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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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ausstrecken können, ohne jemanden zu treten. So groß die Versuchung auch manchmal gewesen war. Am Ende war der Hauptmann offenbar zufrieden gewesen und hatte sie gehen lassen.
    Aber hinter allem hatte er Fragen gespürt, die der Mann hatte ebenfalls stellen wollen und nicht gestellt hatte. Es war gewesen, als nähme er die Bewegungen einer Wasserschlange dicht unter der Teichoberfläche wahr.
    Otter setzte sich ihnen gegenüber, Raven hockte sich zu seinen Füßen auf den Boden. Maurynna saß im Schneidersitz auf der geflochtenen Grasmatte neben dem Bett.
    Linden war froh zu sehen, daß der Barde sich gut genug fühlte, um aufzustehen. Aber einer ihrer Truppe war immer noch abwesend. »Wo ist Taren?«
    »Wieder im Bett«, antwortete Raven. »Es hat seiner Schüttelkrankheit nicht gutgetan, daß er letzte Nacht so naß geworden ist.«
    Linden nickte zerstreut. Etwas nagte an seinem Geist; etwas, das nicht ganz zusammenpaßte …
    Otter sagte: »Es war Revien, nicht wahr?« und vertrieb damit den Gedanken aus Lindens Kopf.
    »Ja«, erwiderte Lleld. »Woher wußtest du das?«
    »Weil Willisen zurückgekommen ist, nachdem ihr gegangen wart. Und da wir am Fenster Wache gehalten haben, sahen wir Doras Gesicht, als ihr die Straße entlangkamt. Was ist mit ihm passiert? Hat man ihn beraubt und erschlagen?«
    »Nein, er ist nicht ausgeraubt worden; der Hauptmann glaubt, er sei betrunken gewesen«, meinte Lleld, »und wäre über die Brücke gefallen und ertrunken. Ich frage mich, ob es vielleicht sein Herz gewesen ist.«
    »Er wurde ermordet«, sagte Linden.
    Die anderen stießen erstaunte Rufe aus und begannen alle gleichzeitig zu reden.
    Als es stiller wurde, wollte Lleld wissen: »Wie meinst du das? Ich habe seine Leiche ebenso untersucht wie du. Es gab keine Wunden, und er hatte sein Geld immer noch im Beutel. Glaubst du, man hat ihn vergiftet?«
    Linden rieb sich den Nacken und versuchte, seine angespannten Muskeln zu lockern. Es war schwierig gewesen, während des Verhörs nicht zu verraten, was er wußte. Er war nicht überrascht, daß der Beweis für den Mord den Wachen entgangen war; es wäre im schlechten Licht schwierig gewesen, mit den Augen eines Echtmenschen etwas zu bemerken.
    Er seufzte. »Revien hatte am Rand des Schädels unter dem linken Ohr einen kleinen, dreieckigen Riß. Den habe ich mir ein wenig genauer angesehen; es war ein kleines Loch, schwer zu erkennen, aber wegen seiner Form auffällig. Wäre sein Haar nicht so verklebt gewesen, hätte ich es vielleicht überhaupt nicht bemerkt. Aber ich habe so etwas schon früher gesehen. Als wir – meine Söldnertruppe, meine ich, Brams und Ranis Söldnertruppe – von Prinz Kuirin von Kelneth angeheuert wurden, gab es einen Verräter in seinem Lager. Einige von unseren Leuten starben auf geheimnisvolle Weise – wir befürchteten Gift oder Zauberei. Es war unser Kräutermann Tiglin, der die Wahrheit herausfand.« Stirnrunzelnd starrte er zu Boden, einen Augenblick in Gedanken verloren, in die Erinnerungen an den ersten Toten. Der hochgewachsene, grauhaarige Stoat, ein Krieger bis hin zu den schwieligen Fingerspitzen. Stoat, der Mitleid mit einem sechzehnjährigen Jungen gehabt haue, der dumm genug gewesen war, mitten im Winter von zu Hause wegzulaufen, und der diesem jungen Idioten beigebracht hatte, was er wissen mußte, um in einem Söldnerlager und im Krieg zu überleben. Noch immer konnte Linden Channas herzzerreißendes Jammern hören, als sie an diesem grauen Morgen die Leiche ihres Mannes gefunden hatte. Es verfolgte ihn über Jahrhunderte hinweg.
    Linden kehrte zurück in die Gegenwart. »Es wird mit einer Art langer Ahle gemacht, etwas Spitzem, Schmalem. Ein rascher Stoß hier …« Er berührte eine Stelle unterhalb des Ohrs. »… nach oben ins Hirn. Das Opfer ist sofort tot. Und das einzige Anzeichen ist eine winzige Stichwunde, die kaum zu sehen ist. Wie Tiglin je darauf kam …«
    »Das ist kein Soldatentrick«, sagte Otter. Er verzog angewidert den Mund. »Das ist ein Dieb oder …«
    »Ein Meuchelmörder«, schloß Lleld. »Revien wurde nicht ausgeraubt, also war es kein Dieb. Aber warum sollte jemand ihn ermorden wollen?«
    »Oder noch schlimmer«, fragte Jekkanadar, »wer sollte einen Berufsmörder dafür bezahlen? Und galt es Revien oder einem von uns?«
    »Und wenn das der Fall ist«, meinte Maurynna, »wer wird der nächste sein?«

8. KAPITEL
     
    Yesuin erwachte, als ihm eine Hand auf den Mund gedrückt wurde und ein Gewicht auf

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