Drachenmagier
hat er mit dir den Platz getauscht?«
»Ich glaube schon. Er
hat nie darüber gesprochen, aber das ist typisch für
ihn. Es fiel ihm sogar
schwer, mich mit dem Namen anzureden. Er pflegte mich Sartan
zu nennen.
Einfach Sartan. In geringschätzigem Ton. Ich kann es ihm nicht
verübeln. Er hat
wenig Grund, uns zu lieben.«
Orla runzelte die
Stirn. »Du bist in das Bewußtsein eines
Patryns versetzt worden. Soweit ich
weiß, ist das nie zuvor geschehen.«
»Vermutlich nicht«,
stimmte Alfred traurig zu. »Nur mir passieren
ständig die unmöglichsten Dinge.«
»Samah muß davon
erfahren!«
Alfred senkte den
Blick. »Ich würde ihm lieber nichts
sagen…« Er streichelte den Hund.
»Aber das könnte sich
als äußerst wichtige Information erweisen!
Begreifst du das nicht? Du bist im
Kopf eines unserer Feinde gewesen. Du kannst uns sagen, was darin
vorgeht, wie
ihr Verstand funktioniert. Du kannst uns Einsichten vermitteln, die uns
womöglich helfen, sie doch noch zu besiegen.«
»Der Krieg ist zu
Ende«, erinnerte er sie.
»Aber vielleicht gibt
es einen neuen!« rief sie und schlug sich mit der geballten
Faust in die
Handfläche.
»Das ist, womit Samah
rechnet. Du auch?«
»Samah und ich, wir
haben unsere Differenzen gehabt«, antwortete Orla
schroff. »Alle wissen davon.
Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht. Aber er ist klug, Alfred.
Ich
respektiere ihn. Er ist das Haupt des Rats. Und er will, was wir alle
wollen –
in Frieden leben.«
»Das ist sein Wunsch?«
»Aber ja,
selbstverständlich!« schnappte Orla. »Was
hast du angenommen?«
»Ich weiß nicht. Ich
hatte Zweifel.«
Alfred
erinnerte sich an den Ausdruck auf Samahs Gesicht, als er sagte: Es scheint,
daß wir trotz allem zum richtigen Zeitpunkt erwacht sind,
Freunde. Wieder
einmal bereitet unser alter Feind sich darauf vor, in den Krieg zu
ziehen! Orla
sah das Bild, das ihm vor Augen stand; ihr Gesicht wurde weicher.
»Sprich mit Samah. Sei ehrlich zu ihm, er wird
ehrlich zu
dir sein. Er wird deine Fragen beantworten. Er wird dir
erzählen, was uns hier
widerfahren ist. Und weshalb wir uns deiner Ansicht nach aus der
Verantwortung
gestohlen haben.«
Alfreds Wangen
brannten vor Verlegenheit. »Es war nicht meine Absicht
– «
»Schon gut. In
gewisser Hinsicht hast du recht. Aber du solltest die Wahrheit kennen,
bevor du
den Stab über uns brichst. Genau wie wir deine Geschichte
hören sollten, ehe
wir urteilen.«
Alfred seufzte. Ihm
fielen keine Argumente mehr ein.
»Und jetzt«, Orla
verschränkte die Hände, »was ist mit dem
Hund?«
»Was soll damit sein?«
Alfred schaute beunruhigt drein.
»Wenn dieser Hund dem
Patryn gehört, warum ist er hier? Weshalb kommt er zu
dir?«
»Ich bin nicht
sicher«, meinte Alfred, »aber ich glaube,
er sucht Hilfe.«
»Hilfe?«
»Ja. Ich denke, das
Tier ist von Haplo getrennt worden, und es will, daß
ich ihm helfe, seinen
Herrn zu finden.«
»Aber das ist Unsinn!
Was du redest, hört sich an wie aus einem Märchenbuch
für Kinder. Dieser Hund
mag recht intelligent sein, trotzdem bleibt es ein stummes
Tier…«
»O nein! Dies ist ein
ganz außergewöhnlicher Hund«, wandte
Alfred ein. »Und seine Anwesenheit auf Chelestra
ist ein sicherer Hinweis, daß Haplo sich auch hier befindet
– irgendwo.«
Der Hund hob den Kopf
und wedelte mit dem Schwanz.
Orla zog die Brauen
zusammen. »Du glaubst, der Patryn ist
hier?«
»Es ergibt einen Sinn.
Dies ist die vierte Welt, die letzte Welt, die zu besuchen er den
Auftrag
hatte, bevor…« Er stockte.
»… bevor die Patryn
sich in Marsch setzen.«
Alfred nickte stumm.
»Ich kann verstehen,
daß es dich beunruhigt, unseren Erzfeind in der Nähe
zu wissen. Dennoch
scheinst du mir eher traurig als besorgt zu sein.« Orla sah
nachdenklich auf
das Tier hinab. »Aus welchem Grund sorgst du dich so sehr
wegen eines
verlaufenen Hundes?«
Alfred wiegte ernst
den Kopf. »Weil ich fürchte«,
antwortete er, »daß nicht nur der Hund,
sondern
auch Haplo sich verirrt hat.«
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Kapitel 11
Irgendwo auf dem Segensmeer
Haplo lag auf seiner
Pritsche an Bord des merkwürdigen Wassergefährts und
tat nichts anderes, als
sich ausruhen und seine Hände und Arme betrachten.
Die Tätowierungen waren
bisher nur schwach sichtbar – ein Blau, so wässrig
und verwaschen wie die Augen
von diesem Tölpel Alfred. Aber sie waren da! Wieder
zum Vorschein gekommen!
Und mit ihnen
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