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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Wachen bildeten die Nachhut.
    Das Haus war mit rauchenden Fackeln beleuchtet, die in Ringen an den Mauern steckten. Der Raum sah aus wie eine Art Lagerhaus; es gab hölzerne Truhen, die man, den Spuren am Boden nach zu schließen, zur Seite geschoben hatte, um Platz zu machen.
    Der Grund dafür lag auf einer Strohmatte inmitten des Raums. Es war die Leiche eines Mannes, das Gesicht unbedeckt, ein Stück Segeltuch bis zum Hals hochgezogen. Dünnes braunes Haar, mit einer klebrigen Substanz überzogen, hing in starren Rattenschwänzen; im Fackellicht wirkte die bleiche Haut wie Wachs.
    Obwohl sie so etwas erwartet hatten, blieben doch alle erschrocken stehen. Der Hauptmann sah sie an.
    »Ihr Götter!« sagte Dorilissa. Sie schwankte; Linden faßte sie am Arm. Einen Augenblick lang klammerte sich Dorilissa an ihn, und sie konnte den Blick nicht von der Leiche vor ihnen wenden. Dann nahm sie sich zusammen und trat einen Schritt von Linden weg.
    »Es ist Revien«, sagte sie. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. »Revien, du Mistkerl, was hast du …« Ihre Stimme brach. Dorilissa wandte sich ab und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Einer von euch?« fragte der Dolmetscher.
    »Ja«, antwortete Lleld grimmig auf Assantikkanisch. Ihr Kindergesicht war ausdruckslos. »Genauer gesagt, einer von Doras Leuten. Er hieß Revien.«
    »Was er wollen in Jedjieh?« wollte der Hauptmann durch den Dolmetscher wissen. »Nur Ausländerviertel erlaubt, alles andere verboten.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lleld barsch.
    Der Hauptmann verstand genug Assantikkanisch, um das zu begreifen. Linden sah weitere zornige Fragen in den Augen des Mannes brennen. Fragen, die er aus irgendeinem Grund nicht über die fest zusammengekniffenen Lippen kommen ließ.
    »Er – er mochte das Essen im Gasthaus nicht«, beeilte sich Dorilissa zu sagen. »Also ist er … er hat sich wahrscheinlich verirrt; er hat das Gasthaus verlassen, als es draußen noch hell war.«
    Der Schreiber übersetzte das dem offensichtlich ungläubigen Hauptmann. Linden beugte sich über die Leiche, lauschte mit halbem Ohr dem Gespräch zwischen Dorilissa, dem Dolmetscher und dem Hauptmann, als sie sich im schlimmsten Assantikkanisch, das er je gehört hatte, unterhielten. Auch Lleld beugte sich zu Revien.
    Reviens Augen waren immer noch offen und starrten in die Ewigkeit; Linden schloß sie und betrachtete den Ausdruck des toten Gesichts. Der Tod hatte die Züge verschwimmen lassen, sie aber noch nicht vollkommen geglättet. »Er ist unter Schmerzen gestorben«, sagte Linden sehr leise in Arolan. Er kniete sich auf die Matte neben die Leiche.
    »Und er hatte Angst«, erwiderte sie ebenso leise und hockte sich zu ihm. »Was meinst du, war es sein Herz?«
    »Vielleicht, aber ich glaube nicht. Er hat das richtige Alter dafür, aber er schien gesund gewesen zu sein. Ich wette, er wurde beraubt.«
    Er zog das Segeltuch zurück, das die Leiche bedeckte, und enthüllte Reviens nackten Oberkörper bis zur Taille. Nein, keine Stichwunden in der Brust. Nicht, daß er das erwartet hätte; ein Räuber würde von hinten zuschlagen. Also gut; er würde es bald sehen.
    Er fragte sich, ob Revien versucht hatte, sich aus dem Wasser zu ziehen, und zog die Hände des Toten unter der Plane vor. Aber die Haut war weder verkratzt noch zerrissen, wie sie es gewesen wäre, wenn Revien sich an den grobbehauenen Stein der Brücke geklammert hätte. Also war er entweder tot oder bewußtlos gewesen, als er ins Wasser fiel.
    Linden bemerkte einen dünnen Splitter von etwas unter einem schmutzigen Nagel. Getrocknetes Gras? Wo soll er das in dieser Stadt herbekommen haben?
    Er drehte die Leiche sanft nach rechts, damit er den Rücken sehen konnte. Auch dort war alles in Ordnung. Erstaunt runzelte er die Stirn. Hat der Räuber eine Keule benutzt?
    Sein Blick wanderte zum Kopf, durch das schüttere braune Haar konnte er sehen, daß dort kein Schlag den Schädel getroffen hatte. Er strich über eine der verklebten Haarsträhnen; ein übel stinkendes grünes Pulver blieb an seiner Hand hängen.
    Selbstverständlich; Dreck aus dem Kanal der nun getrocknet ist Er wischte sich die Hand an der Matte ab.
    Dann fiel ihm etwas auf. Er schaute ein wenig näher hin und ließ die Leiche wieder sinken. Eine alte Erinnerung bewirkte, daß ihm übel wurde.
    All das erregte die Aufmerksamkeit des Hauptmanns. Er wies Dorilissa an, sich auf eine der Truhen zu setzen, dann durchquerte er den Raum. Der Kaufmannsschreiber

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