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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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durchgeschlagen, als das Schicksal des Drachenbezwingers nur aus diamanten funkelnden Wegen des Ruhmes und des Heldenmuts zu bestehen schien. Damals war ich jung, grausam und dumm.
Dann musste ich mich durchschlagen, als ich den letzten, schon von mir verletzten Geflügelten Herrscher durch das ganze Land verfolgte. Den letzten aus einem einst so mächtigen Geschlecht. Später … Genug der Erinnerungen. Dort kommt Loj Iwer, die bezaubernde Loj. Von ihrer Empfindsamkeit und ihrem Temperament erzählen sich die pickeligen Jünglinge gegenseitig schamlose Geschichten, wobei sie erröten, keuchen, prusten und um ein Haar ihre Hosen beflecken.
    Ritor umfing eine weiche Wolke warmen Duftes – Iwer war bekannt für ihre selbst gefertigten Parfums. Ein schneller Blick unter den dichten Wimpern hervor, eine kaum merkliche Drehung ihrer biegsamen Hüften, kurz aufblitzende Grübchen – was ist mit dir, Ritor? Deine Kehle ist trocken. Dein Herz hat einen Stich gespürt. Dein diebischer Blick sucht vergeblich, in den tiefen Ausschnitt des Dekolletés vorzudringen. Du siehst begierig auf ihre Beine, die bis über die Knie entblößt sind.
    »Du musst dich dessen nicht schämen«, sagte Loj. Sie war ungewöhnlich ernst. »Du hast deine Kraft, und ich habe meine.« Ritor wandte mühsam den Blick ab.
    »Du bist ein komischer Mensch, Ritor. Ein mächtiger Magier, der rot wird wie ein kleiner Junge, weil er auf meine Brüste schaut. Du hast schlechte Liebhaberinnen gehabt, Magier der Luft.«
    »Warum sagst du so was, Loj?« Wenn sie mit Torn gemeinsame Sache machte und ihn aus der Fassung bringen wollte, würde ihr das nicht gelingen.
    »Das ist es, was ich jetzt denke. Und daher sage ich es dir. Es ist sinnlos, vor einem Meister wie dir etwas verbergen zu wollen. Vielleicht hättest du nicht immer meine Katzen verschmähen sollen, Maître?«

    »Was hat das für eine Bedeutung?«, fragte Ritor gleichmütig. Es würde ihr nicht gelingen, ihn zornig zu machen.
    »Bedeutung hat nur eines«, sagte Iwer mit plötzlicher Schärfe, »nämlich dass du und Torn hier ein Handgemenge anzettelt. Ich pfeife darauf, weshalb ihr euch bekämpfen wollt – ihr von den Elementen seid verrannt in eure Vorurteile -, aber hier werde ich kein Blutvergießen dulden. Und ich werde nicht zulassen, dass sie dich umbringen. Torn hat zu viele von seinen Leuten mitgebracht. Das wird kein Duell, sondern eine Mordhatz. Ich möchte, dass du lebendig hier herauskommst, Ritor.«
    »Warum?«, fragte der Magier kaltblütig, und Loj biss sich unwillkürlich auf die Lippe – es schien unmöglich, zu diesem Eisklotz durchzudringen. Sollte sie es etwa vor den Augen des ganzen Saals mit ihm treiben? Amüsanter Gedanke … aber das würde Chor nicht ertragen.
    »Als Mann gefällst du mir besser als Torn«, sagte sie giftig und drehte ihm den Rücken zu. Wie auch immer, sie hatte ihr Ziel erreicht. Ritor hatte seinen Zorn zügeln müssen und Kraft verloren. Sein undurchdringlicher Schutzschild hatte für einen kurzen Augenblick einen Riss bekommen. Natürlich hätten nicht einmal zehn Frauen von Lojs Klasse ihm wirklich etwas anhaben können, dennoch hatte sie etwas in Erfahrung gebracht.
    Nämlich, dass es Torn war, der Ritor umbringen wollte. Und nicht umgekehrt.
    Was noch zu beweisen war.
     
    »Alles fertig, Chor.«
    »Dann fangen wir an.«
    Leben kam in die Nacht.

    »He, ihr da!«, brüllte Chor, wobei sich seine Stimme beinahe überschlug. »Ihr Leute vom Wasser! Hört gut zu, was ich euch zu sagen habe! Kommt lieber rein zu uns, hier ist es warm, trocken und fröhlich! Wir werden ohnehin nicht zulassen, dass ihr Elementaren hier eure Rechnungen begleicht. Wir sind zehnmal mehr, und selbst wenn jeder von euch neun von uns erschlägt, so wird unser zehnter Mann ihn doch am Ende fertigmachen. Mit bloßen Händen, ohne Waffen. Na also, Degen in die Scheide? Oder wollt ihr euch schlagen …?«
    Die Dunkelheit schwieg.
     
    »Maître Torn …« Loj setzte sich geziert hin; sie hatte ihre Position so gewählt, dass er bequem über den Rand ihres Dekolletés spähen konnte. »Was für eine Ehre für uns …«
    »Lass doch, Loj.« Sie bemerkte, dass er sich nervös die Lippen leckte. »Seit wann bin ich für dich ›Maître‹? Einfach Torn, nur unser Ritor liebt solche offiziellen Anreden …«
    »Dann lass uns tanzen, Torn.« Graziös legte sie ihm die Hand auf die Schulter.
    Der Ball der Katzen war schon voll im Gange. Die Gäste hatten sich wieder beruhigt. Zwei

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