Drachenmagier
ihn in
eine kleine Kabine.
Wenigstens konnte er
gehen, auch wenn seine Beine so schwach waren wie die eines
neugeborenen Kätzchens.
Alake breitete Decken für ihn aus. Nachdem er ermattet darauf
niedergesunken
war, deckten wir ihn warm zu. Er rang immer noch nach Atem und hatte
scheinbar
große Schmerzen.
Ich zeigte die
Flasche. Diese Sprache verstand er wohl, denn er winkte mir,
näher zu kommen,
und als ich ihm die Flasche an die Lippen hielt, nahm er einen Schluck.
Aus dem
Keuchen wurde ein Husten, und einen Moment lang
befürchtete ich, unsere Kur
hätte ihn umgebracht, doch er bekrabbelte sich wieder und
trank sogar noch
einige Male, bevor er sich müde zurücklegte.
Sein Atem ging schon ruhiger.
Seine Augen musterten uns der Reihe nach, sahen alles, gaben
nichts preis.
Plötzlich warf er die
Decken zur Seite. Alake schnalzte mit der Zunge, es hörte sich
an wie der
mißbilligende Laut einer Glucke, der ein Küken unter
dem Gefieder hervor
entwischt ist.
Der Mann schenkte ihr
keine Beachtung. Er starrte auf seine Arme, als gäbe es dort
etwas zu sehen
oder vielmehr nicht zu sehen, und rieb sich an verschiedenen
Stellen heftig
über die Haut. Dann warf er einen Blick auf seine
Handrücken, schloß mit der
Miene bitterer Verzweiflung die Augen und ließ sich
auf den Deckenstapel
zurückfallen.
»Was ist?« fragte Alake
und kniete sich neben ihm auf den Boden. »Seid Ihr verletzt?
Was können wir
tun?«
Sie wollte seinen Arm
berühren, doch er zuckte zurück und knurrte
sie wie ein verletztes Tier an.
Alake gab nicht auf.
»Ich will Euch nichts tun. Wir alle versuchen nur. Euch zu
helfen.«
Er sah ihr unverwandt
ins Gesicht und runzelte in zorniger Ratlosigkeit die Stirn.
»Alake«, sagte ich
ruhig. »Er kann dich nicht verstehen. Er
weiß nicht, was du sagst.«
»Aber ich rede doch in
der Menschensprache…«
»Dev-Sabia, versuch
du’s«, schlug ich vor und stotterte
genauso schlimm wie Alake. »Vielleicht ist
er trotz allem kein Mensch.«
Der Elf zog den
Schleier vom Mund. »Wo kommt Ihr her? Wie ist Euer
Name?« fragte er langsam und
deutlich in der melodischen Sprache seines Volkes.
Der Blick des Fremden
richtete sich auf Devon. Frustration steigerte sich zu Wut. Er
stützte sich
auf den Ellenbogen und brüllte uns an. Wir verstanden ihn
ebensowenig wie er
uns, trotzdem brauchten wir keinen Übersetzer.
»Raus!« schrie er
eindeutig. »Verschwindet und laßt mich in
Ruhe!«
Stöhnend sank er
zurück. Vor Anstrengung war ihm der Schweiß
ausgebrochen, und er schloß die
Augen, aber seine Lippen bewegten sich immer weiter, sie formten die
Worte, die
er nicht mehr die Kraft hatte auszusprechen.
»Armer Mann«, meinte
Alake leise. »Allein in der Fremde, krank und voller
Angst.«
»Mag sein.« Ich hatte
so meine eigene Meinung in der Sache. »Aber ich glaube, wir
sollten tun, was er
verlangt.«
»Meinst du wirklich?«
Alake konnte den Blick nicht von ihm wenden.
»Aber sicher.« Ich
versuchte, sie aus der Tür zu schieben. »Wenn wir
bleiben, regen wir ihn nur
unnötig auf.«
»Grundel hat recht«,
kam Devon mir zur Hilfe. »Er braucht jetzt Ruhe.«
»Vielleicht sollte ich
bei ihm wachen«, gab Alake zu bedenken.
Devon und ich
wechselten beunruhigte Blicke. Der unbeherrschte Wutausbruch des
Fremden und
sein finsterer Gesichtsausdruck hatten uns beide Nerven
gekostet. Als hätten
wir nicht bereits Schwierigkeiten genug, sah es jetzt aus, als
wären wir auch
noch mit einem Verrückten geschlagen.
»Pst«, mahnte ich. »Du
weckst ihn auf. Reden wir draußen weiter.«
Wir lotsten die widerstrebende
Alake aus dem Zimmer.
»Einer von uns sollte
ein Auge auf ihn haben«, flüsterte Devon
mir ins Ohr.
Ich
begriff, was er meinte. Einer von uns, aber nicht Alake.
»Ich hole meine Decken…« Unsere
Freundin schmiedete
bereits Pläne, die Nacht in seiner Nähe zu
verbringen.
»Nein, nein, du gehst
zu Bett. Ich übernehme es, bei ihm zu wachen. Immerhin habe
ich Erfahrung mit
dieser Krankheit.« Ich erstickte ihren Protest im
Keim. »Bestimmt wird er
jetzt erst mal tief und fest schlafen. Du mußt ausgeruht und
munter sein, um
ihn behandeln zu können, wenn er morgen früh
aufwacht.«
Bei dem Gedanken
erhellte sich ihr Gesicht, aber sie zögerte noch, und ihre
Augen wanderten
immer wieder zu der Tür, die ich hinter mir geschlossen hatte.
»Ich weiß nicht
recht…«
»Ich rufe dich, falls
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