Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
Luft wird bald Besseres zu tun haben, als Rachepläne zu schmieden …«
»Ja? Hast du beschlossen, sie auszumerzen? Warum? Sicher, die Kraft dazu hast du, wer wollte das bestreiten; aber was haben sie dir getan? Ist es der alte Streit über das Grenzland von Bbchtschi?«
»Nein, es geht um ihre Pläne …« Torn bemerkte gar nicht, wie sie allmählich die Rollen tauschten. »Halte mich nicht für einen Wahnsinnigen, der von Rache und Blutdurst besessen ist!«
»Das würde ich gerne …« Loj seufzte. Sie berührte die Schulter des Magiers. »Aber warum hast du dir ausgerechnet meinen Ball ausgesucht, um mit ihm abzurechnen?«
»Es war Zufall«, sagte Torn widerwillig. »Wir folgten Ritor und wollten ihn nicht aus den Fängen lassen. Wir hätten euch vor dem Clan der Luft beschützt … ohne Ritor sind sie ja doch nicht viel wert …«
»Aber warum hast du mir das nicht gesagt? Warum hast du mich nicht um Erlaubnis gebeten? Du weißt doch, unsere Länder sind ein Territorium des Friedens!«
»Es stand zu viel auf dem Spiel …« Torn blickte auf ihre Hand, die nervös an seiner Schulter zupfte. Dann glitt sein Blick den Arm entlang über die halb entblößte Schulter
zum Ausschnitt ihres Kleides. »Ich wollte … deinem Clan keinen Schaden zufügen … ganz und gar nicht … Aber was du getan hast!«
Loj begriff mit Schrecken, dass in Torns Augen wieder die Wut aufflackerte. O nein! Jetzt nicht mehr!
»Ich weiß! Und deshalb bin ich zu dir gekommen, allein und ohne Begleitung. Ich bin gekommen, damit du … der Magier Torn … damit du mich bestrafen kannst. So wie es dir beliebt.« Das ist zu viel des Guten, zu offensichtlich, dachte Loj. »Keiner weiß, wo ich bin. Du kannst mich töten, Torn; der Clan der Katzen wird keine Rache nehmen. Mein Leben liegt in deiner Hand.«
»Ich brauche dein armseliges Leben nicht!« Torn bemühte sich, seinen Ärger wieder wachzurufen; er hatte noch nicht begriffen, dass der Moment unwiederbringlich vergangen war.
»Was gibt es sonst, was du von mir brauchen könntest?«, sagte Loj bitter. Sie wand sich ab und blickte in den strahlenden Schleier aus Wasser über dem Eingang. Jetzt spielte sie nicht mehr, sondern sie hatte sich selbst davon überzeugt, dass sie eine abgewiesene Frau war.
»Was ich von dir brauche?«, wiederholte Torn nachdenklich. »Ich weiß es nicht, Loj. Ich brauche nicht die Gefolgschaft deines Clans. Das wirst du selbst verstehen … wir sind stärker. Und dein Leben brauche ich auch nicht. Deine Gemeinheit habe ich dir verziehen … womöglich waren wir tatsächlich trunken vom Jagdfieber …«
Loj weinte lautlos. Dann machte sie eine knappe Bewegung mit der Hand und trat auf den Durchgang zu. Jetzt würde sie gehen können. Wenigstens hatten sie einen Waffenstillstand geschlossen.
»Loj!«
Die Frau blieb stehen.
»Es tut mir sehr leid, dass alles so gekommen ist … so dumm.«
Die Worte fielen ihm nicht leicht.
»Wir können unseren gegenseitigen Respekt bewahren. Vielleicht sogar unsere Sympathie. Ich werde wieder zu deinem Ball kommen … wenn alles sich beruhigt hat.«
Loj drehte sich abrupt um und rief aus: »Wie töricht du bist, mächtiger Torn! Glaubst du wirklich, dass eine Frau nur zu dir kommt, um Frieden zu schließen? Ich, Loj Iwer, bin zu dir gekommen! Die Katze Iwer … nicht das Oberhaupt des Clans und nicht die Magierin, die dir ebenbürtig ist!«
Wieder machte sie eine Geste mit der Hand, und der versteinerte Torn spürte, wie unsichtbare Krallen den Umhang über seiner Brust auseinanderrissen, ohne Kratzer auf seiner Haut zu hinterlassen.
»Ich habe mich aus dem Clan fortgeschlichen. Bin gekommen … und was bekomme ich zu hören … nichts weiter als das Versprechen, vielleicht einmal vorbeizuschauen …«
»Loj …«
Mit überraschender Schnelligkeit kam Torn jetzt auf sie zu. Fasste sie an der Schulter, drehte ihren Kopf zu sich und blickte ihr in die Augen.
»Was brauchst du von einem erschöpften Magier, der sich abmüht, einen zerbrechlichen Frieden zu bewahren?«, flüsterte er. »Was legst du dir bloß alles zurecht … dumme Katze …«
»Ich werde deine Erschöpfung vertreiben, Torn …« Lojs Hände berührten seine nackte Brust. »Ich … habe ich dich nicht gekratzt? Ich bitte dich, sei wenigstens für einen Augenblick nichts anderes als ein Mann … kein Magier und
kein Clanoberhaupt … vergiss einfach alles … so wie ich alles vergaß …«
Torn presste seine Lippen auf ihre in einem Kuss, der mehr
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