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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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schlurfte hinter ihm her. Es war deutlich, daß der Anblick des Toten ihn abstieß.
    »Bah«, sagte der Hauptmann in seiner eigenen Sprache zu ihm. »Glaubst du, eine Leiche wird dir weh tun, Hasenherz.«
    »Vielleicht gibt es einen Geist«, meinte der Schreiber verängstigt. »Woher will ich wissen, wozu die Geister dieser ausländischen Hunde imstande sind? Ich will nicht, daß er mir folgt. Außerdem sieht er aus wie ein Fischbauch. Das taten sie alle, außer dem Assantikkaner in der Herberge.« Er rieb seine eigene honigfarbene Haut. »Und die kleine Frau da hat Haare wie ein Dämon. Vielleicht ist sie einer.«
    Der Hauptmann schüttelte angewidert den Kopf. »Frag den gelbhaarigen Barbaren, was er da macht.«
    Es war schwer, den Mund zu halten, stellte Linden fest, und sich dumm zu stellen, besonders, wenn man Beleidigungen mit anhören mußte. Es war auch ärgerlich, soviel Zeit für die Übersetzungen zu verlieren – besonders, weil sie so schlecht waren. Aber er zwang sich zu warten, während der Schreiber, so weit von Reviens Leiche entfernt, wie er konnte, die Frage des Hauptmanns mit quälender Langsamkeit übersetzte.
    »Ich suche nach Wunden«, sagte Linden langsam auf Assantikkanisch. »Ich dachte, er wäre vielleicht ausgeraubt worden.« Er wartete geduldig auf die nächste Übersetzung.
    Der Hauptmann sagte zu dem Dolmetscher: »Es gibt keine Wunden. Er ist im Kanal gefunden worden; er ist ertrunken. Vielleicht war er betrunken und ist von der Brücke gefallen. Das geschieht öfter. Sag ihm, daß die Kleider des Mannes und sein Beutel in dem Korb dort drüben sind.«
    Linden setzte dazu an, sich zu erheben, weil er vorhatte, Reviens Besitz zu untersuchen; ein scharfer Rückenstoß hielt ihn auf. Lleld blinzelte ihn unschuldig an, und er nickte, nachdem er begriffen hatte, was er beinahe getan hätte. Er schluckte, und wieder wurde ihm ein wenig elend; er würde ein besserer Schauspieler werden müssen.
    Als endlich die Übersetzung erfolgte, gab Linden sie an Dorilissa weiter. »Willst du seine Sachen sehen?«
    Dorilissa wischte sich die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. »Ich meine, ja, aber ich kann nicht. Könnte … würde einer von euch …«
    »Ja«, sagte Lleld freundlich und ging zu dem Korb. Sie hob den Deckel hoch und durchwühlte den Inhalt. Dann zog sie Reviens Gürtelbeutel heraus. Sie schüttelte ihn und wurde mit dem Klirren von Münzen belohnt. Er hatte recht; es war kein Raub, sagte sie auf Arolan. Sie öffnete den Beutel und wühlte darin herum, dann hob sie einen bearbeiteten Stein hoch.
    »Das ist ein Glücksamulett«, sagte einer der anderen Soldaten. »Ein billiges; es soll Glück im Spiel und in der Liebe bringen. Sie werden am Ostrand des Markts verkauft, wo all die Schmuckhändler sind.«
    »Dann war er weit von den Buden der Essensverkäufer entfernt«, meinte der Hauptmann und lächelte amüsiert, als der Dolmetscher das übersetzte. Zu den anderen Soldaten sagte er: »Er hat wohl mit dem Geld, das er gewonnen hat, eine Hure kaufen wollen.«
    Der Mann grinste und entblößte dabei schiefe Zähne. »Vielleicht war es zuviel für sein Herz.«
    Der Schreiber machte sich nicht die Mühe, das zu übersetzen.
    Linden runzelte die Stirn. Warum war dann … Er kam zu einem Entschluß.
    »Der Mann muß betrunken gewesen sein«, sagte Linden zu dem Dolmetscher. »Warum sonst sollte er von der Brücke gefallen sein?« Er zog die Plane wieder über die Leiche. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Lleld zum Widerspruch ansetzte. Wieder wünschte er sich, die Gedankensprache verwenden zu können, und hoffte, daß sie nichts sagen würde.
    Irgendwie funktionierte es. Auf Assanükkanisch meinte Lleld schließlich: »Wahrscheinlich. Und was jetzt?«
    Nachdem dies übersetzt war, lächelte der Hauptmann grimmig und sagte: »Jetzt werdet ihr mitkommen und Fragen beantworten.«
    »Was ist passiert? Wer war es?« wollte Maurynna sofort wissen, als Lleld und Linden endlich in Otters Gasthauszimmer zurückkehrten. »Warum wart ihr so lange weg?«
    »Laß uns einen Augenblick Zeit, um Luft zu holen, Liebste.« Linden sank müde auf die Bettkante; Lleld setzte sich neben ihn. »Wir haben zuviel Zeit damit verbracht, diesem verfluchten Wachhauptmann Fragen zu beantworten. Deshalb sind wir so spät dran.« Er streckte ächzend die langen Beine aus. Das kleine Zimmer, in das der Soldat sie für das Verhör geführt hatte, war zu eng gewesen, als daß er seine Beine hätte

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