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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Widerstand zu denken. Seine Hosenbeine hatten sich dunkel verfärbt. Er rutschte durch den Staub auf die ihn umzingelnden Krieger zu, rang die Hände und winselte vor Angst.
    »Ach, große Not … ach, bin nur eine Waise … ach, verschont mich, gute Leute … seht nur, seht, ein Kreuz … nicht im Traum … hab mir nichts zuschulden kommen lassen, ehrwürdiger Magier, ganz bestimmt, bin unschuldig …!«
    Der Mann weinte dicke Tränen, während er sich weiter im Staub wand und Unverständliches vor sich hinstammelte. Ein scharfer Geruch ging von ihm aus.
    Die Krieger standen um ihn herum und behielten den Mann im Visier. Keiner von ihnen fiel auf so eine plumpe Falle herein. Sie warteten auf Ritors Kommando.
    »Und das ist der Drachentöter, ehrwürdiger Ritor?« Liz zog die aristokratische Nase kraus. »Ich glaube, dass dieser Mann hier nur ein kleiner Dieb ist, der sich vor Angst in die Hose gemacht hat, weil er jemandem das Schwert klaute.«
    Der Magier der Luft trat vorsichtig näher.
    Wo bei allen Großen Winden war dessen Kraft? Wo verbarg sie dieses auf den ersten Blick so erbärmliche Wesen? Vielleicht war dies eine gemeine Falle, und der Drachentöter wartete nur darauf, dass seine Gegner ihre Entschlossenheit verloren und sich entspannten, ehe er den ersten Schlag gegen sie führte.
    »Versuch nicht zu fliehen oder uns mit Zauberei zu täuschen!«, warnte Ritor den Mann.
    »Nein, nein, Väterchen, im Leben nicht, niemals, ich liege ganz still, bitte, Väterchen, bin nur eine arme Waise,
bitte, hab das Gesetz gewiss nicht übertreten … bei Gott nicht …«
    »Woher hast du das Schwert?«, fragte Ritor streng.
    »Schwert? Welches Schwert? Das ist doch nur ein Stock …«, stammelte der Unglückliche.
    Ritor schüttelte den Kopf. Warum nur war es ihm so vorgekommen, als ob dieser Mann eine Waffe bei sich trüge? Wo es sich doch in Wirklichkeit nur um einen einfachen Stock handelte, mit einem Ästchen, das ein wenig an einen Griff erinnerte …
    »Abtasten, schnell!«, befahl Ritor.
    Eine kleine, billige Seele. Ein wenig Gier, Angst, Lüsternheit und Dummheit. Im Moment vor allem – ungeheure Angst. Weiter nichts. Absolut gar nichts!
    Wie konnte das nur sein? Das Zauberband hatte doch ganz deutlich …
    »Dies ist nicht der Drachentöter, Maître Ritor«, sagte Liz verächtlich. »Man hat uns hinters Licht geführt.«
    Alles, was die junge Feuerfrau nicht geäußert hatte, war deutlich in ihren Augen zu lesen.
    Loj! Loj Iwer. Die ihm das Leben gerettet hatte. Die so überzeugend gewesen war. Die ihnen so eilig zu Hilfe gekommen war.
    Und die auf einmal verschwunden war.
    Eben war sie noch gemeinsam mit ihnen durch den Wald gehetzt, hatte Hände geschüttelt und mit den Fingern ihre niederträchtigen Katzenformeln gewunden, sogar seinen Blick gesucht und ihn angelächelt. Und jetzt war sie auf und davon. Schnell und unbemerkt, wie es nur die Katzen konnten.
    Dieses käufliche Luder! Ja, sie war zu Torn gestürzt, hatte ihn um Verzeihung angefleht … die er schließlich gewährt
hatte. Natürlich hatte sie auf seinen Befehl hin gehandelt. Hatte ihn um den Finger gewickelt. Gerade weil sie ihm ja vorher das Leben gerettet hatte … tatsächlich, ein guter Schachzug von Torn, das musste man ihm lassen.
    Der arme Mann vor ihnen war völlig erstarrt und winselte nur noch schwach vor sich hin.
    »Freunde, man hat uns verraten. Loj Iwer hat uns verraten. Sie hat dem Drachentöter geholfen zu entwischen. Und wahrscheinlich hat sie ihm auch beigebracht, wie man das Zauberband abstreift. Das ist keine schwierige Aufgabe, wenn einem ein erfahrener Magier hilft. Und wie man es auch dreht und wendet, Loj Iwer ist eine Magierin ersten Ranges. Wenn auch eines Totemistischen Clans. Natürlich, so war es, genau so …«
    Ritor sprach gemessen und ohne Hast; wie im Unterricht. Die Magier und Krieger um ihn herum blickten ihn mit wachsender Unruhe an; sie durften jetzt nicht aufgeben, sie mussten ihn erneut ausfindig machen, vielleicht gelänge es ihnen noch.
    Ritor jedoch redete und redete. Und keiner wagte es, den Magier mit dem glasigen Blick zu unterbrechen.
    »Es gibt so ein Verfahren. Der Drachentöter kapselt die Kraft in sich ein, so dass man sie nur aus nächster Nähe erkennen kann. Und einem Ersatzmann, hier diesem unseligen Dieb zum Beispiel … wird für eine kurze Zeit der Umhang der Kraft übergehängt … es ist eine Maskierung, eine Tarnung, wie man auf der Anderen Seite sagt. Und wir sind auf diesen Trick

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