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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Du steckst mitten in einer uralten Geschichte, mein Junge.«
    »Unglaublich«, murmelte Ben und sah sich noch einmal nach dem Schrein mit den Mondsteinen um. Dann folgten er und die anderen dem Lama ins Freie, wo die Sonne sich rot leuchtend über die schneebedeckten Gipfel schob. Zwischen den Klostergebäuden wimmelte es jetzt von Mönchen. Ben stellte erstaunt fest, dass einige davon jünger waren als er selbst.
    »Da sind ja Kinder dabei«, raunte er Barnabas Wiesengrund zu.
    Der Professor nickte. »Ja, natürlich. Die Menschen hier glauben, dass wir alle viele Leben auf diesem Planeten verbringen. Jedes dieser Kinder kann deshalb älter sein als der älteste der erwachsenen Mönche. Eine interessante Vorstellung, nicht wahr?«
    Ben nickte verwirrt.
    Plötzlich kam Unruhe in das friedliche Gewimmel auf dem Klosterplatz. Lung hatte seinen langen Hals aus der Tür des Dükhang geschoben. Die meisten Mönche blieben wie angewurzelt stehen. Der Lama hob die Hände und rief ein paar Worte in die Menge.
    »Er sagt«, flüsterte Fliegenbein, »dass Glück von Lungs Schuppen rieseln wird wie Mondschnee und dass du und Schwefelfell Drachenreiter seid, die ihre Hilfe brauchen.«
    Ben nickte und blickte auf alle die Gesichter hinunter, die erstaunt, aber ohne Furcht, zu dem Drachen hinaufsahen.
    »Ben«, flüsterte Barnabas Wiesengrund ihm zu, »zum Frühstück wird es gleich Tsampa, geröstetes Gerstenmehl, und heißen Buttertee geben. Er ist sehr gesund und nützlich in diesen Höhen, aber es kann einem ziemlich schlecht werden, wenn man das erste Mal davon kostet. Soll ich dich entschuldigen und du leistest Guinever Gesellschaft, solange das Essen dauert? Sie hat bestimmt ein Frühstück für dich, das dir besser schmeckt.« Ben blickte zum Lama hinüber. Der erwiderte seinen Blick und lächelte. Dann raunte er Fliegenbein etwas ins Ohr.
    »Der Lama sagt«, übersetzte der Homunkulus, »dass er durchaus ein paar Worte unserer Sprache versteht und dass es dir, Drachenreiter, keinesfalls als Unhöflichkeit ausgelegt werden wird, wenn du auf den Genuss von Tsampa und Buttertee verzichtest und stattdessen die Gesellschaft der klugen Tochter des Professors suchst.«
    »Danke«, stammelte Ben und schenkte dem Lama sein Lächeln zurück. »Fliegenbein, sag ihm, dass es mir hier sehr gefällt und ...«, er sah hinüber zu den Bergen, die sich auf der anderen Seite des Tals erhoben, »... und dass ich mich hier irgendwie zu Hause fühle, obwohl alles ganz anders ist als da, wo ich herkomme. Wirklich ganz anders. Sag ihm das, ja? Nur mit besseren Worten.«
    Fliegenbein nickte und wandte sich wieder dem Lama zu, der dem Homunkulus aufmerksam lauschte und dann mit seinem leisen Lächeln antwortete.
    »Der Lama sagt«, gab Fliegenbein an Ben weiter, »dass es seiner Meinung nach durchaus möglich ist, dass du schon einmal hier gewesen bist. In einem anderen Leben.«
    »Komm, Drachenreiter«, sagte Barnabas Wiesengrund, »bevor dir der Kopf von so viel Weisheit platzt, bringe ich dich jetzt erst mal zu Guinever. Und wenn das Frühstück vorbei ist, hole ich dich ab.«
    »Was meinst du, Barnabas, was sollten Schwefelfell und ich tun?«, fragte Lung und streckte seine Schnauze über die Schulter des Professors.
    »Oh, diese Menschen werden sich nach deinen Wünschen richten, Lung«, antwortete Barnabas Wiesengrund. »Wie wäre es, wenn du dich zum Schlafen einfach in den Dükhang legst? Niemand wird dich dort stören, im Gegenteil, sie werden dich so mit Gebeten überschütten, dass du den Saum des Himmels einfach finden musst.«
    »Und ich?«, fragte Schwefelfell. »Was wird mit mir, solange Lung schläft und ihr Buttertee trinkt? Ich mag keinen Tee und ich mag keine Butter, also schon gar keinen Buttertee.«
    »Dich bringe ich auch zu Guinever«, sagte der Professor. »Es gibt ein herrlich weiches Bett in unserem Zimmer und ihre Kekse schmecken dir bestimmt auch.«
    Dann führte er die beiden die Stufen hinunter, durch die Menge der ehrfürchtig dastehenden Mönche, hin zu einem kleinen Haus, das sich an die hoch aufragende Mauer des Dükhang lehnte.
    Lung aber folgte dem Lama in die große Gebetshalle, rollte sich zwischen den Säulen zusammen und schlief tief und fest, während die Mönche um ihn herum saßen und mit leisen Stimmen ihre Gebete murmelten, mit denen sie alles Glück der Erde und des Himmels auf die Schuppen des Drachen herabwünschten.

    RATTENBERICHT  
     
     
    Schwefelfell mochte das Frühstück von Guinever so

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