Drachenmagier
in diesem Haus. Sie haben dich so oft besucht, wie es die Sartan
erlaubten. Es wundert mich, daß sie nicht längst
hier sind. Andererseits,
heute ist ja…« Alfred biß sich auf die
Zunge.
»Ist was?« wollte
Haplo wissen. Sein Mißtrauen war erwacht.
»Liebe Güte, nun hab’
ich’s doch gesagt. Eigentlich wollte ich dich nicht
beunruhigen.«
»Mich
beunruhigen?« Haplo
starrte den verlegenen Sartan ungläubig an, dann brach er in
lautes Gelächter
aus. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen und er nach Atem
ringen mußte. »Ich
sitze hier, ohne meine Magie, Gefangener des mächtigsten
Sartanmagiers, den es
je gab, und du willst mich nicht beunruhigen«!
»Es tut mir…« Alfred fing
Haplos drohenden Blick auf,
schluckte und schwieg.
»Laß mich raten«,
meinte Haplo grimmig. »Heute ist der Tag, an dem der Rat
zusammentritt, um über
unser Schicksal zu beschließen.
Stimmt’s?«
Alfred nickte. Er
setzte sich aufs Bett; die langen, schlaksigen Arme baumelten traurig
zwischen
seinen spitzen Knien.
»Na, was können sie
dir schon tun? Einen Klaps auf die Hand geben und dich ermahnen, nicht
mehr mit
dem bösen Patryn zu spielen?«
Es hatte ein Witz sein
sollen, doch Alfred schaute noch kummervoller drein.
»Ich weiß nicht«,
sagte er mit leiser, furchtsamer Stimme.
»Vor einiger Zeit habe
ich Samah zufällig belauscht und ihn sagen
gehört…«
»Still!« warnte Haplo
und setzte sich auf.
Eine Frauenstimme sang
vor der Tür die Runen. Die feurigen Sigel
verblaßten, lösten sich auf.
»Ah«, sagte Alfred
strahlend. »Das ist Orla!« Der Sartan
schien ein anderer zu werden. Die
gebeugten Schultern strafften sich, er hielt den Kopf hoch –
fast konnte man
ihn stattlich nennen. Die Tür ging auf, und eine Frau, die
zwei Nichtige vor
sich her schob, trat ein.
»Haplo!« rief Grundel,
und ehe der Patryn wußte, wie ihm geschah, hatte sie sich in
seine Arme
geworfen.
»Alake ist tot!«
schluchzte sie. »Ich wollte nicht, daß sie stirbt!
Alles ist meine Schuld!«
»Na, na«, sagte er und
klopfte ihr unbeholfen den stämmigen Rücken,
während sie sich von Schluchzen
geschüttelt an ihn klammerte.
Haplo schüttelte sie
behutsam. »Grundel, hör mir zu.«
Sie schluckte und sah
ihn an.
»Was ihr drei getan
habt, war gefährlich und tollkühn. Ihr durftet nicht
allein dorthingehen. Aber
ihr habt es getan, und nichts kann daran mehr etwas ändern.
Alake war eine
Prinzessin. Ihr Leben gehörte ihrem Volk. Sie starb
für ihr Volk und vielleicht
noch für sehr viele andere Leute.«
Die Sartanfrau, die
mit hereingekommen war, legte die Hand über die Augen und
wandte das Gesicht
ab. Alfred stand unschlüssig dabei. Einen Moment lang sah es
aus, als wollte
sein Arm sich aus eigenem Antrieb tröstend um die Schultern
der Frau legen,
aber dann sank er wieder herab.
Zum Henker mit dem
Kerl! dachte Haplo. Er taugt zu gar nichts.
Grundel schniefte
leise und nickte.
»Nun ist es aber
genug«, mahnte Haplo streng. »Sieh nur, du machst
den Hund ganz verrückt.«
Das Tier hatte
offenbar aus Sympathie laut und mißtönend
in ihr Weinen eingestimmt. Grundel
wischte sich die Tränen ab und brachte ein schwaches
Lächeln zustande.
»Wie geht es heute?«
erkundigte sich Devon. Er saß am Fußende des
Bettes.
»Es ist mir schon
besser gegangen«, erwiderte Haplo. »Aber dasselbe
kann man vermutlich von dir
sagen.«
»Allerdings«. Devon
sah blaß und ernst aus. Der Verlust Sabias, die
Trauer um Alake, das alles
hatte seine Spuren hinterlassen, doch er wirkte reifer und
erwachsener. Ihm
war Selbsterkenntnis zuteil geworden.
Und nicht nur ihm.
»Wir müssen mit dir
reden!« sagte Grundel und zerrte an Haplos
Ärmel. »Ja, es ist sehr wichtig«,
bestätigte Devon.
Er und Grundel
wechselten einen Blick und schauten dann zu den beiden Sartan: Alfred
und die
Frau, die er Orla genannt hatte.
»Ihr wollt alleine
sein. Ist schon gut, wir gehen derweil hinaus.«
Alfred wollte den Worten
gleich die Tat folgen lassen, aber die Frau hielt ihn fest.
»Ich glaube, das
wird nicht möglich sein.« Sie warf einen
bedeutungsvollen Blick auf die Tür.
Die Runen waren verschwunden, aber man hörte Schritte
auf dem Gang – ein
Posten.
Alfred sank in sich
zusammen. »Du hast recht«, sagte er mutlos.
»Ich habe nicht überlegt. Wir
setzen uns hierhin und werden nicht lauschen. Ihr könnt es
glauben.«
Er setzte sich aufs Bett
und
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