Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
militärischem Schritt den Flur entlang.
Xiane folgte ihnen allein und genoß die verstohlenen Blicke, als sie durch die eleganten Hallen gingen.
Schon in kürzester Zeit standen sie vor der geschnitzten, lackierten Tür zu Yesuins Zimmer. Auf Guanlis Nicken versuchte ein Soldat, die Tür zu öffnen. Sie war von innen verriegelt.
Xiane war überrascht. Beim Phönix, war Yesuin immer noch hier? Er warf dem jungen Hauptmann einen Blick zu. Der Mann schien so verblüfft wie er selbst.
In gequälter Spannung wartete er, während Guanli hineinrief, Yesuin solle die Tür öffnen.
Wenn Yesuin immer noch drinnen ist, kann ich nichts mehr für ihn tun …
Sie erhielten keine Antwort. Xiane wußte nicht, ob er erleichtert oder verängstigt sein sollte. Wenn sie eindrangen, würden sie dann ein leeres Zimmer vorfinden oder einen Mann, der sich umgebracht hatte?
Nicht mehr imstande, die Spannung länger zu ertragen, fauchte er: »Brecht die Tür auf.«
Zwei kräftige Soldaten warfen sich wieder und wieder mit den Schultern gegen die Tür. Es war eine feste Tür, wie es sich für die königlichen Gemächer gehörte, und sie gab nicht gleich nach.
Endlich stand der Weg offen. Bevor die Soldaten hineinstürmen konnten, drängte sich Xiane an ihnen vorbei und überquerte die Schwelle. Er ignorierte die Rufe: »Majestät! Seid vorsichtig! Er könnte bewaffnet sein!«
Xiane wußte, daß Yesuin ihm nie etwas antun würde. Niemals.
Linden und Maurynna saßen im Schankraum der Herberge und unterhielten sich über ihrem Essen, als Taren hereinkam. »Guten Tag, meine Freunde, ich habe gute Neuigkeiten«, rief er ihnen zu.
»Tatsächlich?« fragte Linden und winkte Taren zu ihnen.
»Als ich über den Basar ging, begegnete ich dem Beamten, der dafür zuständig ist, Mäzene für die Gauklertruppen zu finden.«
Linden hörte, wie Maurynna die Luft anhielt. Sein eigenes Herz hatte begonnen, schneller zu schlagen. »Und?« fragte er schließlich.
»Wir haben einen Mäzen, und es gibt eine gut bewachte Karawane, mit der wir aus Sicherheitsgründen reisen sollten.«
Das war gut, dachte Linden. Er hatte keine Ahnung, ob hier in Jehanglan Banditen den Reisenden auflauerten wie in den nördlichen Ländern, aber er wäre lieber keine Wette eingegangen. »Wann reisen wir ab, und wer ist unser Mäzen?«
Taren verzog das Gesicht. »Morgen früh. Es wird schwierig sein, rechtzeitig fertig zu werden, aber wir haben keine Wahl.«
Linden warf Maurynna einen verzweifelten Blick zu und sah, daß sie blaß geworden war. Sie griff nach seiner Hand; er faßte nach ihrer. Kalte Finger schlangen sich um die seinen; aber als sie sprach, war ihrer Stimme nichts von ihrer Unruhe anzumerken.
Maurynna fragte: »Wer ist unser Mäzen?«
»Ich werde die anderen warnen. Warum eßt Ihr nicht fertig?« Taren stand auf und ging davon. Dann, als fiele ihm erst jetzt auf, daß er Maurynnas Frage nicht beantwortet hatte, sagte er über die Schulter: »Oh, ein Adliger, von dem ich in meiner Zeit in Jehanglan schon gehört hatte. Ein gewisser Fürst Jhanun.«
Schweigen empfing ihn. Xiane ging einen Schritt oder zwei in das Zimmer hinein, sah von einer Seite zur anderen. Nichts Lebendiges war hier, die Luft war drückend und reglos. Xiane lauschte; er hörte nichts außer den Atemzügen der Männer hinter sich und dem leisen Klirren von Panzerplatten gegen Panzerplatten.
Er seufzte erleichtert. Er hatte befürchtet, Yesuin an einem Dachbalken hängen zu sehen, oder auf dem Boden zusammengebrochen, mit dem Dolch im Herzen. Zwei weitere Schritte ins Zimmer, und die Soldaten hatten Platz genug, es zu betreten, ohne ihn aus dem Weg zu schieben.
Sie schwärmten aus und durchsuchten das Zimmer. Xiane hätte beinahe gelacht, als einer eine Kleidertruhe durchwühlte. Der Soldat fluchte vor sich hin, als er Gewand nach Gewand herausholte, aber keine verborgenen Geiseln fand.
Xahnu würde dort vielleicht reinpassen – aber ein ausgewachsener Mann? Xiane verbarg ein Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand.
Er erlebte einen unangenehmen Augenblick, als er sich an das Fenster erinnerte. War Yesuin in den Tod gesprungen? Er sah den Hauptmann an und wies mit dem Kinn aufs Fenster. Der Offizier verstand, was er meinte, und spähte nach draußen.
»Hier ist er auch nicht rausgekommen«, sagte der junge Hauptmann zu seinen Kameraden. »Es gibt kein Seil und keine Leiter, und niemand liegt auf dem Boden.«
»Wie ist er denn nun rausgekommen?« tobte Guanli. »Seht nach!
Weitere Kostenlose Bücher