lieber nicht riskieren, zu nahe an Priestermagiern Gedankensprache zu verwenden.
    Der Hauptmann führte sie zu einem Holzgebäude, nicht weit von der Brücke entfernt. Wachen standen zu beiden Seiten der Tür. Sie nahmen Habtachtstellung ein, als der Hauptmann als erstes den Dolmetscher hineinschob, dann selbst hineinging, und die Drachenlords und Dorilissa ihm folgten. Die

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