Drachenreiter
hergerufen hat?« Ben nickte.
Der Lama sagte etwas - mit leiser Stimme.
»Ja, ja, ich weiß.« Burr-burr-tschan kratzte sich den Kopf. »Die alte Geschichte: Silber wird wertvoller als Gold, wenn der Drachenreiter zurückkehrt.«
Der Kobold kniff die schmalen Augen zusammen und musterte Ben von Kopf bis Fuß.
»Ja, die Drachen verstecken sich in einer Höhle«, sagte er langsam. »In einer wunderbaren Höhle, die tief in der Bergkette liegt, die man den Saum des Himmels nennt. Wir haben ihnen diese Höhle gegraben, wir, die Dubidai, die Kobolde dieser Berge. Aber wir haben sie ihnen nicht gebaut, damit sie sich lebendig darin begraben. Als sie das taten, damals, als der goldene Drache sie jagte, da haben wir ihnen die Freundschaft gekündigt und sind wieder hierher gezogen.
Zum Abschied haben wir ihnen gesagt, dass es nur einen Weg der Versöhnung gibt: An dem Tag, an dem sie uns mit einem Mondstein zu Hilfe rufen um den goldenen Drachen zu besiegen, kehren wir zu ihnen zurück.« Er blickte Lung an. »Ich werde dich zu ihnen führen, aber ich werde nicht bleiben, denn sie haben uns immer noch nicht gerufen.«
»Der goldene Drache ist tot«, antwortete Lung. »Er ist versunken im Sand einer fernen Wüste. Sie müssen sich nicht länger verstecken.«
»Er ist nicht tot!«, rief Guinever.
Alle drehten sich zu ihr um. Burr-burr-tschan spitzte die pelzigen Ohren.
»Du hast keine Beweise für deine Behauptung, Guinever!«, sagte Barnabas Wiesengrund.
»Ich - habe - ihn - gesehen!« Guinever schob störrisch das Kinn vor. »Mit eigenen Augen. Ich habe mir nicht eine einzige Schuppe eingebildet. Und den Zwerg auf seinem Kopf hab ich auch nicht geträumt, egal, was ihr alle sagt. Der Goldene ist nicht im Sand versunken! Er ist uns durch den Fluss gefolgt. Und ich wette um meine Feenschuhsammlung, dass er ganz in der Nähe ist und beobachtet, was wir als Nächstes machen.«
»Interessant!«, sagte Burr-burr-tschan. Mit einem Satz sprang er aus seinem Felsloch und landete auf dem steinernen Drachenkopf.
»Hört zu«, sagte er und hob alle vier Hände, »ich werde euch zum Saum des Himmels bringen. Ihr seid ihm näher, als ihr denkt. Wir brauchen nur diesen Berg hier«, er schlug gegen den Felsen, »zu überfliegen, dann werdet ihr sie sehen, genau dort, wo die Sonne aufgeht - eine Kette von Bergen, schön wie weiße Schopftintlinge. Im Tal dahinter haben sich die Drachen versteckt. Ihr würdet den Eingang der Höhle nicht finden, selbst wenn ihr euch die Nase daran stoßen würdet. Nur die Drachen und die Dubidai kennen ihn und ich zeig ihn euch. Ich hab ganz plötzlich so ein seltsames Kribbeln im Pelz. So ein Kribbeln, das ich nur bekomme, wenn etwas Großes bevorsteht, etwas Abenteuerliches, Aufregendes«, Burr-burr-tschan leckte sich die Lippen und blickte zum Himmel. »Sobald die Sonne untergeht, brechen wir auf.«
Dann machte er einen Satz in das nächste Höhlenloch - und war verschwunden.
ABSCHIED UND AUFBRUCH
»Dubidai, pff!«, brummte Schwefelfell, sobald Burr-burr-tschan verschwunden war. »Das soll ein Kobold sein? Also ich weiß nicht. Vielleicht führt er uns geradewegs in den Rachen Nesselbrands.«
»Ach, Blödsinn!« Ben zupfte sie an den spitzen Ohren. »Freu dich, du Meckerkobold! Wir haben es geschafft! Er bringt uns zum Saum des Himmels! Und wenn Nesselbrand dort seine hässliche Schnauze zeigt, dann jagen wir ihn ins Meer zurück!«
»So, so!« Schwefelfell zog die Nase kraus. »Weißt du was? Du spinnst, Menschlein.«
Der Lama raunte den Wiesengrunds etwas zu.
»Was hat er gesagt?«, fragte Ben Fliegenbein.
»Das Kleine wird das Große besiegen«, antwortete der Homunkulus, »und das Sanfte das Grausame.«
»Na hoffentlich«, brummte Schwefelfell. Plötzlich drehte sie den Kopf und schnüffelte. »Puh, hier riecht es nach Steinzwergen. Auf jedem Berg klopfen sie herum, die Kerle mit ihren albernen Hüten.«
»Was sagst du da?«, fragte Guinever erschrocken.
»Es riecht nach Zwergen«, wiederholte Schwefelfell. »Wieso?«
»Wo?«, zischte Ben und packte sie am Arm. »Wo genau?«
Im selben Moment schoss eine kleine Gestalt aus einem Felsloch und huschte schnell wie der Blitz davon.
»Kiesbart!«, kreischte Fliegenbein und kippte fast kopfüber von Bens Schulter. »Es ist Kiesbart! Nesselbrands neuer Panzerputzer! Fangt ihn! Schnell, fangt ihn! Er wird alles verraten!«
Alle stürmten los, stolperten übereinander und versperrten sich gegenseitig den Weg. Als sie den
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