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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Kamin, um die Behälter genauer zu betrachten. Ein Gefäß war ein wenig zur Seite geschoben, und als er den Deckel hob und den warmen Sand vorsichtig beiseiteschob, entdeckte er ein großes gesprenkeltes Ei. Er verschloss den Behälter wieder und huschte zum nächsten Gefäß. Jawohl, genau wie er vermutet hatte! Das Ei hier war wesentlich kleiner und heller als das erste. Er hätte seine gesamte Habe verwettet, dass in dem abgesonderten Tongefäß ein Königinnenei heranreifte.
    Rasch vertauschte er die Behälter. Er schielte zur Tür hin, aber Besel war im ersten Raum geblieben, und so kippte er den Sand geschickt in die Ascheschaufel, holte das Ei heraus und stopfte es oberhalb des Gürtels in sein Hemd. Der lose Arbeitskittel verdeckte zum Glück die Beule. Dann wühlte er in der Asche, bis er ein halb verkohltes, abgerundetes Holzstück entdeckte. Er legte es in das Tongefäß, deckte Sand darüber und stellte den Behälter wieder an seinen Platz. Sekunden später stand die Frau auf der Schwelle.
    »Gut so, Junge, erst tüchtig einschüren! Trag die Asche runter und hol einen Eimer Brennsteine vom Hof! Er braucht die Wärme, das wissen wir!« Wieder lachte sie boshaft, während sie die schweren, geschnitzten Eichenstühle beiseiterückte, um unter dem Tisch zusammenzukehren. »Na, lange dauert’s nicht mehr, dann hat er’s eiskalt!«

    Besel fiel in ihr Gelächter ein.
    Das Feuer loderte bereits, als Piemur die Asche vom Rost geholt und den sonstigen Unrat eingesammelt hatte. Die Hitze rötete seine Wangen und wärmte das Ei unter seinem Hemd.
    »Beeil dich, Kleiner«, sagte Besel, als Piemur den schweren Eimer ins Freie schleppte. »Wenn du mir zu lange draußen rumlungerst, gibt es Maulschellen!« Er hob die schwere Hand und Piemur sauste davon. Er spürte, wie ihm das Ei gegen die Rippen schlug, und hoffte nur, dass es nicht vorzeitig einen Sprung bekam.
    Während er den Eimer die steile Treppe hinuntertrug, überlegte er fieberhaft, wie er das Ei in Sicherheit bringen konnte. Am Körper tragen mochte er es nicht. Und es brauchte Wärme. Am besten verbarg er es an einem Ort, wo er als Küchenhelfer ohne Weiteres Zutritt hatte.
    Die Lösung fiel ihm ein, als er die Asche auskippen wollte. Er stellte den Eimer ab und musterte die Abfallgrube. Sie führte schräg in die Tiefe und zu beiden Seiten lag Unrat verstreut. Piemur stülpte den Eimer vorsichtig ein Stück neben dem Aschehügel um. Er grub mit der Stiefelspitze eine Mulde in das Häufchen Glut, schob das Ei hinein und deckte eine dicke Aschenschicht darüber. Als er zu dem Brennsteine-Stapel dicht daneben ging, sah er, dass sich die Sonne bereits senkte. Ein Glück, dachte er mit einem Seufzer, denn lange hielt er die Schufterei bestimmt nicht mehr durch.
    Sicher begann das Bankett, sobald Baron Meron vom Festplatz in seine frisch hergerichteten Räume zurückkehrte. Was mochte nur den grässlichen Gestank verursachen? Bestimmt nicht Meister Oldives Medikamente, denn der Heiler hielt viel von frischer Luft und würzigen Kräutern. Egal. Sobald der Baron und seine Gäste gespeist hatten, würde sich das Gesinde über die Essensreste hermachen, und jeder konnte ein wenig ausruhen. Vielleicht gelang es ihm, die Burg zu verlassen, ehe Sebell sich
Sorgen um ihn machte. Aber sein Ausflug hatte sich gelohnt! Es gab eine Menge Neuigkeiten, die er dem Harfnergesellen berichten konnte.
    Knechte und Mägde rannten nun wie aufgescheucht zwischen dem Küchengewölbe und Baron Merons Räumen hin und her. Der Burgverwalter hatte das Kommando persönlich übernommen. Piemur musste prompt einen zweiten Asche-Eimer ausleeren und mit Brennsteinen füllen. Diesmal stahl er auf dem Weg durch die Küche ein Stück Brot, was seine Laune beträchtlich hob.
    Wie durch ein Wunder war das Gesinde fast fertig, als ein Bote vom Burgtor eintraf und verkündete, dass sich Baron Meron und seine Gäste im Anmarsch befanden. Der Verwalter befahl den Leuten, Eimer und Besen wegzuräumen und sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Als die letzten Bediensteten in die Küchengewölbe zurückhasteten, hörte man draußen bereits das Gelächter der Besucher.
    Piemur musste dem Koch den Spieß drehen, während der den Braten in Stücke schnitt, und er bekam eine Ohrfeige, weil der Mann bemerkte, dass er hin und wieder ein paar Fleischfransen vom Tisch stahl. Dann erhielt er den Auftrag, einen ganzen Kessel Knollengemüse zu Brei zu stampfen. Sobald eines der Gerichte fertig war, wurde es

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