Drachenmagier
aufmunternden Schubs, doch
der Hund
rührte sich nicht von der Stelle.
Haplo warf Alfred
einen furchtbaren Blick zu, der ein Faustschlag gewesen wäre,
hätten sie näher
beisammengestanden. Er fuhr auf dem Absatz herum und schritt
aus der Tür.
»Warte, Haplo!« rief
Alfred ihm nach. »Du kannst ihn nicht zurücklassen!
Und du« – wandte er sich an
den Hund – »du kannst ihn nicht gehen
lassen.«
Aber das Tier regte
sich nicht, und Haplo blieb nicht stehen.
»Sie müssen wieder
zusammenkommen!« sagte Alfred zu sich selbst,
während er das sichtlich
bekümmerte Tier streichelte. »Und zwar
bald. Die Erinnerung an den Hund ist
wiedergekehrt, und er will ihn zurückhaben
– ein gutes Zeichen. Sollte Haplo je
völlig vergessen…« Er seufzte
und schüttelte düster den Kopf.
Die Nichtigen
schickten sich an, hinter dem Patryn den Saal zu verlassen.
Samah starrte sie mit
funkelnden Augen der Reihe nach an. »Wenn Ihr jetzt geht,
wenn Ihr Eurem
›Freund‹ nachlauft, ist Euch die
Rückkehr für immer verwehrt.«
Eliason redete
halblaut auf die anderen ein. Dumaka rief zornig:
»Nein!«, aber seine Frau
legte ihm begütigend die Hand auf den Arm.
»Mir paßt das nicht«, hörte man
Yngvar murmeln. Seine Frau sagte: »Wir haben keine andere
Wahl.« Eliason
musterte sie alle mit einem letzten, fragenden Blick. Dumaka
wandte sich ab,
Delu nickte stumm.
Eliason drehte sich zu
dem Archonten herum. »Wir nehmen Euer Angebot an. Wir
akzeptieren all Eure Bedingungen,
mit einer Ausnahme. Dieser Mann, unseren Freund, werden wir unter
keinen
Umständen aus unserer Mitte
verstoßen.«
Samah hob eine
Augenbraue. »Dann sind unsere Verhandlungen an einem
toten Punkt angelangt.
Wir werden Euch nicht gestatten, einen Fuß in dieses
Land zu setzen, solange
Ihr einem Patryn Unterschlupf gewährt.«
»Das kannst du nicht
ernst meinen!« rief Alfred laut und vergaß vor
Bestürzung seinen Vorsatz, sich
nicht einzumischen. »Sie haben sämtliche andere
Bedingungen angenommen…«
Samah betrachtete ihn
kalt. »Du bist kein Mitglied des Rats, Bruder. Es steht dir
nicht an, dich in
unsere Belange einzumischen.«
Alfred wurde blaß,
kaute an seiner Unterlippe und verfiel erneut in Schweigen.
»Und wohin sollen wir
gehen?« verlangte Dumaka zu wissen.
»Fragt Eure Freunde«,
höhnte Samah. »Den Patryn und die
Drachenschlangen.«
»Ihr verurteilt uns
zum Tode«, sagte Eliason ruhig. »Und vielleicht
verurteilt Ihr Euch selbst. Wir
kamen in Frieden und Freundschaft und mit einer vernünftigen,
erfüllbaren
Bitte. In Erwiderung dessen wurden wir gedemütigt und
behandelt wie unmündige
Kinder. Unsere Völker sind friedfertig. Ich hätte nie
geglaubt, bevor wir
herkamen, daß ich je die Anwendung von Gewalt
befürworten würde. Aber
jetzt…«
»Ah, nun ist es
endlich heraus.« Samah lachte kalt. »Das war von
Anfang an Eure Absicht, nicht
wahr? Ihr und der Patryn habt alles geplant – Krieg. Ihr
wollt uns vernichten.
Nun gut. Dann sollt Ihr Euren Krieg haben. Mit etwas Glück
lebt Ihr vielleicht
lange genug, um es zu bereuen.«
Der Archont sprach die
Runen. Sigel materialisierten sich in der Luft, versprühten
zischend rotes und
gelbes Feuer und barsten schließlich mit einem gewaltigen
Donnerschlag. Ein
Hitzeschwall fegte über die Nichtigen hinweg; von
gleißender Helle geblendet,
schlössen sie die Augen und hielten sich aneinander fest, um
nicht von der
Druckwelle zu Boden geschleudert zu werden.
Ebenso plötzlich, wie
es begonnen hatte, war es vorbei. Stille senkte sich
über den Ratssaal.
Benommen und erschüttert von dieser Probe ungeheurer magischer
Kräfte, die ihr
Vorstellungsvermögen weit überstiegen, hielten die
Nichtigen nach dem Archonten
Ausschau.
Samah war
verschwunden.
Erschreckt
marschierten die Nichtigen hinaus.
»Er meint das nicht
ernst, oder doch?« wandte Alfred sich an Orla. »Er
kann es nicht ernst meinen –
Krieg führen gegen jene, die schwächer sind als wir,
die zu beschützen unsere
Aufgabe ist? Nie zuvor ist etwas derart Ungeheuerliches vorgekommen.
Nie zuvor
in unserer gesamten Geschichte. Er kann es nicht ernst
meinen!«
Orla sah an ihm
vorbei, als hätte sie nichts gehört. Sie streifte die
hinausgehenden Nichtigen
mit einem flüchtigen Blick, dann verließ sie den
Saal, ohne Alfred eine Antwort
gegeben zu haben.
Er brauchte keine
Antwort. Er wußte sie bereits. Er hatte den
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