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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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könnte. Die Sonne brannte unerbittlich auf seinen ausgedörrten, erschöpften Körper nieder, während er tief atmete und daraufwartete, dass sich sein schnelles, hartes Herzklopfen allmählich beruhigte. Aber er vernahm nichts außer weit entfernten Stimmen und Gelächter. Er roch das nahe Meer. Aber es schwang auch ein süßliches Aroma in der Luft mit, das an den Duft einer überreifen Frucht erinnerte.
    Er dachte nach, was er über den Süd-Weyr wusste, aber seine Gedanken wanderten im Kreis. Jemand hatte erzählt, dass man im Süden das Obst frisch von den Bäumen pflücken konnte.
Das beruhigte ihn. Verhungern würde er also kaum. Eine leichte Brise fächelte ihm ins Gesicht. Sie trug den Duft von brutzelndem Fleisch zu ihm. Hunger quälte Piemur. Er fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen und zuckte zusammen, weil der Schweiß salzig in den Rissen brannte.
    Vorsichtig hob er den Kopf und sah sich um. Er befand sich auf einem ziemlich hohen Berg von Säcken und Ballen, die gegen die Steinwände irgendeines Bauwerks gestapelt waren. Auf einer Seite war ein freier Platz, auf der anderen entdeckte er halbgeknickte Zweige und dichtes Laub, das von den Säcken ein wenig zerdrückt wirkte. Er schob sich vorsichtig auf das Grün zu, ohne auch nur ein einziges Mal das Echsenei loszulassen. Unvermittelt gab ein Ballen unter ihm nach und rollte mit beträchtlichem Krachen in die Tiefe. Ihm blieb fast das Herz stehen.
    Lange Zeit wagte er sich nicht zu rühren, doch dann kroch er weiter. Wenn es ihm gelang, auf den Baum zu steigen... Ein Blick auf die rissige Rinde brachte ihn von diesem Plan ab. Seine Hände waren von den Abenteuern der letzten Stunden bereits völlig zerschunden und blutig. Er wollte eben den Stapel hinunterklettern, als ihm ein orangeroter Klecks ins Auge fiel. Er leckte sich die ausgedörrten Lippen und versuchte zu schlucken, aber die Zunge klebte am Gaumen. Die Frucht sah reif aus. Er streckte zögernd die Hand aus; die Schale gab unter dem Druck seiner Finger ein wenig nach.
    Piemur erinnerte sich nicht, wann er die Frucht gepflückt hatte; er erinnerte sich jedoch sehr wohl an den erfrischenden Geschmack des gelben Fruchtfleisches, das seinen schlimmsten Durst und Hunger stillte. Von seinen Fingern und Lippen tropfte klebriger Saft, aber er achtete nicht darauf.
    Er begann, sich genüsslich die Finger abzulecken, als die Stimmen, die er bisher aus weiter Ferne vernommen hatte, deutlich näher klangen. Er duckte sich hinter einen Sack. Schon verstand er einzelne Sätze.

    »Wenn wir nicht wenigstens einen Teil der Ware unter Dach und Fach bringen, verdirbt sie«, sagte ein Mann mit hellem Tenor.
    »Vor allem den Wein«, entgegnete ein anderer. »Der wird uns sauer, wenn wir nichts unternehmen.«
    »Falls Meron auch diesmal meine Stoffe vergessen hat...« Die Frau ließ ihren Satz unvollendet, aber in ihrer spröden Stimme schwang eine Drohung mit.
    »Mach dir keine Sorgen, Mardra! Meron braucht Echseneier...«
    »Ich mache mir keine Sorgen - er soll sich welche machen, wenn...«
    »Hier - das sieht nach einem Webersiegel aus!«
    »Ganz unten natürlich! Wer hat das Zeug so schlampig aufgeschichtet?«
    Piemur begann, auf der anderen Seite des Stapels in die Tiefe zu turnen. Die Säcke gerieten in Bewegung, er rutschte aus und stürzte. Mit einem leisen Aufschrei landete er am Boden, das Echsenei immer noch fest in der Hand.
    Im nächsten Moment umkreisten ihn drei Feuerechsen.
    »Ich bin nicht hier«, wisperte er und versuchte, sie wegzuscheuchen. »Ihr habt mich nicht gesehen, klar?« Er erhob sich mit zitternden Knien und stolperte auf einen ausgetretenen Pfad, der von den Stimmen und den Waren wegführte. Dabei dachte er so angestrengt an die Schwärze des Dazwischen, dass die Feuerechsen loskreischten und die Flucht ergriffen.
    »Wer ist nicht hier? Wovon schwatzt ihr?« Die harte Stimme der Frau verfolgte Piemur, als er davonrannte.
    Seitenstechen und Atemnot zwangen ihn schließlich, einen Moment stehen zu bleiben und zu rasten. Dann schleppte er sich weiter, bis er an einen Bach kam. Er spülte den Mund mit dem lauwarmen Wasser aus und wusch sich das erhitzte Gesicht.
    Ein Geräusch, das an das fragende Zirpen einer Echse erinnerte,
erschreckte ihn so, dass er um ein Haar in den Bach gefallen wäre. Er hastete weiter, stürzte zweimal und schaffte es beide Male, noch im Fallen das Ei hochzuhalten. Dann war er am Ende seiner Kräfte. Er kroch zu einem blühenden Strauch seitlich des

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