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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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ausrichten, daß er Euch geliebt hat wie einen Bruder.«
    Yesuin spürte einen Kloß im Hals. »Sagt ihm, ich wünschte, er wäre wirklich mein Bruder, denn er war besser zu mir, als mein Bruder je gewesen ist, und ich habe ihn geliebt, wie ich Yemal nie geliebt habe. Sagt ihm, ich wünschte, wir säßen am Lagerfeuer und würden einander Lügen über die Jagd erzählen.«
    Im nächsten Augenblick war Yesuin allein. Er verschloß die Tür, dann lief er durchs Zimmer zu der Geheimtür zu den Gängen. Als er hindurchschlüpfte und sie hinter sich verriegelte, wurde ihm plötzlich klar, daß er nicht einmal nach dem Namen des Offiziers gefragt hatte, so daß er nicht imstande sein würde, den Ahnen des Mannes Räucherwerk zu opfern. Mit geübten Fingern entzündete er die kleine Lampe, die er im Geheimgang aufbewahrte, und steckte dann Feuerstein und Stahl in den Beutel. Er würde sie später brauchen können.
    Es war gut, wurde ihm klar, daß er den Namen des Mannes nicht kannte. So kann ich ihn nicht verraten, wenn man mich foltert.
    Und das war durchaus möglich, wenn er diesen dummen Plan weiterverfolgte. Aber noch während er mit sich selbst stritt, führten ihn seine Füße weiter den Geheimgang entlang zu den Räumen der Ersten Konkubine.
    Diesmal achtete er nicht darauf, sich lautlos zu bewegen. Er rannte wie ein Mann, der von Dämonen gejagt wird.
    Nun war es also doch geschehen. Er hatte gewußt, daß es geschehen würde, aber das verringerte seinen Schmerz nicht. Er stand kurz davor, das nächste an einem Bruder zu verlieren, was er je gehabt hatte, seinen einzigen Freund, und das tat weh.
    Xiane ging in seinem Schlafzimmer auf und ab. Das Klatschen seiner nackten Füße war das einzige Geräusch. Ausnahmsweise war er allein; seine Eunuchen hatten das Abzeichen des Boten gesehen und sich in ihre eigenen Betten zurückgezogen. Diese Angelegenheit ging sie nichts an.
    Wenn er sich nur noch verabschieden könnte … es war das beste, nicht zu gehen; er könnte es sich noch anders überlegen und Yesuin anflehen zu bleiben. Und Yesuin würde bleiben. Er würde bleiben, um der einzige Freund des Kaisers zu sein, bis eines Tages ein schneller Dolchstoß zwischen seinen Rippen seinem Leben ein Ende setzte.
    Nein – sie hatten sich bereits verabschiedet, und er hatte mit dem Hauptmann eine letzte Botschaft geschickt. Das würde genügen müssen.
    Die Nachtluft an seiner nackten Haut war kühl. Xiane fuhr sich durch das lange schwarze Haar, das er für die Nacht aus dem Knoten gelöst hatte, den jeder Jehangli-Mann in der Öffentlichkeit trug.
    Wenn nur, wenn nur, wenn nur …
    Er verstand nun, wie sieh der Tiger in seinem Käfig in seinem Zoo fühlte. Hin und her, hin und her ging er, genau wie Xiane jetzt, und fauchte und schlug nach den Käfigstangen, die ihn gefangenhielten, wie es Xiane auch gern getan hätte. Aber es gab nichts, um dagegenzuschlagen.
    Er konnte nicht hier allein bleiben. Nicht in dieser Nacht. Als er am Bett vorbeikam, griff er nach dem Gewand, das er ausgezogen hatte, als er sich zuvor schlafen gelegt hatte. Er zog es über, öffnete die Tür seines Schlafzimmers und schritt durch die äußeren Räume, was eine ganze Herde überraschter, verschlafener und halbbekleideter Eunuchen aus den Betten riß, die sich beeilten, ihn auf seinem raschen Weg durch den Flur einzuholen.
    Außerdem, dachte Xiane, würde der hasenherzige Guanli Yesuin erst verhaften können, nachdem er Xiane offiziell von dem Vertragsbruch verständigt hatte, und Guanli würde niemals wagen, ihn dort zu stören, wo er nun hinging. Niemals.
    Bei dem Gedanken mußte Xiane breit grinsen.
    Das überraschte Zwitschern ihrer Zofen weckte Shei-Luin aus tiefem Schlaf. Sie setzte sich hin und lauschte. Ihr Herz klopfte.
    Wer könnte es zu dieser Zeit sein? War etwas mit den Kindern nicht in Ordnung?
    Aber es gab kein Jammern, wie sie es sicher gehört hätte, wenn ihren Kindern etwas zugestoßen wäre. Statt dessen schwiegen jetzt alle wieder. Die Tür zu ihrer Schlafkammer ging auf, und Murohshei kam herein, eine Lampe in der Hand. Er sah aus wie ein Mann, der nicht glaubte, was er gerade gesehen hatte. Ohne ein Wort zündete er die Lampen in ihrem Zimmer an.
    Als sie den Mund öffnete, um nach einer Erklärung zu verlangen, schüttelte er heftig den Kopf.
    Die Antwort erschien in der Tür. Xiane! Sie zischte leise. Wie konnte er es wagen …
    Sie blinzelte. Xianes Haar war offen, hing ihm über die Schultern und den Rücken. Shei-Luin

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