Drachenmagier
stellen?«
Mir fällt ein, daß ich
vergessen habe zu erwähnen, wie Haplo an diesem Tag versucht
hatte, uns ganz
beiläufig und unauffällig mit eben diesen Fragen
auszuhorchen.
»Grundel, du bist
gemein und undankbar!« rief Alake und brach in
Tränen aus.
Ach, du meine Güte!
Ich hatte nicht vorgehabt, sie zum Weinen zu bringen und kam mir selbst
so
niederträchtig vor wie eine Drachenschlange. Als ich
es nicht mehr mitansehen
konnte, ging ich hin und tätschelte ihr die Hand.
»Es tut mir leid«,
entschuldigte ich mich unbeholfen.
»Ich habe ihn gefragt,
weshalb er das alles wissen will«, schluchzte sie,
»und er sagte, daß es immer
gut wäre, auf das Schlimmste gefaßt zu sein, und
auch wenn die neue Welt
einladend und friedlich aussähe, könnten dort
Gefahren lauern…« Sie machte eine
Pause, um sich die Nase zu putzen.
Ich sagte, es wäre
schon gut. Was Haplo sagte, klang vernünftig. Was er sagte,
klang immer
vernünftig, deshalb war dieses nagende, elende
Gefühl von Argwohn und
Mißtrauen um so schwerer zu ertragen. Ich
entschuldigte mich noch mal und
neckte Alake, bis sie fröhlicher wurde und sich die
Tränen abwischte.
Aber wir Zwerge können
nun mal aus unserem Herzen keine Mördergrube machen.
Es mußte heraus: »Alake
– ich habe das alles nur gesagt, weil… Nun, Haplo
liebt dich nicht.«
Mit angehaltenem Atem
wartete ich auf den nächsten Sturm, aber zu meiner
Überraschung nahm Alake es
ziemlich gefaßt auf. Sie lächelte sogar, traurig,
aber es war ein Lächeln.
»Oh, das weiß ich,
Grundel. Wie kann ich erwarten, daß er das tut. Es
muß Tausende von Frauen
geben, die sich nach ihm verzehren.«
Man sollte, dachte
ich, diese Sicht der Dinge fördern.
»Ja, und vielleicht
hat er irgendwo eine Ehefrau…«
»Nein«, sagte Alake
rasch. Sie betrachtete ihre Hände. »Ich
habe ihn gefragt. Er sagte, er hätte
bis jetzt noch nicht die Richtige gefunden. Ich wäre so gerne
die Richtige für
ihn, Grundel, aber ich weiß, daß ich seiner jetzt
noch nicht würdig bin. Eines
Tages vielleicht, wenn ich mich bemühe.«
Sie schaute mich an;
in ihren Augen schimmerten Tränen. Es kam mir vor, als
wäre sie von einer
Minute zur anderen reifer und erwachsener geworden, und sie sah
wunderhübsch
aus und leuchtete wie von innen heraus.
Was blieb mir anderes
übrig, als zu sagen, wenn diese Liebe ihr soviel bedeutete,
dann konnte es
nicht falsch sein, was immer auch geschah. Außerdem, wenn wir
nach Hause
kommen, wird Haplo vielleicht gehen, dahin zurück, woher er
gekommen ist. Was
kann er schließlich von uns wollen? Aber den
Gedanken behielt ich für mich.
Wir fielen uns in die
Arme und heulten uns aus, und ich sagte nichts Schlechtes mehr
über Haplo.
Devon, der uns gehört hatte, kam herein, und Alake weihte ihn
ein. Devon sagte,
Liebe sei für ihn das Wundervollste überhaupt, und
wir sprachen über Sabia, und
dann brachten die beiden mich soweit, von Hartmut zu
erzählen, und wir lachten
und weinten alle drei und konnten es nicht erwarten, nach
Hause zu kommen.
Deshalb traf es uns
noch viel schwerer zu erfahren, was sich inzwischen dort zugetragen
hatte.
Was ich jetzt
schreiben muß, habe ich so lange wie möglich vor mir
hergeschoben. Ich konnte
mich nicht dazu durchringen. Es macht mich so furchtbar traurig. Aber
bis jetzt
habe ich alles berichtet, und ich kann nicht einfach weiterschreiben
und den
wichtigsten Teil auslassen.
Drei vor dem bösen
Drachen gerettete Prinzessinnen (oder zwei Prinzessinnen und ein Prinz,
aber
das macht sich nicht so gut) und die sichere Heimkehr – ein
wunderschönes Garn
für ein Schaukelstuhlepos mit glücklichem
Ausgang. Ende gut, alles gut. Leider
war es nicht gut. Und ich habe so ein Gefühl, als
wäre es auch nicht das Ende
gewesen.
Kaum hatte unser
Tauchboot den Schlupfwinkel der Drachenschlangen verlassen, fanden wir
uns
belagert von einem Schwärm aufdringlicher Delphine. Sie
löcherten uns mit
Fragen, wollten einfach alles wissen, was passiert war, wie es uns
gelungen
war, zu entkommen. Sobald sie genug gehört hatten,
schossen sie davon, um als
erste die Neuigkeit zu verbreiten. Größere
Klatschtanten als diese Fische hat
es nie gegeben.
Das einzig Gute war,
daß unsere Eltern die frohe Botschaft hören
und Zeit haben würden, sich von
dem Schock zu erholen. Wir begannen zu diskutieren, wessen
Heimat wir zuerst
anlaufen sollten, aber die
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