Drachenmagier
dreier
Welten…«
»Du willst tatsächlich
das Todestor öffnen«, warf Haplo ein.
Samah ließ sich nicht
zu einer Entgegnung herab. »Wiederholt eurem Volk meine
Worte. Man soll sich
daran erinnern, daß wir nicht hinterhältig
über einen unterlegenen Gegner
hergefallen sind, sondern uns gegen Aggressoren zur Wehr gesetzt haben,
denen
wir überdies rechtzeitig eine Warnung zukommen
ließen.«
»Du kannst das nicht
ernst meinen!« Alfred streckte beschwörend die
Hände aus. »Du weißt nicht, was
du sagst! Das Todestor öffnen bedeutet, eine Katastrophe
heraufbeschwören. Für
die Drachenschlangen wäre es der Weg in die anderen Welten.
Die furchtbaren
Lazare von Abarrach warten nur auf eine Gelegenheit, sich dieser Welt
zu
bemächtigen!«
»Wie mein Gebieter.«
Haplo verschränkte die Arme vor der Brust. »Du tust
ihm einen Gefallen.«
»Du machst dich zum Handlanger
der Drachenschlangen, Samah«, rief Orla.
»Diese Kinder wissen es. Sie haben
die Ränke der abscheulichen Kreaturen
belauscht.«
»Als ob ich ihnen
Glauben schenken würde – oder sonst einem von
euch.« Samah musterte sie der
Reihe nach voller Verachtung. »Sobald der erste Stein aus der
Mauer fällt,
öffne ich das Todestor und rufe die Unsrigen aus den
Welten Jenseits zur
Hilfe. Und es leben Sartan in den Welten Jenseits. Du kannst mich nicht
täuschen mit deinen Lügen. Und was deinen Gebieter
angeht« – Samah wandte sich
an Haplo – »man wird ihn wieder ins Labyrinth
werfen, zusammen mit dem Rest
eurer verderbten Rasse. Und diesmal wird es kein Entkommen
geben!«
»Ich bitte dich, tu es
nicht.« Alfreds Stimme klang bekümmert.
»Das wahre Übel ist nicht dort
draußen.« Er zeigte aus dem Fenster. »Das
wahre Übel ist hier.« Alfred legte
die Hand auf die Stelle über dem Herzen. »Es ist die
Angst. Ich kenne sie gut.
Fast mein ganzes Leben lang habe ich mich unter ihrer Tyrannei geduckt.
Einst,
vor langer Zeit, sollte das Todestor offenstehen, als Weg für
uns alle aus der
Dunkelheit ins Licht. Aber das ist vergangen. Zuviel hat sich
verändert. Wenn
du heute das Todestor öffnest, wirst du zu deinem
großen Entsetzen und Bedauern
erkennen, daß du der Bezeichnung
›Todestor‹ einen neuen und düsteren
Beiklang
verliehen hast – und dabei stand dieser Name einmal
für Hoffnung.«
Samah lauschte
schweigend. »Bist du fertig?« fragte er.
»Ja, ich bin fertig«,
antwortete Alfred leise.
»Nun gut. Es ist Zeit,
daß diese Nichtigen zu ihren Familien
zurückkehren.« Samah winkte. »Kommt her,
Kinder. Stellt euch nebeneinander, und habt keine Angst vor der Magie.
Sie wird
euch nichts tun. Ihr werdet glauben zu schlafen, und wenn ihr
erwacht, seid
ihr bei Vater und Mutter.«
»Ich fürchte mich
nicht vor dir.« Grundel schniefte. »Ich habe
bessere Magie gesehen, als du
jemals hoffen kannst fertigzukriegen.«
Sie zwinkerte Alfred
verschwörerisch zu.
Alfred machte ein
verwirrtes Gesicht.
»Ihr wißt noch, was
ihr eurem Volk mitteilen sollt?« Samah schaute sie beide an.
»Wir wissen es, und
man wird sich bei uns an Eure Worte erinnern, solange es Elfen gibt.
Auf
Wiedersehen, Haplo.« Devon wandte sich an Patryn.
»Vielen Dank nicht nur für
mein Leben, sondern auch, weil du mir gezeigt hast, daß es
wert ist, gelebt zu
werden.«
»Auf Wiedersehen,
Haplo«, sagte Grundel. Sie schlang ihm die Arme um die Knie.
»Und Schluß mit dem
Spionieren«, mahnte er streng.
Grundel seufzte tief.
»Ja, ich weiß. Ich
versprech’s.«
Sie blieb noch einen
Moment stehen und fummelte an etwas, das sie in die Rocktasche gesteckt
hatte.
Der Gegenstand war groß, zu groß für die
Tasche, und jetzt wollte er nicht
heraus. Grundel zerrte, der Stoff riß. Endlich brachte sie
den Gegenstand zum
Vorschein und hielt ihn Haplo entgegen. Es war ein Buch, mit einem
abgegriffenen Einband voller Flecken, die vielleicht von
Tränen stammten.
»Du sollst
das haben. Es ist ein Tagebuch, mit dem ich angefangen habe, als wir
damals von
zu Hause ausgerissen sind, um uns von den Drachenschlangen
fressen zu lassen.
Ich habe die Dame gebeten« – Grundel nickte zu Orla
hin – »es für mich zu
holen. Sie hat es gleich getan. Sie ist
freundlich. Eigentlich wollte
ich noch mehr hineinschreiben, alles, auch den Schluß, aber
ich kann’s nicht.
Er ist zu traurig. Jedenfalls«, sie wischte sich eine
verirrte Träne ab, »mußt
du nicht ernst nehmen, was
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