Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
dich übrigens nennen?«
    Hätte sie ihm nicht die Chance gegeben, einen Namen zu erfinden, so wäre Piemur vielleicht auf den Gedanken gekommen, sie zu belügen. So aber entgegnete er stolz: »Ich bin Piemur von Pern!«
    Sharra warf den Kopf zurück und lachte laut los, aber gleich darauf legte sie ihm einen Arm um die Schultern und drückte ihn einen Moment lang kameradschaftlich an sich.
    »Du gefällst mir, Piemur von Pern! Wie hast du deine kleine Königin genannt? Farli? Das ist ein hübscher Name. Und das Rennerfohlen gehört auch zu euch?«
    »Dummkopf? Ja - seit dem letzten Sporenregen, bei dem seine Mutter ums Leben kam. Immerhin, er hält schon einigermaßen Schritt mit uns.«
    »Er hält Schritt mit euch? Heißt das, dass du die Schiffe am Fluss erspäht hast und jetzt die Flucht ergreifst?«
    »Sicher. Ich habe nämlich auch die Kessel zum Einkochen von Heilsalbe gesehen.«
    Sharra lachte wieder und Piemur fand ihre Fröhlichkeit ansteckend. »Das also hat dich bewogen, deine Zelte abzubrechen und fortzuziehen? Ich kann es dir nicht verdenken, Piemur von Pern.« Ihre Augen blitzten belustigt, und sie setzte im Verschwörerton
hinzu: »Ich habe den Auftrag, bestimmte Gräser und Kräuter zu sammeln, die in dieser Gegend wachsen. Im Allgemeinen brauche ich dafür so lange, bis die anderen die Salbe fertig haben.«
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Piemur und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Er merkte jetzt erst, wie sehr ihm hier in der Einsamkeit das Gespräch mit anderen Menschen gefehlt hatte.
    »Oh, dagegen ist ganz und gar nichts einzuwenden. Aber du wirst mit mir Schritt halten müssen. Es ist nicht so, dass ich faulenze, während die da drüben ihre Salben brauen. Der Meisterheiler vom Nordkontinent hat einige ganz spezielle Kräuter bei uns bestellt.«
    »Ich dachte, ihr Südländer haltet euch vom Norden fern?« Piemur setzte seine unschuldigste Miene auf.
    »Nun, bestimmte Güter müssen einfach getauscht werden.«
    »Aber der Benden-Weyr hat doch verboten...«
    »Das gilt nur für Drachenreiter.« Sharra legte eine gehörige Portion Verachtung in das Wort »Drachenreiter«. Das erstaunte Piemur. Wenn man von den Drachenreitern des Nordens sprach, so geschah das stets mit großer Ehrerbietung. Aber sie meinte wohl die Angehörigen des Süd-Weyrs. »Wir handeln durchaus mit dem Norden.« Wieder eine Spur von Geringschätzung, als seien die Nordländer dem Süden nicht ebenbürtig. »Hier bei uns sind die Pflanzen viel größer und kräftiger als im kalten Norden. Die Sträucher für die Heilsalbe beispielsweise, dann Federkraut und Schopfgras gegen Fieber, Rotwurz gegen Infektionen, Rosageflecht gegen Bauchschmerzen - und so fort.«
    Sie wandte sich dem Wald zu und winkte Piemur, ihr zu folgen. Mit langen, federnden Schritten wanderte sie durch das Pflanzengewirr, als würde sie ihren Weg ganz genau kennen.
    Mehr als einmal im Laufe der nächsten Tage bedauerte Piemur, dass er sich nicht am Einkochen der Heilsalbe beteiligt hatte. Das erschien ihm jetzt harmlos neben Sharras Kräutersuche im
Dschungel. Er musste unter Sträucher mit langen Dornen kriechen, die ihm den Rücken aufrissen, und auf hohe Bäume klettern, um Parasitengewächse herunterzuholen. Sharra wusste ständig eine neue Arbeit für ihn und erinnerte ihn manchmal an Besel von Nabol. Allerdings verging die Zeit wie im Flug, denn Sharra erklärte ihm die Eigenschaften und Vorzüge der Wurzeln, die sie ausgruben, verriet ihm, warum die Blätter nur von den kräftigsten Bäumen stammen und keine Brandstellen von Fäden haben durften, oder zeigte ihm Gräser, die nur im Schatten bestimmter Büsche gediehen. Sharra trug Wherlederkleidung - er dagegen besaß keinerlei Schutz gegen Dornen, Schiefer und Nesseln. Sie behandelte zwar seine zahllosen kleinen Wunden bereitwillig mit Heilsalbe, ließ aber keinen Zweifel daran, dass ein schmalgliedriger Halbwüchsiger die verborgenen Schlupfwinkel der kostbaren Pflanzen leichter ereichen konnte als sie selbst. Und Piemur tat alles, um in Sharras Augen gut dazustehen.
    Am ersten Abend entfachte sie ein kleines, aber sehr heißes Feuer. Sie zeigte ihm genau, welche Dschungelhölzer am besten brannten, und kochte ein herrliches Stew. Sein Beitrag war Fisch und der ihre ein Gemisch aus Knollengemüse und Kräutern. Die drei Feuerechsen verschlangen ihren Anteil ebenso gierig wie er den seinen.
    Es überraschte Piemur angenehm, dass Sharra keine Fragen mehr über seine Reise nach Süden oder

Weitere Kostenlose Bücher