Drachenmeister
Männer zeigten sich so dankbar, dass er seinen Vortrag gerechtfertigt fand.
Er verließ die Bergleute bei Sonnenaufgang. Der Ritt bergab schüttelte ihm sämtliche Knochen im Leibe durch. Hin und wieder rutschte der Renner auf dem Geröll aus und schlitterte gefährlich nahe an den Rand der Schluchten heran. Piemur schloss die Augen, hielt sich krampfhaft am Sattel fest und hoffte mit aller Kraft, dass er nicht irgendwann kopfüber im Abgrund landen würde. Als er den Renner Banak zurückbrachte, zeigte sich das Tier kaum erschöpft; Piemur dagegen war schweißgebadet.
»Alles gut gegangen, wie ich sehe«, begrüßte ihn Banak.
»Schnell ist er nicht, aber er weiß, wo er seine Hufe aufsetzen muss«, meinte Piemur mit so übertriebener Erleichterung, dass Banak loslachte.
Als Piemur über den Hof der Harfnerhalle lief, hörte er Tilgin tapfer sein erstes Solo singen. Piemur grinste in sich hinein. Die Stimme des Freundes klang müde, aber wenigstens hielt er sich inzwischen an die Melodie. Von Menollys Echsen
war nichts zu sehen, aber Zair sonnte sich auf dem Fenstersims des Harfnerquartiers, und so nahm Piemur die Treppenstufen im Eiltempo. Zwar wäre es ihm lieb gewesen, wenn jemand seine triumphale Heimkehr gesehen hätte, andererseits war er aber auch froh, dass er keine Ausreden erfinden musste und nicht in Versuchung kam, von seinen Abenteuern zu erzählen.
Meister Robintons Begrüßung fiel so herzlich aus, dass Piemur sich stolzgeschwellt aufrichtete.
»Wenn du auf Reisen gehst, dann möchtest du auch etwas erleben, was, Piemur? Aber nun sei so nett und enträtsele deine geheimnisvolle Botschaft, ehe ich vor Neugier platze. ›Alter Drache‹ bedeutet ›Drachenreiter aus dem Süden‹, habe ich recht?«
»Jawohl, Meister.« Piemur setzte sich auf den Hocker, den Robinton ihm anbot, und begann zu erzählen. »T’ron und Fidranth kamen mit zwei blauen Drachenreitern zum Bergwerk, um dem Minenaufseher seine Saphire abzunehmen.«
»Du weißt ganz genau, dass es T’ron und Fidranth waren?«
»Ganz genau, obwohl ich sie nur ein- oder zweimal gesehen hatte, ehe sie ins Exil gingen. Außerdem kannte sie der Minenaufseher nur zu gut.«
Der Harfner gab ihm durch einen Wink zu verstehen, dass er fortfahren solle, und es tat Piemur wohl, die Abenteuer des Vortages ausführlich zu schildern. Der Meisterharfner war ein ausgezeichneter Zuhörer; er unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Dann, als Piemur fertig war, begann er, Fragen zu stellen, wollte hier und dort eine Kleinigkeit genauer wissen, bis er die Begebenheit zwischen dem Alten und dem Minenaufseher in allen Details kannte. Er lobte Piemurs List und seine Vorsichtsmaßnahme, die geschliffenen Steine in den Stiefeln zu verstecken. Erst in diesem Moment fiel Piemur ein, die kostbaren Juwelen dem Meisterharfner zu überreichen. Die Sonne brach sich in den Facetten.
»Ich treffe heute noch mit Meister Nicat zusammen und werde die Angelegenheit persönlich mit ihm besprechen«, sagte Meister Robinton, während er einen der Edelsteine zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und genau betrachtete. »Eine wundervolle Arbeit. Makelloser Schliff.«
»Genau das hat der Minenaufseher auch gesagt.« Und Piemur setzte kühn hinzu: »Ich glaube, es ist nicht leicht, die richtigen Blautöne für die Meister zu finden.«
Robinton warf Piemur einen erstaunten Blick zu und schmunzelte dann. »Ich hoffe, dass du dies für dich behältst, junger Mann.«
Piemur nickte feierlich. »Wenn ich natürlich eine eigene Feuerechse besessen hätte, wäre die Sorge um mich und die Steine unnötig gewesen, und wir hätten vielleicht etwas gegen T’ron unternehmen können...«
Die Miene des Harfners veränderte sich und das Blitzen in seinen Augen hatte nichts mehr mit Belustigung zu tun. Piemur begriff selbst nicht, was ihn zu seinen Worten getrieben hatte. Er wagte nicht, dem strengen Blick des Meisters auszuweichen, obwohl er sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte. Er rechnete fest mit einer Ohrfeige für seine Frechheit.
»Gestern, Piemur«, begann Meister Robinton nach einer unerträglichen Pause, »hast du dich sehr umsichtig verhalten und die hohe Meinung gerechtfertigt, die Menolly von deinen Fähigkeiten hat. Eben jetzt hast du aber auch bewiesen, dass die Kritik, die verschiedene Meister unserer Gilde an dir übten, berechtigt war. Ich sage nichts gegen Ehrgeiz oder selbstständiges Denken, aber...« - er stockte, und plötzlich wirkte seine Stimme wieder warm
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