Drachenmagier
besinnungslosen Patryn und
stützte ihn, wenn er zu fallen drohte.
Haplo vergaß den
Drachen, vergaß die Schlangen, konzentrierte seinen
ganzen Willen darauf,
gegen die schwarze Flut der Schmerzen und der Bewußtlosigkeit
anzukämpfen.
Sie erreichten Grundel,
die sich immer noch nicht gerührt hatte, sondern
ihnen nur aus weit
aufgerissenen Augen entgegenstarrte und unverständliche Laute
von sich gab.
»Ich kann jetzt allein
gehen«, stöhnte Haplo.
Er legte torkelnd die
letzten Schritte zurück und lehnte sich aufatmend an
den hölzernen Bug des
Tauchboots. Dann deutete er auf das stammelnde
Zwergenmädchen. »Hol sie her.«
»Was ist denn mit
ihr?« fragte Devon befremdet. »So habe ich sie noch
nie gesehen.«
»Vielleicht hat sie
vor Angst den Verstand verloren.« Haplo stöhnte. Er
mußte an Bord klettern,
bevor die Kräfte ihn ganz verließen. »Nimm
sie einfach und bring sie her.«
Hand über Hand zog er
sich an der Reling des Oberdecks entlang zur Einstiegluke.
»Was wird
aus ihm ?« hörte er Grundel
schrill rufen, blickte über die Schulter und
sah eine reglose Gestalt im Sand liegen.
Alfred.
»Na wunderbar«,
knurrte er bitter.
Er wollte sagen: »Laß
ihn liegen«, aber natürlich war der Hund schon mit
Verve dabei, den
ohnmächtigen Sartan abzulecken, zu betatzen und zu
beschnüffeln. Nun ja,
erinnerte Haplo sich widerwillig, immerhin bin ich ihm etwas schuldig.
»Also gut, dann weckt
ihn auf. Er soll sich ja nicht einbilden, daß er getragen
wird.«
»Er hat sich in den
Drachen verwandelt«, sagte Grundel mit
ehrfürchtig bebender Stimme.
Haplo lachte trocken
und schüttelte den Kopf.
»Wirklich! Ich habe es
mit eigenen Augen gesehen. Er hat sich in den Drachen
verwandelt!«
Der Patryn schaute von
Grundel zu Alfred, der mittlerweile zu sich gekommen war. Er
machte kraftlose,
scheuchende Handbewegungen, um die allzu stürmische
Begrüßung des Vierbeiners
abzuwehren.
Haplo wandte sich ab,
zu geschwächt, um sich auf eine Diskussion
einzulassen.
Nachdem er schließlich
den Hund überzeugt hatte, daß es nun genug sei,
sammelte Alfred seine Gliedmaßen
zusammen und raffte sich vom Boden auf.
Verständnislos starrte er von einem
zum anderen, dann fiel sein Blick auf die Höhle, und die
Erinnerung kehrte zurück.
Er zog den Kopf zwischen die Schultern.
»Sind sie weg?«
»Das müßtest du aber
wissen!« rief Grundel. »Du hast sie
davongejagt!«
Alfred lächelte matt.
Er schüttelte den Kopf und schaute auf die Mulde im Sand, die
sein Körper
hinterlassen hatte.
»Ich fürchte, du
täuscht dich, Kind. Ich bin niemandem eine Hilfe
gewesen. Nicht einmal mir
selbst.«
»Aber wenn ich’s doch
gesehen habe!« beharrte Grundel.
»Beeil dich, Sartan,
wenn du mitkommen willst«, mahnte Haplo ungeduldig. Nur noch
ein paar Schritte…
»Er wird mitkommen,
Patryn. Dafür sorgen wir. Du wirst Gesellschaft haben in
deiner Zelle.«
Haplo lehnte sich
gegen die Reling. Er hatte kaum noch genug Kraft, um den Kopf zu heben.
Samah stand vor ihm.
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Kapitel 32
Surunan, Chelestra
Haplo erwachte nur
langsam aus der Bewußtlosigkeit, um sich wieder dem Schmerz
zu stellen und der
Erkenntnis, daß sein sorgsam geordnetes Leben in
Rauch aufgegangen war.
Er lag still, ohne die
Augen zu öffnen, nicht aus Vorsicht oder Taktik,
sondern aus schierer
Erschöpfung.
Das Leben würde von
nun an ein ständiger Kampf für ihn sein. Zu Beginn,
als er zu seiner ersten
Reise aufbrach, hatte er sämtliche Antworten
gewußt. Jetzt, am Ende, hatte er
nichts als Fragen. Seine Überzeugungen waren ins Wanken
geraten. Er zweifelte.
Und der Zweifel machte ihm angst.
Er hörte ein Winseln.
Ein buschiger Schwanz wischte über den Boden, eine nasse Zunge
beleckte seine
Hand. Immer noch mit geschlossenen Augen kraulte Haplo den Kopf des
Hundes,
zauste ihm die Ohren. Sein Gebieter würde nicht erfreut sein,
das Tier
wiederzusehen. Aber es gab noch manches andere, das sein
Gebieter nicht gerne
sehen würde.
Seufzend beugte er
sich der Einsicht, daß ihm eine Rückkehr in Schlaf
und Vergessen verwehrt war,
und schlug die Augen auf. Wie konnte es anders sein – das
erste Gesicht, das er
nach dem Erwachen sah, gehörte Alfred.
Der Sartan stand neben
dem Bett und musterte ihn besorgt.
»Hast du Schmerzen? Wo
tut es weh?«
Mannhaft widerstand
Haplo der Versuchung, die Augen wieder zu schließen,
richtete sich statt
dessen auf
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