Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
Knirschen genagelter Stiefel auf den Steinen warnte ihn. Leise vor sich hinpfeifend, hob er ein Bein des Renners an und stocherte die kleinen Felssplitter aus den Hufspalten.
    »Du da!«
    Der arrogante Tonfall ärgerte Piemur. N’ton sprach nie so herrisch, nicht einmal mit seinem einfachsten Knecht.
    »Hä?« Piemur richtete sich auf und starrte den Alten an. Er hoffte, dass seine ängstliche Miene den Zorn verdeckte, den er in Wirklichkeit spürte. Dann wandte er sich dem Minenaufseher zu, der ihn angespannt beobachtete, und fügte im breiten Dialekt der Gebirgler hinzu: »Der war völlig verschwitzt, Meister. Hat ewig gedauert, ihn trockenzureiben.«
    »Ist ja gut. Aber nun sieh endlich zu, dass du drinnen mit deiner Arbeit fertig wirst«, befahl der Meister kühl und deutete zur Hütte hin.
    »So, ich komme also einen Tag zu spät, Meister? Nun, vermutlich habt ihr gestern und heute Vormittag weitergearbeitet.« Hochmütig deutete T’ron zum Schachteingang und gab dem
Aufseher durch einen Wink zu verstehen, dass er vorausgehen solle.
    Piemur starrte ihnen dümmlich nach, bis sie verschwunden waren. Er glaubte, einen anerkennenden Blick des Meisters aufgefangen zu haben, und empfand insgeheim Stolz über seine Verstellkünste.
    Er hatte den Renner gründlich trockengerieben, aber T’ron und der Aufseher blieben immer noch verschwunden. Welche Arbeiten verrichtete wohl ein Bergwerkslehrling? Es war sicher logisch, wenn er sich im Moment vom Stollen selbst fernhielt; jeder Lehrling würde versuchen, seinem Meister aus dem Wege zu gehen, ganz besonders wenn der sich in Begleitung eines Drachenreiters befand. Hatte der Aufseher nicht zur Hütte gedeutet?
    Piemur pumpte Wasser in einen leeren Eimer und schleppte ihn zur Hütte. Dabei warf er gespielt ängstliche Blicke zu den beiden blauen Drachen, die auf dem Felsensims kauerten.
    Die Hütte war in zwei große Räume aufgeteilt, ein Schlafquartier und einen Aufenthaltsraum; ein Vorhang trennte eine winzige Ecke für den Meister ab. Dieser Vorhang war im Moment zurückgeschoben und allem Anschein nach hatte der verärgerte Drachenreiter Truhe, Schrank und Bett durchwühlt. In der Kochnische standen sämtliche Schubladen und Türen offen. Auf der Herdplatte dampfte ein großer Topf vergessen vor sich hin. Piemur zog ihn rasch auf die Seite. Man konnte nie wissen - vielleicht war das seine Mahlzeit, die da anbrannte. Dann begann er, die Küche aufzuräumen. Die Nische des Meisters betrat er nicht; so etwas war Lehrlingen nur auf ausdrücklichen Befehl gestattet. Nach einer Weile hörte er wieder Stimmen, ruhige, erklärende Worte des Minenaufsehers und heftige Vorwürfe von T’ron. Mineralienhämmer klirrten auf Stein. Piemur schlich vorsichtig ans offene Fenster.
    Sechs Bergleute kauerten vor der Hütte und zerklopften vorsichtig
dunkle Gesteinsbrocken auf der Suche nach den kostbaren blauen Kristallen im Innern, misstrauisch beobachtet vom Weyrführer des Südkontinents. Einer der Männer stand auf und streckte dem Minenaufseher etwas auf der flachen Hand entgegen. T’ron fuhr dazwischen, entriss ihm den Fund und hielt ihn gegen das Licht. Dann stieß er einen Fluch aus und ballte die Faust. Einen Moment lang fürchtete Piemur, der Alte werde den Stein fortschleudern.
    »Ist das alles, was ihr hier findet? Früher gab es in diesem Stollen Saphire, so groß wie Menschenaugen...«
    »Vor vierhundert Planetenumläufen vielleicht, Drachenreiter«, meinte der Minenaufseher. Seine Stimme war völlig ausdruckslos, nicht grob, aber auch nicht freundlich. »Heute werden die Steine immer seltener. Aber wir können auch die kleinen Körnchen gut zum Schleifen anderer Edelsteine verwenden«, setzte er hinzu, als der Alte grimmig einen Gesellen anstarrte, der ein Häuflein glitzernden Staubs zusammenscharrte und in eine kleine Tonne mit Deckel füllte.
    »Was soll ich mit Staub und unreinen Kristallen?«, fauchte T’ron. Er hielt die geballte Faust hoch. »Ich suche reine, große Saphire.«
    Er starrte die Männer der Reihe nach an. Die Bergleute duckten sich und klopften vorsichtig die Steine auf. Piemur kehrte in die Küche zurück und hoffte nur, dass sie auf keine größeren Saphire stoßen würden.
    Als die Sonne hinter die höchsten Gipfel im Westen tauchte, hatten sie insgesamt sechs mittlere bis kleine Saphire gefunden. Piemur beobachtete mit angehaltenem Atem, wie der Drachenreiter aus dem Süden zu Fidranth ging und sich auf seinen Rücken schwang. Der alte

Weitere Kostenlose Bücher