Drachenreiter
»Wenn sie aus den Bergen hier kommen, knirschen sie bestimmt zwischen den Zähnen.«
Burr-burr-tschan grinste nur.
»Hier«, sagte er und drückte Schwefelfell ein paar winzig kleine Pilze in die Pfote. »Die schmecken nicht besonders gut, aber dafür helfen sie gegen die Höhenkrankheit. Gib dem Menschlein und den beiden Winzlingen auch einen. Der Drache wird so was nicht brauchen, aber ihr anderen solltet sie auf jeden Fall essen, verstanden?«
Schwefelfell nickte und steckte sich einen Pilz in den Mund. »Schmecken wirklich nicht besonders«, murmelte sie und gab den Rest an die anderen weiter.
Burr-burr-tschan legte alle vier Pfoten auf Lungs warme Schuppen. »Oh, ich hatte ganz vergessen, wie wunderbar es ist, auf einem Drachen zu reiten«, flüsterte er.
Lung drehte sich zu ihm um. »Fertig?«, fragte er.
Burr-burr-tschan nickte.
»Wir haben noch einen Riemen an deinem Platz befestigt«, rief Ben von hinten. »Schnall dich an.« Burr-burr-tschan schlang sich den Riemen um den pelzigen Bauch.
»Ach, übrigens«, Schwefelfell tippte ihm auf die Schulter. »Wir sind diesen goldenen Drachen vielleicht doch nicht los. Sein Steinzwerg hat uns gestern belauscht, als du den Weg zum Saum des Himmels so wunderbar genau beschrieben hast. Du verstehst, was das heißt?«
Burr-burr-tschan kratzte sich nachdenklich den Bauch. »Ja, wir sollten eher dort ankommen als er, nicht wahr?« Er lehnte sich über Lungs Hals. »Was willst du tun?«, fragte er den Drachen. »Was willst du tun, wenn der Goldene am Saum des Himmels auftaucht? Willst du dich mit den anderen verstecken?«
Lung drehte ihm den Kopf zu. »Ich werde mich niemals wieder verstecken«, sagte er.
»Aber natürlich!«, rief Schwefelfell erschrocken. »Natürlich wirst du dich verstecken! Bis er wieder abgezogen ist. Was sonst?«
Lung antwortete nicht.
»Fertig?«, fragte er nach hinten.
»Fertig!«, rief Burr-burr-tschan und rutschte noch ein Stück vor. »Wecken wir die Drachen aus ihrem Schlaf!«
Die Mönche traten mit ihren Fackeln zurück und Lung breitete die Flügel aus. Die Sichel des Mondes wurde schmaler, deshalb hatte er vorsichtshalber etwas Mondtau getrunken. Seine Flügel fühlten sich leicht wie Vogelfedern an.
»Viel Glück!«, rief Barnabas Wiesengrund.
»Kommt bald wieder!«, rief Vita, und Guinever warf Ben eine Tafel Schokolade zu.
Er schnappte sie noch gerade, bevor sie in Schwefelfells Schoß landete. Lola Grauschwanz startete ihr Flugzeug und Lung erhob sich in den Himmel über dem Kloster. Er überflog den Berg, an dessen Flanke es hing, und schoss auf die Gipfel zu, die im Osten weiß vom Schnee den Himmel säumten.
DIE VERFOLGER
Kiesbart hatte sich zwischen den Felsen versteckt. Kaum einen Meter unter der Mauer, in einer Spalte, die so schmal war, dass er sich mit eingezogenem Kopf hatte hineinzwängen müssen. Zitternd hatte er dagehockt, während sie nach ihm Ausschau hielten, mit angehaltenem Atem, den Rücken gegen den kalten Fels gepresst. Er hatte den warmen Atem des Drachen an der Nase gespürt und vor Wut mit den Zähnen geknirscht, als der verräterische Homunkulus vorschlug die Felsen herunterzuklettern. Es sollte nur kommen, dieses Spinnenbein. Den Berg würde er ihn hinunterschubsen, in die Tiefe, dorthin, wo Nesselbrand im Schlamm wartete. Aber Fliegenbein kam nicht. Traute sich nicht, der dürre Feigling.
Als Kiesbart endlich nichts mehr von oben hörte, war es stockdunkel. Der Berg wisperte ihm seine Geschichten ins Ohr, aber der Zwerg riss sich los, kroch aus dem Spalt, der ihn gerettet hatte, und kletterte hinab ins Tal. Im Dunkeln war das mühsamer als am Tag, aber Kiesbart fand seinen Weg.
Unten angekommen rannte er an den Hütten vorbei. Ob es lohnte hineinzuschleichen, nach Ringen zu suchen, nach goldenen Ketten, Münzen, schönen Steinen? Aber die Hütten rochen nicht nach Reichtum, also huschte Kiesbart weiter, vorbei an Ställen voller Ziegen und Schafe, über die Felder zum Fluss, in dessen braunem Wasser Nesselbrand wartete.
Am Ufer sah der Zwerg sich noch mal um. Alles war still. Die Menschen schliefen, müde von der harten Arbeit auf den Feldern. Ihre Tiere versteckten sich in den Ställen vor der Kälte und die wilden Tiere, die umherstrichen, hatten nur ihre Beute im Sinn. Kiesbart riss einen Zweig vom nächsten Busch und schlug damit aufs Wasser.
»Euer Goldheit!«, rief er leise. »Euer Goldheit, ich bin zurück.« Prustend erhob sich Nesselbrand aus dem Fluss.
»Was
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