Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
mächtige Magier waren auseinandergegangen, nach außen hin völlig friedlich. Keiner interessierte sich mehr für Ritor und Torn – keiner ahnte, was mit dem Clan des Feuers geschehen war, und keiner wusste, worüber die beiden Magier gesprochen hatten. Die Musik spielte auf; geschmeidig drehten sich die Paare. Über dem dichten Laub blitzten dunkelrote, silberne und hellblaue Lichter. Die Debütantin vom Clan des Wassers tanzte pausenlos.
Torn und Loj reihten sich unter die Paare. Iwers zierliche Finger legten sich sofort um den sehnigen Hals des Zauberers. Er zuckte zusammen.
»Was ist mit dir, reizende Gastgeberin?«
Loj wusste, dass sie keine Zeit verlieren durfte. Chor war bereits unterwegs, und das bedeutete, dass Torn jeden Augenblick ein Alarmsignal erhalten konnte. Und das zu übertönen würde ihr nur auf eine einzige Weise gelingen. Außerdem gehörte er nicht zu den Menschen, denen man lange etwas vormachen konnte. Nur ein zielstrebiger Vorstoß hatte Aussicht auf Erfolg, wie plump das auch aussehen würde. Im Übrigen sagte ihr ihre Erfahrung, dass Männer am leichtesten mit Plumpheiten zu gewinnen waren. »Was würdest du dazu sagen, dass die verruchte Loj allzu gerne in Erfahrung bringen möchte, wie es sich mit einem echten Magier anfühlt?« Sie betonte das Wort »echt«. Durch den dünnen Stoff des Kleides spürte sie, wie seine Handflächen augenblicklich heiß wurden. Er schluckte krampfhaft.
Noch ein kleiner Junge, dachte die Katze verächtlich. Verlangt die hohe Magie der Elemente tatsächlich so viel Kraft und Einsatz von ihren Schülern, dass für ganz normalen Sex kein Platz mehr ist?
Torns Kopf zuckte heftig auf und ab – es war nicht leicht, in dieser hektischen Bewegung ein zustimmendes Nicken zu erkennen.
»Dann lass uns gehen«, flüsterte Loj und drängte sich enger an ihn. Sie lösten sich in der Wand des Ballsaals auf.
Das kleine Kämmerchen hatte Loj extra für diese Art dringlicher Rendezvous eingerichtet. Hier herrschte Dämmerlicht. Torn stand mit hängenden Armen da und atmete schwer –
also wirklich, jede Faser ein grüner Junge vorm ersten Mal. Sie lächelte spöttisch – ihre Macht war jetzt um ein Vielfaches größer!
»Trau dich nur, Maître.« Sie lächelte, während sie sich mit einer einzigen Bewegung von ihrem Kleid befreite.
Er umfasste sie wie ein Ertrinkender einen Rettungsring.
»Aber, aber …«, flüsterte sie heiser.
Der Magier verlor die Beherrschung, und das war gut so.
Torn presste sich an sie.
»Und jetzt gibst du den Deinigen den Befehl, Ritor ziehen zu lassen«, schnurrte sie zärtlich.
Stahl blitzte an Torns Kehle auf; eine Schneide ritzte in seine Haut.
»Wa-as?!« Es schien, als bräche er leblos zusammen.
»Ich möchte keine Leichen auf meinem Ball«, sagte sie scharf. »Du willst Ritor umbringen. Das werde ich nicht zulassen. Begleicht eure Rechnungen, wo ihr wollt, aber nicht auf meinem Territorium. Hast du verstanden, Torn? Sag deinen Leuten, sie sollen ihn ziehen lassen. Hörst du? Sonst, das schwöre ich dir, schneide ich dir die Kehle durch. Was dann mit mir geschieht, wirst du jedenfalls nicht mehr erfahren.« Wieder berührte sie mit der Klinge seine Kehle.
Torn krächzte.
»Schlampe.«
»Es lohnt nicht, mich zu beschimpfen«, sagte sie weich. »Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Los jetzt!«
Er zögerte einige Augenblicke lang, und Loj dachte, dass er wohl wirklich kein Feigling war.
»Gut! Du hast gewonnen … diesmal.«
Sie spürte eine Welle der Magie.
»Fertig …«
»Erklär mir, wie du das geschafft hast«, wollte Chor mit finsterer Miene wissen, nachdem sie sich geliebt hatten.
Loj prustete verächtlich.
»Für einen echten Magier hing er zu stark am Leben«, sagte sie. Als würde sie dem unsichtbaren Torn ins Gesicht spucken.
Die Amerikaner hatten einst eine Form der Bestrafung gekannt, die sich »Teeren und Federn« nannte. Viktor hatte sich nie erklären können, worin bei dieser Maßnahme der erzieherische Effekt lag.
Jetzt, so schien es, wurde ihm das endlich klar. Von Kopf bis Fuß über und über verschmiert mit Schlamm und übersät mit Blättern, die daran klebten, stand Viktor vor der laut lachenden Tel und wusste nicht, was er tun sollte. Lachen, weinen, Reißaus nehmen oder dieser Göre eine Ohrfeige verpassen, die ihn Gott weiß wo reingezogen hatte?
Trotz allem entschied er sich fürs Lachen. Tel sah wirklich zu albern aus. Genau wie er selbst. Viktor streckte die Hand aus und
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