Drachenmagier
sich ohne zu zögern hineingestürzt.
Er schenkte den
Vorgängen im Saal keine Beachtung. Nur am Rande nahm er wahr,
daß die Menschen
einige höfliche Worte äußerten und sich
vorstellten. Samah, der sich erhoben
hatte, formulierte eine kurze Begrüßung und
nannte die Namen der
Ratsmitglieder (selbstverständlich nicht ihre
Sartannamen).
»Wenn es euch nichts
ausmacht«, fügte Samah hinzu, »werde ich
mich für die Verhandlungen der Menschensprache
bedienen. Sie erscheint mir für derlei am besten
geeignet. Selbstverständlich
wird man den Elfen und Zwergen übersetzen,
was…«
»Das ist unnötig«,
unterbrach ihn der Elfenkönig in fließendem Phondra.
»Wir beherrschen jeder die
Sprache der anderen.«
»Wahrhaftig?« Samah
zog eine Augenbraue in die Höhe.
Mittlerweile hatte
Alfred sich soweit erholt, daß er imstande war, die
Nichtigen zu betrachten
und darauf zu horchen, was sie sagten. Was er sah und hörte,
gefiel ihm. Die
beiden Zwerge – Mann und Frau – besaßen
den dickköpfigen Stolz und die
schlichte Würde ihrer Rasse. Die Menschen – wieder
ein Ehepaar – legten mit den
lebhaften Gebärden und der schnelleren Rede die typischen
Eigenschaften ihres
Volkes an den Tag, jedoch gemildert durch Intelligenz und den
sprichwörtlichen
gesunden Menschenverstand. Der Elf war allein. Er sah blaß
aus und bedrückt –
erst kürzlich verwitwet, glaubte Alfred aus dem
weißen Gewand des Mannes
schließen zu können. Der Elfenkönig
strahlte Weisheit aus, sowohl die eines
langen Lebens als auch die seines Volkes, angehäuft
über die Jahrhunderte – ein
kostbares Erbe, dessen die meisten Elfen auf den anderen
Welten verlustig
gegangen zu sein schienen.
Und die drei
unterschiedlichen Rassen waren vereint! Dies war keine hastig
geschlossene
Allianz nur für den Augenblick, sondern ein seit langem
bestehendes Bündnis,
das man gehegt und gepflegt hatte, bis es Wurzel faßte und
stark und
unerschütterlich wurde. Alfred war beeindruckt und nahm als
selbstverständlich
an, daß es Samah und den übrigen Sartan ebenso
erging.
Die Ratsmitglieder,
die aufgestanden waren, als ihre Namen genannt wurden, setzten sich
wieder.
»Nehmt Platz«,
forderte Samah die Nichtigen auf. Er unterstrich seine Worte mit einer
einladenden Handbewegung.
Die Nichtigen schauten
sich um. Es waren keine Stühle vorhanden.
»Soll das ein Scherz
sein?« fragte Dumaka mit gerunzelter Stirn.
»Wo sollen wir denn sitzen – auf
dem nackten Boden?«
»Was soll das heißen…
Oh, ein Versehen. Ich muß mich entschuldigen«,
sagte der Archont, als hätte er
seinen Fehler jetzt erst bemerkt.
Er sang einige Runen.
Stühle aus massivem Gold materialisierten sich, einer
hinter jedem der
anwesenden Nichtigen. Der Zwerg, der unvermutet eine Berührung
in den
Kniekehlen spürte, tat einen erschreckten Sprung. Als er sich
umdrehte und
einen Stuhl entdeckte, wo zuvor kein Stuhl gewesen war, holte
er schnaufend
Atem.
Die Menschen waren
vorübergehend sprachlos, nur der Elf blieb gelassen.
Gleichmütig nahm Eliason
auf dem Stuhl Platz, faltete die Hände im Schoß und
zog die Beine herauf, wie
es Elfensitte war.
Delu folgte seinem
Beispiel, ließ sich mit würdevoller Anmut nieder und
zog ihren widerstrebenden
Gemahl auf den Stuhl neben sich. Dumaka hatte die Hände zu
Fäusten geballt,
unter der schweißfeuchten Haut traten scharf die Adern
hervor.
Yngvar bedachte erst
den Stuhl mit einem finsteren Blick, dann den Sartan.
»Ich bleibe stehen«,
grollte er.
»Wie’s beliebt.« Samah
wollte fortfahren, als der Elf ihn unterbrach.
»Wo ist der Stuhl für
Haplo? Unseren Freund?«
Eliason nickte zu dem
Patryn hin, der immer noch an der Wand lehnte.
»Ihr nennt diesen Mann
einen ›Freund‹?« Samahs Stimme hatte
einen bedrohlichen Unterton.
Die Nichtigen hörten
die Drohung, begriffen jedoch nicht, was es damit auf sich hatte.
»Ja, gewiß ist er
unser Freund«, antwortete Delu. »Das
heißt«, schränkte sie ein und
lächelte
Haplo zu, »wir würden uns geehrt fühlen,
wenn er sich als unser Freund
betrachtete.«
»›Erretter‹ nennt mein
Volk ihn«, sagte Eliason ruhig.
Samahs Augen verengten
sich zu Schlitzen. Er beugte sich vor, die Hände auf der
Tischplatte gefaltet.
»Was wißt Ihr von
diesem Mann? Gar nichts, möchte ich wetten. Wißt Ihr
zum Beispiel, daß er und
sein Volk lange Zeit unsere erbittertsten Feinde gewesen
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