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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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sie sein Angebot lediglich als Vorspeise betrachtete.
    Piemur aß selbst eine Nuss. Er dachte krampfhaft darüber nach, wer diese Leute sein mochten und was sie vorhatten. Während eine Gruppe das Zelt aufbaute und riesige Kessel mit Wasser vom Fluss herbeischleppte, verteilten sich die Übrigen in der Ebene, und lange Hackmesser blitzten in ihren Händen. Plötzlich begriff Piemur.
    Es handelte sich um Bewohner der Südburg, die hierhergekommen waren, um die Heilkräuter zu ernten, die jetzt im vollen Saft standen. Er zog angewidert die Nase kraus. Es konnte
Tage dauern, bis sie die riesige Ebene durchstreift hatten; und die Masse musste drei Tage lang kochen, bis die harten Pflanzenfasern zu Brei zerfielen. Einen weiteren Tag dauerte es vermutlich, bis der Brei durch Siebe gestrichen und der Saft so weit eingekocht war, dass man daraus die Heilsalbe bereiten konnte.
    Piemur seufzte tief. Die Eindringlinge würden also eine halbe Ewigkeit hierbleiben. Das Zelt lag zwar eine gute Stunde von ihm entfernt, und wenn er einigermaßen vorsichtig war, bemerkten ihn die Fremden nicht. Aber ganz sicher entging er nicht dem durchdringenden Gestank, der beim Einkochen der Salbe entstand - vor allem weil der Wind die meiste Zeit vom Meer her wehte. Ausgerechnet jetzt, wo er sich so bequem eingerichtet hatte! Hier fand er Nahrung für sich, Farli und Dummkopf, und hier hatte er ein Dach über dem Kopf, wenn nachts ein tropisches Gewitter niederging. Hier konnte er sich auch vor den Sporen schützen.
    Dann kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht gar keine Südländer waren, sondern eine Gruppe aus dem Norden. Er wusste, dass Meister Oldive Kräuter aus dem Süden bevorzugte, um seine Mixturen herzustellen; deshalb hatte auch Sebell vor nicht allzu langer Zeit die weite Schiffsreise gemacht und Unmengen von Gräsern, Samen und Kräutern gesammelt. Vielleicht bestand sogar eine Absprache mit den Alten; sie konnten dem Meisterheiler wohl kaum verwehren, Arzneipflanzen aus dem Süden zu holen.
    Aber Schiffe aus dem Norden besaßen vielfarbige Segel; Menolly hatte ihm erzählt, dass jeder Seebaron stolz auf die bunten Muster seiner Schiffssegel war. Einfache rote Segel ließen auf Südländer schließen - denn die brachen die Tradition des Nordens, wo immer sie konnten. Außerdem vermittelte der Arbeitstrupp das Gefühl, als käme er nicht das erste Mal hierher.
    Piemur lachte vor sich hin. Jedenfalls hatte er im Moment nicht die Absicht, sich den Fremden vorzustellen, sonst musste
er noch beim Sammeln von Kräutern helfen. Er beschloss, das Nötigste zusammenzupacken und in einem Bogen durch den Dschungel zu wandern, bis er ein gutes Stück östlich von ihnen ans Meeresufer kam. Und ein gutes Stück entfernt von dem Salbengestank.
    So machte er ein ordentliches Bündel aus seiner geflochtenen Matte und band es mit einer Lianenschlinge fest. Farli zeigte sich empört über seinen Aufbruch und die Tatsache, dass er ihr Hungergeschrei einfach überhörte. Piemur warf einen nachdenklichen Blick auf die Wände seines primitiven Unterschlupfs. Er konnte nicht ausschließen, dass die Leute im Wald auf die Jagd gingen und seine Hütte entdeckten. So zerlegte er die Riedgraswände und versteckte sie im dichten Laub der nahe gelegenen Sträucher. Die Lichtung, die er geschlagen hatte, ließ sich nicht verbergen, aber er glättete wenigstens das niedergetrampelte Erdreich und verteilte hier und da dürres Geäst, damit der Platz auf den ersten Blick wie eine natürliche Öffnung im Dschungel aussah.
    Dann lief er zum Fluss hinunter. Seine Fischreuse, die er an dem halb versunkenen Baumstamm befestigt hatte, enthielt mehr als genug Beute, um Farlis Hunger zu stillen. Er nahm die Fische aus, wickelte sie in breite Blätter und legte sie in sein Netz. Einen Moment zögerte er, doch dann ließ er die Reuse wieder ins Wasser. Vermutlich blieb das Ding unbemerkt, außer jemand stolperte darüber - und die Fische, die sich darin fingen, mussten nicht leiden. Wenn er zurückkam, hatte er dann gleich etwas zu essen.
    Er bahnte sich einen Weg durch den Wald und machte einen großen Bogen um die Ebene. An einem kleinen Nebenarm des Flusses hielt er an, trank und ließ Dummkopf eine Weile rasten. Die Beine des kleinen Kerls hielten noch nicht lange durch, und obwohl er kaum etwas wog, war er Piemur über längere Strecken doch zu schwer zum Tragen. Farli umflatterte sie, schoss
gelegentlich durch das Blätterdach nach oben und kreiste am Himmel, wo sie

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