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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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kamen aus dem zertrümmerten Waggon gerannt, ihre Jungen im Schlepptau. Kevin hielt sich die Hand vors Auge, während Erik seine blutüberströmte Faust mit der anderen Hand umfasste. Aber die beiden waren zu spät dran, hoffnungslos zu spät.
    Ritor nahm die Verfolgung auf, sinnlos darauf hoffend, den Drachentöter doch noch einzuholen.
    Doch der wusste ganz genau, was zu tun war. Er lief nicht, er stürmte mit ganzer Kraft geradewegs zum Fluss
hinunter. Die Beschwörungsformel, die der Magier ihm hinterherschickte, holte ihn zwar von den Beinen, aber nur, um ihn die gepflasterte Brückenstraße entlang noch näher zum Fluss zu schleifen.
    Er verfügte über eine kolossale Widerstandskraft. Er kämpfte wie ein Löwe, dieser Drachentöter. Seine Verteidigung schien geradezu ideal; vielleicht hätte man ihm eben doch Erik und Kevin auf den Hals hetzen sollen …
    »Wir brauchen die ganze Kraft des Clans«, flüsterte Ritor, während er zusah, wie der Mann durch das Geländer rutschte und wie ein Stein in den Fluss plumpste. »Oder noch ein anderes Element zur Unterstützung.«
    »Sieht so aus, als wäre er auf und davon, diese stinkende Meduse!«
    »Auf und davon«, stimmte Ritor bedrückt zu. Der Kopf des Drachentöters war nicht zu sehen, aber Ritor wusste ganz genau, dass jener nicht ertrinken würde. Jedenfalls nicht in der nächsten Zeit.
    »Was sollen wir jetzt tun, Meister?« Asmunds Stimme zitterte, er musste die Tränen zurückhalten. Ritor blickte sich um: Kan und sein Schüler machten sich schon neben der Waggonruine zu schaffen, aus der die Gnome die Toten und Verletzten bargen.
    »Beunruhige dich nicht, Asmund«, antwortete der Magier mit leiser Stimme. »Es ist nicht unsere Schuld. Dieser Drachentöter … er hat den Zorn der Menge entfacht … sonst hätte es keiner gewagt, Erik und Kevin anzugreifen. Schließlich sind das hier unsere Länder … Keiner hätte sich jemals erdreistet. Es war der Drachentöter … ich weiß es. Ich erinnere mich.«
    »Ich glaube, die Gnome kommen«, sagte Sandra mit Unbehagen.

    »Na und? Sollen sie kommen. Wir übernehmen alle Unkosten. So teuer wird es wohl nicht werden, ein alter Waggon!«
    »Und die Familien der Toten?«, erinnerte ihn Sandra.
    Nun wand Ritor sich ebenfalls. Ja, da hatte sie Recht, da war nichts zu machen. Der Clan der Luft galt als guter Lehnsherr. Es kostete ihn viel Geld, diesen Ruf zu wahren, aber genau das schützte ihn andererseits auch vor Aufständen.

11
    Loj war erst ein einziges Mal auf dem Territorium des Wassers gewesen. In früher Jugend, als Mädchen von zwölf, dreizehn Jahren, hatte man sie einmal auf einen Besuch mitgenommen. Damals, gleich nach dem Krieg, gingen die Clans sehr freundschaftlich miteinander um. Es war Mode, sich gegenseitig zu besuchen, Botschaften einzurichten, manchmal kam es sogar zu einer Heirat zwischen Vertretern verschiedener Clans, oder jemand wechselte von einem Clan in einen anderen … Aber aus diesen alten Zeiten hatte sie nur noch das Rauschen der Springbrunnen, das Glitzern der Sonne und jenen wortkargen Jüngling in Erinnerung, der zum Schutz und zur Unterhaltung der jungen Katze abgestellt worden war. Loj langweilte sich offenkundig, bei ihr hatte soeben die Pubertät eingesetzt, die erste Krise des Erwachsenwerdens, wenn alle zukünftigen Möglichkeiten anfangen, auf sich aufmerksam zu machen.
    Voll boshaftem Vergnügen hatte sie den armen Jüngling mit ihren kapriziösen Wünschen, mit Beschwerden und gelegentlichem Kokettieren gereizt und schließlich als Beweis seiner Ergebenheit einen Zauber von ihm verlangt, der nicht in seiner Macht lag. Wenn man es genau nahm, hatten
die Reibereien zwischen den Clans vermutlich auf diese Weise ihren Anfang genommen.
    Jetzt hatte sie es nicht nötig, ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. Und sie hatte auch nicht den Wunsch, fremde Magie zu sehen. Jene, die Torns Palast bis unters Dach erfüllte, würde ihr vollkommen ausreichen.
    Selbstverständlich gab es auch hier Springbrunnen, Fußböden aus Wasser, lebendige, fließende Spiegel. Regenbögen, die unter den Decken hingen – die ganze unvermeidliche Palette an Wundern, die dazu diente, die Vorstellungskraft der Menschen zu erschüttern. Aber sehr viel wichtiger war die eigentliche Kraft. Selbst Lojs schwacher Beobachtungsgabe entging nicht eine Reihe erschreckender Besonderheiten. (Oder sorgte man hier dafür, dass es ihr nicht entging?) Zum Beispiel die Tatsache, dass Stopolje buchstäblich auf einem See

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