Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
dass der Magier schwankte, sich nicht zu einem Schlag durchringen konnte. Seine Augen glitten zwischen den näher rückenden Sturmwolken und dem in Unentschlossenheit verharrenden Viktor hin und her.
Der Mensch auf dem Fels ließ sich in die Hocke hinunter, dann stieß er sich ab und flog in den Himmel hinauf.
Torn zögerte immer noch, folgte ihm mit den Augen. Dann holte er zum Schlag aus, das konzentrierte Geschütz schlug ohne großen Schaden anzurichten in die Felsen ein und zermalmte sie zu feinem Staub.
Die Magier hoben die Köpfe.
Viktor flog und näherte sich bereits dem Felsenplatz. Ab und zu schien sich sein Körper zu biegen, so als versuche er, auf das Schloss zuzusteuern. Aber jedes Mal schob ihn eine unsichtbare Kraft wieder zurück.
»Das war’s«, sagte Torn. »He! Wäre es nicht an der Zeit, dass wir uns ins Unvermeidliche schicken und Viktor im Kampf gegen die Invasion der Angeborenen beistehen?«
Ritor riss sich von dem Magier der Erde los und schüttelte den Kopf. Er öffnete die Arme, die Kraft heulte in einer verzweifelten Anstrengung auf.
Loj war inzwischen aufgestanden und spuckte Blut aus, sie fixierte den Luftmagier und warf sich mit einem Sprung auf seinen Rücken.
Aber aufzuhalten vermochte ihn keiner mehr. Offenkundig waren die Überreste seiner ehemaligen Kräfte als Drachentöter tatsächlich zu ihm zurückgekehrt, und er erhob
sich in die Lüfte. Mit den Ellbogen nach Loj stoßend, die noch auf seinem Rücken hing, flog Ritor hinter Viktor her.
Torn ging gebeugt und erschöpften Schrittes zu Tel, die noch immer rücklings auf dem Boden lag. Er hockte sich neben sie und blickte ihr ins Gesicht. Er schnalzte mit der Zunge.
»Was … was für eine Invasion?«, kreischte Andrzej.
»Hilf ihr«, sagte Torn, ohne sich umzudrehen. »Die Geheime hier hat alle ihre Kräfte verausgabt, indem sie Viktor nährte. Sie war eben doch jünger als er … ich hätte es nicht gedacht.«
»Was für eine Geheime? Was für eine Invasion?« Andrzejs Stimme war gedehnt und klang boshaft. »Was schwafelst du, Torn?«
Der Magier schaute in das Gesicht des Mädchens und machte eine finstere Miene. »Was für eine Geheime? Nun, sieh sie dir nur an.« Aus Torns Handfläche strömte ein gleichmäßiges hellblaues Licht zu Tels Gesicht. »Hast du wirklich geglaubt, dass sie alle zusammen mit dem Herrscher umkamen?«
»Eine hat Ritor entkommen lassen …«
»Und eine zweite wartete in der Mittelwelt auf ihre Stunde …« Torn zog die Hand weg. Tel öffnete die Augen und blickte ihn verständnislos an. »Was die Invasion angeht … schau da nach Süden, Andrzej …«
Der Magier kniff kurzsichtig die Augen zusammen und fixierte den Horizont. »Ein Sturm …«
»Ja, und in seinem Herzen rücken die Schiffe der Angeborenen gegen uns vor.« Torn stand auf. »Es ist zu spät, um zu streiten. Hilf mir, der Flotte entgegenzutreten.«
In Andrzejs Augen flackerte Angst auf. »Dort … dort … ist … ich spüre es …«
»Der Erschaffene Drache …« Tels Stimme war noch kraftlos. »Er kommt. Auch er ist im Zentrum ihrer Kraft. Nur der Geflügelte Herrscher kann ihn aufhalten.«
»Andrzej, hilfst du mir?«
Der Erdmagier knetete sein Kinn mit seinen gelblichen Fingern. »Man braucht eine besondere Formel …«
»Wirk du nur deine Formeln, bis der Drache dich frisst!«, bellte Torn. »So sieh doch wenigstens zu, dass die Riffe sich vom Meeresboden heben! Wenigstens das!«
»Ich muss … ich muss … zurückkehren … in den großen Tempel … nur da kann ich …«, murmelte Andrzej zusammenhangslos vor sich hin. Torn rüttelte ihn schonungslos an der Schulter.
»Komm zu dir, Magier! Hier sind deine Kräfte doch viel größer!«
»Ich … ich muss erst etwas in meinem Gedächtnis auffrischen … dann komme ich wieder her … Ich benötige Ruhe, Konzentration, Versenkung ins Detail …«
Torn holte im Zorn zum Schlag aus.
»Das wirst du nicht wagen!«, kreischte der Magier der Erde mit dünner Stimme.
»Du Kröte …« Torn trat auf ihn zu. »Und ob ich es wage! Ich werde alles sagen und tun, damit …«
Das war sein Fehler. Andrzej hüpfte geschickt zur Seite, hob beide Arme in die Luft und schrie laut eine Formel. In seiner Angst hatte er sie offenbar kurz und wirkungsvoll gewoben, denn die Ufersteine fügten sich zu einer schmalen Treppe zusammen, die geradewegs ins Wasser führte. Der Magier eilte die Stufen hinab, die Wellen traten gehorsam auseinander, und einen Augenblick später war er
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