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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verschwunden.
    »Elender …« Torn spuckte aus. »Kannst du aufstehen, Geheime? Wie es aussieht, müssen wir uns der Flotte zu
zweit entgegenstellen.« Er beugte sich vor und streckte Tel in einer unfreiwillig galanten Geste die Hand hin. Und sie schob sie nicht beiseite.
    »Du bist sehr tapfer, Geheime«, sagte der Magier des Wassers, während er in den sich verdunkelnden Horizont starrte, von wo sich ein dichter Vorhang aus wirbelnden Tornados näherte. »Du hast alle ohne Ausnahme getäuscht. Mich eingeschlossen. Und wahrscheinlich sogar Viktor. Jetzt ist es vorbei, oder? Er vermag nichts mehr zu tun, nicht wahr?«
    Tel zuckte schweigend mit den Schultern.
    »Und kannst du etwas tun, Geheime?«
    »Ja.«
    »Aber der Hüter …«
    »Sorge dich nicht, Magier des Wassers. Wir treten ihrer Flotte entgegen. Und auch dem Erschaffenen Drachen. Wir werden standhalten, solange wir können. Ich bitte dich nur … töte mich, wenn ich es nicht schaffe. Ich will nicht bei lebendigem Leibe in die Hände dieses Ungetüms geraten.«
    Einige Sekunden blickte Torn nach Süden, wo sich der Sturm ausbreitete. »Ich schwöre es dir, Geheime, sofern ich selbst am Leben bin. Aber ich werde alles daransetzen, damit es nicht dazu kommt.«
    »Ich bin es, die alles daransetzen muss …«, sagte Tel mit leiser Stimme.
     
    Der steinerne Platz hatte die Form eines gleichschenkligen Fünfecks. Ein Pentagramm, das sich seit undenkbaren Vorzeiten auf gleicher Höhe mit dem Schloss über der Welt befand. Viktor hing für einen Augenblick über ihm, wie ein Sportler in einem Sprung von beispielloser Höhe.
    Dann kamen die schwarzen Steine auf ihn zu.

    Die Magie verschwand nicht vollständig. Noch immer spürte er die vier Elemente. Aber hier gab es weniger davon. Hier verbarg sich die Quelle.
    Der halbe Himmel hatte sich bereits in eine brüllende Hölle verwandelt, vielleicht gab es auch auf der Anderen Seite solche Stürme, aber Viktor hatte nie welche erlebt, und sein Bewusstsein weigerte sich, dieses Ereignis als Realität anzuerkennen. Der Sturm zog unmittelbar vor der Insel auf, vollführte einen leichten Bogen und umarmte sie in einem Halbkreis. Irgendwelche Urkräfte zügelten noch träge seinen Ansturm, aber sie wurden nicht vom lebendigen Willen gestützt.
    Die Steine des Platzes waren vom Wind blank poliert, fast so wie die Mauern des Schlosses. Aber an einigen Stellen waren tiefe Furchen zu sehen, als ob etwas … jemand … aus großer Höhe auf sie niedergestürzt sei, seine Krallen hineingestoßen hätte, Krallen, die stärker waren als der Fels.
    Etwas oder jemand stieß herab, bremste seinen zügigen Flug, schüttelte den mächtigen Körper, schloss die Flügel.
    Und ging auf das Schloss zu, über die schmale Regenbogenbrücke, die doch kaum einen Menschen auszuhalten vermochte?
    Nachtschwarz zeigen sich die Wände
und die Kuppeln perlmuttweiß.
Hat die Trauer hier ein Ende,
unsrer Träume Festung sei’s.
     
    Glatt-blau plätschert eine Welle,
Sonnenhonig strömt herab,
aus dem Wolkenland zur Stelle
Kinder, die zum Flug begabt.

    Was ist wirklich, was ein Traum,
denk nicht nach, stell keine Fragen.
Ein Gedanke in dir wohnt,
deine Antwort gibt dir Recht.
     
    Der beherrscht die Welt des Tages,
jener ganz allein die Nacht,
aber vom geheimen Feuer
einer nur den Schlüssel hat.
     
    Leib vom Leib, des Wesens Kern,
gabst du auf die luftige Höh’,
Traumwelt ist dein Reich allein,
auf zur Regenbogenbrücke.
     
    Du trugst die Last.
Du gingst den Weg,
was du erfuhrst,
vergiss jetzt nicht.
    Hier hatten die Drachen gehaust.
    Ihre Flügel umfassten die Luft, ihrer Kehle entstiegen Flammen, das Wasser am Ufer schäumte, und der Fels unter ihnen stöhnte.
    Und in Menschengestalt gingen sie über die Regenbogenbrücke in ihren Horst, in ihr Schloss, in ihr Haus …
    Als ob er vergessen hätte, wer er war, schritt Viktor auf das vielfarbige Band zu. Und vernahm einen Schrei hinter sich.
    Ritor und die sich an ihn klammernde Loj stürzten auf den Platz. Die Katze hämmerte dem Magier ins Gesicht, drückte ihm mit festem Griff den Hals zu, als ob sie bereit
wäre, daran zugrunde zu gehen, aber nur, wenn sie den Magier mit sich reißen konnte.
    Ritor ergab sich nicht.
    Sie wälzten sich über die Steine, ineinander verschlungen wie Liebende. Loj sprang vom Magier weg, brachte sich erneut in Angriffsposition. Viktor sah, wie an ihren Fingerspitzen scharfe Schatten aufblitzten.
    Und dann schwang Ritor, der noch nicht dazu gekommen war, die

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