Drachenmagier
auf dem Weg sein, um mit den Delphinen zu sprechen.«
»Nein, das ist er
nicht.« Man sah und hörte ihr an, wie
enttäuscht sie war. »Er ist in der Hütte
und berät sich mit Mutter wegen der Reise.«
»Dann ist jetzt genau
der richtige Augenblick.«
»Ja.« Sie nickte,
zögerte aber noch, vielleicht in der Hoffnung, daß
er seine Meinung änderte.
Sie war jung und
bezaubernd.
Haplo wandte sich
ruckartig ab, trat in seine Hütte und ließ sich auf
das Deckenlager fallen, als
wäre er todmüde. Dann lag er bewegungslos in der
kühlen Dunkelheit, bis er hörte,
wie ihre leisen Schritte sich entfernten. Sie war verletzt, aber nicht
annähernd so tief, als wenn er der Stimme der Berechnung
nachgegeben hätte.
»Schließlich, seit
wann muß ich mir von Nichtigen helfen lassen? Ich
komme allein zurecht. Und
zum Henker mit Alfred«, fügte er zusammenhanglos
hinzu. »Diesmal ist er
fällig.«
Die Sonnenjäger trafen
pünktlich ein. Zwei legten an, um Dumakas Stamm an Bord zu
nehmen. Andere fuhren
an den Küsten des Meermonds entlang, um den Rest der
menschlichen Bevölkerung
Phondras einzusammeln.
Haplo war angenehm
überrascht von der Umsicht und Promptheit der Menschen, die
mit einem Minimum
an Aufwand und Durcheinander Kind und Kegel, Hab und Gut verfrachteten.
Bei
einem Blick auf das verlassene Dorf fühlte er sich daran
erinnert, wie flink
die Siedler im Labyrinth ihre Habseligkeiten zusammenpackten und
weiterzogen.
»Unsere Vorfahren
führten ein Nomadenleben«,
erklärte Dumaka. »Wir zogen umher, folgten
dem
Wild, sammelten Früchte und Pflanzen. Ein solches Leben geht
nicht ohne
kriegerische Auseinandersetzungen ab.
Man glaubt immer, die
Antilopen sind fetter in des Nachbarn Revier. Wir haben lange und hart
für den
Frieden gearbeitet, der jetzt unter unseren Stämmen herrscht.
Es tut mir weh zu
denken, daß wir vielleicht gezwungen sein werden, wieder zu
kämpfen.«
Delu legte den Arm um
ihn. Beide schauten wehmütig auf ihr verödetes Dorf,
das schon jetzt einen
trostlosen Eindruck machte.
»Alles wird gut
werden, Lieber. Wir sind zusammen. Unser Volk ist einig. Der Eine, der
die
Wellen lenkt, ist mit uns. Wir tragen Frieden im Herzen und bringen ihn
den
Sartan als unser größtes Geschenk.«
Hoffentlich spucken
sie euch ins Gesicht, dachte Haplo. Seine einzige Sorge war Alfred.
Alfred
würde diese Nichtigen gleich bei sich aufnehmen und ihnen noch
sein letztes
schäbiges Hemd aufdrängen. Doch Alfred konnte
unmöglich ein typischer Sartan
sein. Der Patryn setzte all seine Hoffnungen auf Samah.
Einmal an Bord der
Tauchboote, vergossen die Menschen ein paar
Abschiedstränen, aber sie
trockneten bald in der Aufregung der Reise und der Vorfreude auf eine
neue und
angeblich reiche Welt.
Die Drachenschlangen
ließen sich nicht blicken.
Haplo befand sich an
Bord des größten Schiffes, zusammen mit dem
Häuptling und dessen Familie, Freunden
und Angehörigen des Zirkels. Der Sonnenjäger war
ähnlich konstruiert wie das
beträchtlich kleinere Tauchboot, das er schon kannte,
nur hatte er mehrere
Decks aufzuweisen.
In Gargan fanden sie
die Zwerge reisefertig, nur die Elfen waren noch nicht eingetroffen,
was
niemanden verwunderte. Selbst Haplo gestand ihnen eine Frist zu; seine
Drohung,
Zuspätkommende müßten sich allein
durchschlagen, hatte sie nur etwas anspornen
sollen.
»Bei denen herrscht
Chaos«, prophezeite Yngvar knurrig. »Doch ich habe
meine besten Kapitäne hingeschickt
und ein Kontingent Soldaten, um die Dinge in geordnete Bahnen zu
lenken. Sie
werden rechtzeitig hier sein, wenn auch nicht
pünktlich.«
Die Elfen trafen mit
vier Zyklen Verspätung ein; ihre Tauchboote näherten
sich schwerfällig, sie
pflügten durchs Wasser wie überfütterte
Wale.
»Was hat das zu
bedeuten?« verlangte Yngvar zu wissen.
»Wir sind überladen,
das ist der Grund!« schnaufte der Zwergenkapitän
aufgebracht und wühlte in
seinem Bart, als wollte er ihn ausreißen. »Wir
hätten ebensogut den ganzen Mond
ins Schlepptau nehmen können. Groß wäre der
Unterschied nicht gewesen. Die
vermaledeiten Elfen haben so ungefähr alles andere
mitgeschleppt! Seht selbst!«
Die Zwerge hatten
Vorsorge getroffen, für die Elfen Kojen zu bauen, aber die
Elfen gönnten ihnen
nur einen Blick, rümpften die Nasen über diese
Zumutung und versuchten, ihre
eigenen schweren, reichgeschnitzten hölzernen Bettgestelle an
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