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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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blinzelte wie eine verschreckte Eule.
    »Nein. Außer, man hat
die Schlüsselrune – die ich bewahre. Man
erhält sie von mir.«
    »Es – es tut mir
leid«, stammelte Alfred. »Ich war neugierig, sonst
nichts.«
    »Neugier – eine
Untugend der Nichtigen. Ich hätte wissen müssen,
daß auch du damit infiziert
bist. Ramu, vergewissere dich, daß alles unberührt
ist.«
    Ramu
beeilte sich, der Anweisung seines Vaters nachzukommen. Alfred
hielt den Kopf
gesenkt, sein Blick ging hierhin, dorthin, um nicht dem Samahs zu
begegnen. Er
schaute den Hund an, der immer noch knurrte. Er schaute zu Ramu und
registrierte geistesabwesend, daß dieser geradewegs zu einem
bestimmten Fach in
der Reihe Geschichte der Sartan ging, um es mit
größter Sorgfalt zu
untersuchen. Er ging so weit, mittels Magie zu
überprüfen, ob Spuren von
Alfreds Aura in der unmittelbaren Umgebung vorhanden waren.
    Beklommen und schuldbewußt
dachte Alfred sich nichts dabei, obwohl ihm auffiel, daß Ramu
mit den anderen
Fächern viel schneller fertig war, den meisten schenkte er nur
einen flüchtigen
Blick, bis er zu denen mit der Aufschrift Patryn kam.
Auch die unterzog
er einer genaueren Prüfung.
    »Es ist alles in Ordnung«, erstattete er
Samah Bericht.
»Er hatte wohl nicht die Zeit, viel anzurichten.«
    »Ich wollte gar nichts
›anrichten‹!« protestierte
Alfred. Allmählich verlor er seine Angst. Je
länger
er nachdachte, desto mehr kam er zu der Auffassung,
daß er ein Recht hatte,
verärgert über die Behandlung zu sein, die man ihm
zumutete. Er richtete sich
würdevoll auf und schaute Samah ins Gesicht. »Was
glaubt ihr denn, das ich
vorhatte? Ich bin in eine Bibliothek gegangen! Seit wann ist mir der
Zugang zu
dem gesammelten Wissen und Kulturgut meines Volkes verboten? Und seit
wann den
anderen?«
    Ihm kam
ein Gedanke. »Und was tut ihr hier?
Weshalb seid ihr hergekommen,
außer… ihr habt gewußt, daß
ich hier bin! Es wurde Alarm ausgelöst!«
    »Bitte beruhige dich, Bruder.« Samahs Zorn
schien sich
verflüchtigt zu haben wie Nebel in der Sonne. Er legte Alfred
sogar
freundschaftlich die Hand auf den Arm, eine Geste, die dem Hund zu
mißfallen
schien, denn er drängte sich schützend zwischen
Alfred und den Archonten.
    Samah warf einen
kalten Blick auf den Hund und zog die Hand zurück.
»Du hast einen Leibwächter,
will mir scheinen.«
    Alfred errötete und
versuchte, das Tier wegzuschieben. »Es tut mir leid.
Er…«
    »Nein, laß gut sein,
Bruder. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte.«
Samah schüttelte den Kopf
und seufzte reuevoll. »Orla hat mir schon vorgeworfen,
daß ich zu hart arbeite.
Meine Nerven sind überreizt. Ich habe einfach die Beherrschung
verloren.
Schließlich bist du ein Fremder und mit unserer Regelung, die
Bibliothek
betreffend, nicht vertraut. Sie steht
selbstverständlich allen Sartan zur
Verfügung. Aber wie du sehen kannst, sind einige
dieser Rollen alt und sehr
brüchig. Man kann nicht zulassen, daß
kleine Kinder sie in die Hand bekommen.
Oder auch Leute, die nur ihre müßige Neugier
befriedigen wollen.« Ein
Seitenblick auf Alfred. »In aller Unschuld, ohne die mindeste
böse Absicht,
würde dennoch irreparabler Schaden angerichtet. Ich denke, du
kannst uns keinen
Vorwurf machen, wenn wir gerne wissen möchten, wer unsere
Bibliothek in
Anspruch nimmt.«
    Nein, mußte Alfred
zugeben. Das klang durchaus vernünftig. Aber Samah
war nicht der Typ, der
herbeigeeilt kam, weil er Angst hatte, daß Kinder
Stachelbeermarmelade an
seine kostbaren Schriftrollen schmierten. Und Angst hatte er gehabt,
hinter
seinem Ärger und der Gereiztheit. Wie von selbst wanderten
Alfreds Augen zu dem
ganz bestimmten Fach – dem ersten Fach, das Ramu
überprüft hatte.
    »Seriöse Gelehrte sind
natürlich jederzeit willkommen«, fuhr Samah
fort. »Sie brauchen nur vor den
Rat zu treten und um den Schlüssel zu bitten.«
    Samah beobachtete ihn
genau. Alfred bemühte sich, den Archonten anzusehen, statt zu
dem Fach mit
Schriftrollen, aber seine Augen gehorchten ihm nicht.
Schließlich wurde die
Anstrengung zu groß, seine Lider begannen zu zucken, und er
blinzelte
krampfhaft.
    Samah hörte auf zu
reden und starrte ihn an. »Stimmt etwas nicht?«
    »Doch, doch«, murmelte
Alfred und beschattete die Augen mit der Hand. »Ein
nervöser Tick.«
    Der Archont runzelte
die Stirn. Sartan pflegten keine nervösen Ticks zu haben.

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