Drachenmagier
dem Sabias Gemächer lagen.
Eine kleine Nische bot
sich als Versteck an, außerdem wollte ich gern alleine sein.
Ich setzte mich hin
und bat den Einen um Rat und Hilfe. Sogleich fühlte
ich mich getröstet; tiefer
Friede zog in mein Herz, und ich wußte, daß wir
drei richtig handelten, auch
wenn es bedeutete, daß wir unsere Eltern belügen
mußten.
Es war der Wille des
Einen, daß wir die Botschaft der Schlangen hörten.
Der Eine wird uns nicht im
Stich lassen. Diese Kreaturen mögen böse
sein, aber der Eine ist gut. Er wird
uns behüten und bewahren. Und wenn die Drachenschlangen noch
so große Macht
haben, sind sie auf keinen Fall mächtiger als der Eine, der
nach unserem
Glauben diese Welt erschuf und alles, was sich darin befindet.
Ich fühlte mich viel
besser und fing eben an, mich zu wundern, weshalb Alake noch nicht
aufgetaucht
war, als ich Devon mit großen Schritten vorübereilen
sah, auf dem Weg zu seiner
Herzliebsten. Weil ich sehen wollte, welches Vorzimmer er betrat (denn
selbstverständlich würde man ihm nicht ins
›Allerheiligste‹ Zutritt
gewähren), stahl ich mich aus der Nische und stieß
unversehens mit Alake
zusammen.
»Wo bleibst du so
lange?« flüsterte ich gereizt.
»Devon ist schon hier.«
»Magische Riten«,
antwortete sie von oben herab. »Mehr darf ich nicht
sagen.«
Mal wieder typisch!
Wir hörten Devons
besorgte Stimme etwas fragen, und Sabias Duenja 21 antwortete, die Prinzessin fühle sich nicht
wohl, sei aber bereit, ihn zu empfangen, wenn er sich freundlichst
bequemen
wolle, derweil im Salon zu warten.
Er ging ein paar
Schritte. Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen.
Alake huschte den Flur
entlang, ich hinterdrein, und den Bruchteil einer Sekunde bevor Sabia
und ihre
Duenja auftauchten, schlüpften wir ins Musikzimmer
neben dem Salon.
»Fühlst du dich auch wirklich
kräftig genug, Kind?« Die Duenja umflatterte Sabia
wie eine Glucke ihr Küken.
»Du bist ganz blaß.«
»Ich habe
fürchterliches Kopfweh«, hörten wir Sabia
mit leidender Stimme erwidern. »Sei
ein Schatz, Marabella, und hol mir etwas Lavendelwasser
für die Stirn, es
hilft immer so gut.«
Alake legte die flache
Hand auf die Mauer aus Korallen, murmelte einige Worte, und es
entstand eine
Öffnung, die groß genug war, um
hindurchspähen zu können. Sie schuf ein
zweites Guckloch in meiner Augenhöhe. Zum
Glück für uns pflegen Elfen ihre
Zimmer mit Möbeln, Krimskrams, Blumen und
Vogelkäfigen vollzustellen, also
waren wir vor Entdeckung sicher, auch wenn ich zwischen den Wedeln
einer Palme
hindurchspähen mußte und Alake sich Auge in
Auge mit einem Phurahvogel sah.
Sabia stand so dicht
vor Devon, wie es sich eben noch mit den Anstandsregeln für
Verlobte
vereinbaren ließ. Sie hatten noch kein Wort gewechselt, als
die Duenja mit
schlechten Nachrichten zurückkehrte. »Mein armes
Kind. Es ist kein
Lavendelwasser mehr da. Ich weiß gar nicht, wie das
möglich sein kann. Die
Karaffe wurde erst gestern nachgefüllt.«
»Dann sei so lieb,
Marabella, und geh frisches holen. Mein Kopf schmerzt zum
Zerspringen.« Sabia
legte die Fingerspitzen an die Schläfen. »Ich
glaube, in Mutters altem Zimmer
steht noch eine Karaffe.«
»Ich fürchte, es geht
ihr sehr schlecht«, meinte Devon
mitfühlend.
»Aber das Zimmer deiner
Mutter liegt im anderen Flügel«, jammerte Marabella.
»Es gehört sich wirklich
nicht, daß ich euch beide allein lasse…«
»Ich bleibe ohnehin
nur einen kurzen Augenblick«, beruhigte sie Devon.
»Bitte, Marabella.«
Sabia schaute sie flehend an.
Der Elfenprinzessin
war in ihrem ganzen Leben nie ein Wunsch abgeschlagen worden. Marabella
zögerte
unentschlossen, aber ein klägliches Stöhnen
ihres Schützlings gab den
Ausschlag, sie eilte davon. Da ich mit den Eigentümlichkeiten
des Palastes gut
genug vertraut war, um zu wissen, daß seit dem Tod von Sabias
Mutter viele
Gänge zugewuchert und neue entstanden waren, rechnete ich mit
ihrer Rückkehr
nicht vor dem frühen Morgen.
Sabia begann mit ihrer
sanften, melodischen Stimme Devon zu erklären, wozu wir uns
entschlossen
hatten.
Mir fehlen die Worte,
um die bewegende Szene zu schildern, die sich zwischen ihnen abspielte.
Sie waren zusammen
aufgewachsen und liebten einander seit ihrer Kindheit. Erst
war er bestürzt,
dann außer sich; er widersprach und protestierte vehement.
Ich war stolz auf
Sabia, die ruhig und gefaßt
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