Drachenmeister
verschnaufen wollte, riss ihn der Mann hoch.
»Los, los, du kannst nicht den ganzen Tag faulenzen!«
Zum Ausruhen kam Piemur in der nächsten Zeit wirklich
nicht. Er musste die Aschekästen ausleeren und danach Wherhühner ausnehmen. Zum Glück hatte er Camo bei dieser Arbeit oft zugeschaut, dass er einigermaßen damit zurechtkam. Er schrubbte Teller, an denen der Dreck von ganzen Planetenumläufen zu kleben schien. Dann musste er einen Berg Rüben klein schnitzeln und nebenher den Spieß drehen.
Schließlich tauchte der Burgverwalter auf und erklärte, dass Baron Meron in seinen Gemächern zu speisen wünsche und man alles herrichten solle, während er auf dem Festplatz weilte.
Der Küchenaufseher nahm die Änderung wortlos auf, doch sobald sich die Tür hinter dem Verwalter geschlossen hatte, ließ er einen Stapel von Flüchen los, der ihm Piemurs uneingeschränkte Bewunderung eintrug. Sein Zornausbruch war verständlich, denn er hatte eben mit seinen Helfern eine Stunde lang geschuftet, um im Großen Saal alles für das Bankett vorzubereiten.
Wenn Piemur geglaubt hatte, er sei nun fertig, so sah er sich getäuscht. Im Eiltempo wurde er durch das Küchengewölbe gehetzt und musste Wischeimer, Putzlappen und Ähnliches zusammensuchen. Dann wurde er mit Besel und einer Frau nach oben geschickt, um die Privatgemächer von Baron Meron auf Hochglanz zu bringen. Piemur, der mitten in der Nacht aufgestanden war und härter gearbeitet hatte als je zuvor in seinem Leben, dachte mit Wehmut darüber nach, dass Meister Oldive ihm »jede Anstrengung« verboten hatte.
»Hätt auch keiner geglaubt, dass der zum Fest runtergeht«, seufzte die Frau, als sie die steilen Stufen von den Burgsälen zu Merons Gemächern erklommen.
»Musste er wohl. Hast du nicht gehört, was überall geflüstert wird? Dass Meron schon tot ist und niemand seinen Nachfolger kennt! Manche glauben sogar, dass der Festtag noch zum Duelltag wird, wenn sich die Söhne wegen der Erbschaft in die Haare geraten.«
Die beiden begannen, höhnisch zu lachen, und Piemur überlegte, ob er sich verdächtig machte, wenn er genauere Fragen stellte. Doch da fuhr Besel bereits mit durchtriebener Miene fort:
»Ich hab die ankommen sehen - o Mann! Jeder versuchte, sich den Alten eine Weile allein zu schnappen. Wundert mich gar nicht, dass der jetzt frische Luft braucht - die Kerle sind keinen Deut besser als er, echt nicht!«
»Der schmiert sie alle an, wirst schon sehn«, prophezeite die Frau. »Verspricht sicher jedem die Burg!« Sie stieß Besel mit dem Ellbogen an und wieder prusteten die beiden los.
»Hoffentlich müssen wir nicht allein den Dreck hier wegschaffen«, meinte Besel, während er die Klinke herunterdrückte. »Da ist seit ewigen Zeiten nicht mehr... puh!« Er wandte angeekelt den Kopf zur Seite, als ihnen aus den Gemächern Merons ein grauenvoller Gestank entgegenwehte.
Auch Piemur spürte, wie sein Magen rebellierte. Ein fauliger, süßlicher Krankengeruch machte sich überall breit. Er blieb ein paar Schritte zurück, in der Hoffnung, das Zeug würde in den Korridor entweichen.
»Los, Junge, lauf rein und reiß die Läden auf! Leute, die Wherhühner ausnehmen, sind an Gestank gewöhnt!« Besel packte Piemur hart am Arm und schubste ihn ins Zimmer.
Wie es Piemur schaffte, bis ans Fenster zu taumeln und die Läden aufzustoßen, ohne sich zu übergeben, wusste er später nicht mehr. Er beugte sich weit über das Fensterbrett nach draußen und sog die frische Luft ein. »Da sind noch mehr Fenster, Junge!«, befahl Besel vom Eingang her.
Piemur hielt den Atem an und eilte ans nächste Fenster. Dort schöpfte er von Neuem Luft und lief dann weiter. Am letzten Fenster blieb er stehen, bis der Gestank einigermaßen verflogen war. Baron Merons Söhne hatten diesen Pesthauch ertragen? Einen Augenblick empfand Piemur Mitleid.
Dann rief ihm Besel zu, er solle auch die anderen Räume lüften. »Wenn die Gäste in diesem Mief essen müssen, kotzen sie uns alles voll, und wir dürfen auch noch die Böden schrubben!«
Am stärksten war der entsetzliche Geruch im letzten der vier großen Räume, aus denen die Suite des Erbbarons bestand. Als Piemur ihn jedoch betrat, dankte er seinem Geschick, dass die beiden anderen ihm die unangenehme Arbeit aufgehalst hatten. Auf dem Kaminsims standen nämlich in einer Reihe neun der Tongefäße, wie man sie im Allgemeinen zum Warmhalten von Echseneiern benutzte. Piemur unterdrückte ein Würgen und lief an den
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