Drachenmagier
Kummer und
Verzweiflung nicht ein noch aus.«
Alake weinte leise vor
sich hin. Sabia griff tröstend nach ihrer Hand,
während Haplo aus dem Bett
stieg und in der Kabine auf und ab zu gehen begann.
»Und du.« Er fuhr zu
der Zwergin herum. »Dein Volk? Was tut es? Sich bewaffnen
oder den Verlust
seiner Prinzessin betrauern? Während sie warten. Sie alle
warten, voller
Hoffnung und Angst. Und je länger das Warten dauert,
desto größer wird die
Furcht.«
»Sie werden kämpfen!«
behauptete Grundel, doch ihre Stimme bebte.
Haplo setzte seine
Wanderung fort, zehn Schritte in jede Richtung, und jede Kehrtwendung
brachte
ihn näher an Sabia heran, die damit
beschäftigt war, Alake aufzumuntern.
Grundel sprang auf,
stützte die Fäuste in die Hüften und stellte
sich Haplo in den Weg.
»Wir waren uns im
klaren darüber, daß unser Opfer
möglicherweise vergeblich sein würde. Aber wir
dachten auch, wenn nur die geringste Chance bestand, daß die
Drachenschlangen
ihren Teil der Abmachung einhielten, durften wir sie nicht ungenutzt
lassen.
Und der Meinung bin ich immer noch. Was ist mit euch? Alake?
Sabia?«
In Alakes braunen
Augen schimmerten Tränen, aber sie nickte heftig.
»Ich stimme zu«,
meinte Sabia. Ihre Stimme wurde von dem Schleier gedämpft.
»Wir müssen zu Ende
bringen, was wir angefangen haben. Für unser Volk.«
»Falls die
Drachenschlangen ihren Teil der Abmachung
einhalten, wie?« Haplo
beäugte das Trio mit grimmiger Belustigung. »Und
ihr? Was ist mit eurem Teil
des Handels? Angenommen, die Biester haben es tatsächlich
ernst gemeint. Was
glaubt ihr, wie sie reagieren, wenn sie herausfinden,
daß man sie betrogen
hat?«
Unvermittelt streckte Haplo die Hand aus, griff nach dem
Schleier und riß ihn Sabia vom Kopf. Zu spät
versuchte sie das Tuch
festzuhalten und wandte hastig das Gesicht zur Seite. Ebenfalls zu
spät dachte
sie daran, wieder die Haltung einer wohlerzogenen jungen Dame
einzunehmen.
»Drei Töchter aus
königlichem Haus.« Haplo zog eine Augenbraue hoch.
»Was wolltet ihr den
Drachenschlangen denn erzählen? Daß
Elfenmädchen neuerdings aussehen, als
wäre ihnen ein Apfel im Hals steckengeblieben?
Daß sie kantige Gesichter und
breite, muskulöse Schultern haben und dafür eine
flache Brust? Ganz zu
schweigen von anderen Utensilien, mit denen weibliche Wesen im
allgemeinen nicht
ausgestattet sind.« Haplos Blick richtete sich vielsagend auf
die untere
Körperregion des jungen Elfen.
Devon errötete so
tief, als wäre er tatsächlich ein Mädchen.
Er schaute hilfesuchend zu Alake,
die ein verstörtes Gesicht machte, dann auf Grundel,
die seufzend den Kopf
schüttelte. Schließlich stand er auf und
wandte sich Haplo zu.
»Ihr habt recht, Sir.
Ich dachte nur daran, das Mädchen zu retten, das ich
liebe. Daß meine Tat den
Drachenschlangen als Vorwand dienen könnte, uns des
Betrugs zu beschuldigen –
der Gedanke kam mir nicht.«
»Wir alle haben das
nicht überlegt!« Alake rang nervös
die Hände. »Die Drachenschlangen werden
zornig sein…«
»Vielleicht ist es gar
nicht so schlimm.«
Grundel natürlich, die
wieder ihren Senf dazugeben mußte. Haplo hätte sie
liebend gern erdrosselt.
»Devon ist keine
Prinzessin, aber ein Prinz. Solange die Biester drei Geiseln aus
königlichem
Geblüt erhalten, was kümmert es sie, ob
Männlein oder Weiblein?«
»Sie wollten drei
Töchter«, murmelte Alake hoffnungsvoll.
»Aber vielleicht hat Grundel recht…«
Haplo beschloß, der
Diskussion ein Ende zu bereiten. »Und wenn die Drachen euch
gar nicht töten
wollen? Womöglich haben sie andere Pläne,
Pläne, zu deren Durchführung sie
Frauen brauchen? Vielleicht wollen sie ihre Nachkommen auf den Thronen
dreier
Reiche sehen?«
Alake stöhnte auf und
schlug die Hand vor den Mund. Der Elf legte ihr den Arm um die
Schultern und
redete mit leiser Stimme beruhigend auf sie ein. Grundel war so
blaß geworden,
wie es die nußbraune Haut der Zwerge zuließ. Sie
sank auf einen Stuhl und
schaute unglücklich zu Boden.
Ich wollte ihnen Angst
einjagen. Das ist mir geglückt, und nur darauf kommt es an,
sagte Haplo sich.
Jetzt werden sie parieren. Keine Debatten mehr. Ich
übernehme das Schiff, setze
die drei ›Mädels‹ irgendwo ab und sehe
zu, daß ich meinen Auftrag erledige.
»Was wollt Ihr, daß
wir tun, Sir?« fragte der Elf.
»Erst sag mir deinen
richtigen Namen.«
»Devon, aus dem
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